Lieferengpass bis 2021

Ratiopharm: Neue Produktionsstätte für Nitrofurantoin APOTHEKE ADHOC, 12.03.2018 12:30 Uhr

Nitrofurantoin 100 Retard bis 2021 nicht lieferbar? Ratiopharm erklärt den voraussichtlich lang andauernden Engpass. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Seit Juli fehlt es den Apotheken an Nitrofurantoin. Ratiopharm kann die Variante 100 Retard nicht liefern. Beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist das Medikament für mehrere Jahre als nicht lieferbar gemeldet. Ratiopharm erklärt den Engpass.

Für Nitrofurantin steht „ein Transfer zu einer anderen Produktionsstätte an“, teilt Ratiopharm auf Nachfrage mit. Das Ende des daraus resultierenden Engpasses ist beim BfArM auf Juni 2021 datiert; noch im Januar war Juni 2018 gemeldet worden. Ratiopharm kann jedoch „nicht genau definieren“, wann das Arzneimittel wieder zur Verfügung steht.

„Da kam seitens des BfArM die Vorgabe, Mitte 2021 anzugeben“, schreibt der Konzern. Drei Jahre ist laut Ratiopharm „der längste Zeitraum, den ein Produkt nicht am Markt sein kann, ohne die Zulassung zu verlieren“. In Ulm ist man jedoch zuversichtlich, bereits früher wieder liefern zu können. „Wenn der Transfer erfolgt ist, werden wir aber sicher zeitlich früher wieder lieferfähig sein.“

Aber nicht nur Ratiopharm, sondern auch andere Hersteller meldeten Lieferengpässe für Nitrofurantoin-haltige Arzneimittel. Mercury Pharmaceuticals konnte Furadantin retard und Furadantin RP nicht liefern. Auch hier wurden Produktionsproblem als Ursache angegeben. Für beide Arzneimittel wurde jedoch die Meldung zur Nichtverfügbarkeit beim BfArM wieder aufgehoben.

Nitrofurantoin wird zur Behandlung einer akuten Cystitis bei Frauen eingesetzt. Als Mittel der zweiten Wahl kommt der Wirkstoff zur Suppressivtherapie chronisch-obstruktiver Harnwegsinfektionen oder der Reinfektionsprophylaxe chronisch rezidivierender asendierter Harnwegsinfektionen zum Einsatz.

Ursache für eine Cystitis können Bakterien sein. E. Coli kann unkomplizierte und komplizierte Infekte verursachen. Enterokokken, Staphylokokken und Pseudomonas lösen komplizierte Harnwegsentzündungen aus. Betroffen von der Erkrankung ist meist Frauen. Vor allem in den Wechseljahren steigt die Gefahr für eine Cystitis. Ursache ist der sich ändernde Östrogenhaushalt und die dadurch bedingten Schleimhautveränderungen. Geschlechtsverkehr, die Verwendung von Diaphragmen oder Spermiziden, eine Antibiose oder eine Katheterisierung können ebenfalls eine Blasenentzündung auslösen. Männer können aufgrund einer benignen Prostatahyperplasie (BPH) an einem Harnwegsinfekt erkranken.

Harnwegsinfekte können wiederkehren, dabei ist zwischen einem Rückfall und einem Rezidiv zu unterscheiden. Rückfälle treten in etwa 10 Prozent der Fälle bis zu 14 Tage nach dem Therapiebeginn auf. Ein Rezidiv hingegen ist eine neue Infektion und kann auch durch einen anderen Erreger verursacht worden sein. Reinfektionen können durch Östrogenmangel oder psychosomatisch durch eine Assoziation zum Geschlechtsverkehr auftreten.