Therapiemöglichkeiten von Covid-19

Remdesivir: Erste positive Ergebnisse APOTHEKE ADHOC, 14.04.2020 12:09 Uhr

Erste Erkenntnisse in Bezug auf Remdesivir gelten als vielversprechend gegen Covid-19. Weitere Ergebnisse werden im Mai erwartet. Foto: shutterstock.com/creativeneko
Berlin - 

Remdesivir gilt als einer der größten Hoffnungsträger im Kampf gegen Covid-19: Knapp 2000 Patienten wurden bisher mit dem Wirkstoff behandelt. Nun gibt es erste Ergebnisse.

Gilead Sciences stellt Remdesivir seit dem 25. Januar im Zuge des „Compassionate Use“ zur Verfügung. Bisher wurden mehr als 1800 Covid-19-Patienten mit dem Wirkstoff behandelt. Mehrere Studien untersuchen die Wirkung von Remdesivir. Nun wurden im Fachjournal „New England Journal of Medicine“ erste Erfahrungen veröffentlicht. Nach Einschätzung der meisten Experten ist Remdesivir am ehesten in der Lage, den Verlauf von Covid-19 günstig zu beeinflussen. Die Substanz hemmt die Replikation von Coronaviren und verschiedenen anderen RNA-Viren.

Erste Erfahrungen mit Remdesivir

Das Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles hat seine bisherigen Erfahrungen veröffentlicht: Die Daten umfassen Beobachtungen von 53 Patienten, deren Behandlung vor dem 7. März begonnen hatte. Um den Wirkstoff im Zuge des Compassionate Use anwenden zu dürfen, gibt es einige Voraussetzungen, die alle Patienten erfüllten: Es lag eine bestätigte Sars-CoV-2-Infektion vor, die Sauerstoffsättigung betrug 94 Prozent oder weniger, einige hatten bereits eine Sauerstoffbehandlung.

Drei Viertel der Patienten waren männlich, ein Drittel älter als 70 Jahre. Zwei Drittel der Patienten hatten bereits Vorerkrankungen: 25 Prozent litten unter Bluthochdruck, 17 Prozent unter Diabetes, 11 Prozent unter Hyperlipidämie und ebenfalls 11 Prozent unter Asthma. Die Patienten hatten vor Beginn der Therapie mit Remdesivir seit durchschnittlich zwölf Tagen Symptome. 34 der Patienten mussten mechanisch beatmet werden: Vier erhielten eine extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO), sieben eine nicht-invasive Beatmung und zehn Patienten bekamen Sauerstoff über eine Nasensonde.

Besserung je nach Beatmungszustand

Nach einer Initialdosis von 200 mg Remdesivir intravenös erhielten alle Patienten täglich eine Infusion mit 100 mg Remdesivir. Nach durchschnittlich 18 Tagen hatte sich der Zustand bei 68 Prozent der Patienten gebessert. 15 Prozent erlitten eine Verschlechterung, 13 Prozent der Patienten starben. Großen Einfluss auf den Verlauf hatte offenbar auch die Beatmungssituation: Denn unter den Patienten, die sich erholten, waren alle, die vorher ohne Beatmung auskamen, außerdem fünf der sieben Patienten, die nicht-invasiv beatmet wurden. 57 Prozent der Patienten, die vor Beginn der Behandlung bereits mechanisch beatmet wurden, konnten extubiert werden.

Insgesamt 47 Prozent der Patienten konnten bisher aus der Klinik entlassen werden. Eine Besserung trat demnach häufiger bei Patienten auf, die vor Beginn der Behandlung nicht beat­met wurden oder den jüngeren Patienten. Unter den sieben Patienten, die in der Klinik starben, waren sechs, die invasiv beatmet wurden und einer, der nicht-invasiv beatmet wurde. Der Beobachtung zufolge hatten ältere Patienten über 70 Jahren und solche mit einem erhöhten Serumkreatinin-Wert infolge einer eingeschränkten Nierenfunktion das höchste Sterberisiko. Die häufigste Nebenwirkung von Remdesivir war ein Anstieg der Leberenzyme Alanin-Aminotransferase (ALT) und Aspartat-Aminotransferase (AST), welcher bei 23 Prozent der Patienten auftrat.

Im Vergleich zu chinesischen Intensivpatienten, die in 17 bis 78 Prozent der Fälle starben, ist die beobachtete Mortalität unter Remdesivir mit 13 Prozent vergleichsweise niedrig. Allerdings gab es in der Studie keine Vergleichsgruppe, ohne Remdesivir-Behandlung. Mehr Klarheit werden die noch laufenden randomisierten Studien bringen: Eine der Studien – die sogenannte „Simple“-Studie in China musste jedoch vorzeitig beendet werden, da die Anzahl der schweren Covid-19-Verläufe zurückgegangen ist. Eine andere Studie beschäftigt sich mit mittelschweren Verläufen. Die Ergebnisse einer dritten, weltweiten Studie, welche unter Leitung des US-Natio­nal Institute of Allergy and Infectious Diseases durchgeführt wird, werden im Mai erwartet.