Obstipation

Queisser: Natürlich abführen mit Rizinusöl

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Düsseldorf -

Obstipation gehört zu den sensiblen Beratungsthemen in der Apotheke. Die Ursachen können sehr unterschiedlich sein, so spielen Stress und Ernährung, aber auch Nebenwirkungen bestimmter Medikamente eine Rolle. Bei der Auswahl eines passenden Präparates kann der Kunde zwischen chemischen oder pflanzlichen Wirkstoffen wählen. Die neu eingeführten Ramend Kapseln enthalten reines Rizinusöl.

Mit dem Motto „Natürlich abführen“ wirbt Queisser für die Marke Ramend. Das apothekenpflichtige Sortiment regt mit pflanzlichen Wirkstoffen die Darmtätigkeit an. Der Ramend Abführtee enthält Sennesblätter und wird zur kurzfristigen Behandlung der Verstopfung bei Erwachsenen und Kindern ab zehn Jahren angewendet. Die Anwendungsdauer sollte zwei Wochen nicht übersteigen. Mit der rektalen Anwendung der Ramend Mini-Klistiere kann der Wirkungseintritt zeitlich besser geplant werden. Nach maximal 60 Minuten tritt die Wirkung ein. Enthalten sind neben Glycerol Kamillen- und Malvenextrakt.

Das Sortiment wird ab September um die Ramend Abführkapseln erweitert. Eine Kapsel enthält 1000 mg Rizinusöl. 60 Kapseln kosten 6,95 Euro. Zugelassen ist das Präparat bei Erwachsenen und Kindern ab zwölf Jahren zur kurzfristigen Behandlung der Obstipation. Es werden ein bis zehn Kapseln morgens nüchtern mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen. Hierbei ist zu erwähnen, dass die geringste wirksame Dosierung die optimale ist. Der Hersteller empfiehlt, mit einer niedrigen Dosierung zu beginnen. Erst wenn die gewünschte Wirkung nicht eingetreten ist, sollte am Folgetag eine höhere Dosierung eingenommen werden. Der Wirkungseintritt ist nach acht Stunden.

Für eine zeitnahe Darmentleerung eignen sich rektale Anwendungen mit Zäpfchen oder Klistieren. Der Wirkungseintritt erfolgt hier meist innerhalb einer Stunde. Häufig angewendet werden Glycerol-Suppositorien, da sie eine dehydrierende und irritierende Wirkung auf die Rektalschleimhaut haben. Die Motilität des Rektums wird angeregt, so dass der Defäkationsreiz gesteigert wird. Außerdem führt der osmotische Effekt zur Wassersekretion ins Darmlumen. Glycerol-haltige Zäpfchen dürfen bereits bei Säuglingen angewendet werden.

Rizinusöl entfaltet im Gegensatz zu den meisten Laxantien seine abführende Wirkung bereits im Dünndarm. Es kommt spätestens nach vier Stunden zur kompletten Darmentleerung. Anwender sollten darüber informiert werden, da bis zum nächsten regulären Stuhlgang einige Tage vergehen können. Der Geschmack von Rizinusöl ist unangenehm und kann bei Anwendern zu Übelkeit führen. Neben der abführenden Wirkung verstärkt Rizinusöl auch Wehen.

Die bisherige Annahme, Rizinolsäure führe allein durch Reizung der Darmschleimhaut zu einer verstärkten Entleerung, wurde in einer Forschungsgruppe um Professor Dr. Stefan Offermann und Dr. Sorin Tunaru des Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim widerlegt. Wird das Öl geschluckt, setzen Lipasen im Darm daraus die Rizinolsäure frei. Über die Schleimhaut gelangt die Säure in den Körperkreislauf. Dort aktiviert sie EP3-Rezeptoren in den glatten Muskelzellen des Darms und der Gebärmutter und verstärkt deren Aktivität. Offermann erklärt, dass eine Neubewertung von Rizinusöl in Hinsicht des klinischen Nutzens nach Abschluss der Studie sinnvoll wäre. „In der alternativen und der Volksmedizin ist Rizinusöl noch immer weit verbreitet. In der Schulmedizin wurde es aber nicht zuletzt wegen des unklaren Wirkmechanismus in den letzten Jahrzehnten immer weniger propagiert. Die Ergebnisse unserer Studie könnten dazu beitragen, dass sich dies wieder ändert.“

Rizinusöl wird aus den Samen der Christuspalme gewonnen. Neben fettem Öl enthält es giftige Lectine und Pyridinalkaloide. Bereits zwei geschluckte Samen können für Menschen tödlich sein. Daher ist das Verfahren zur Gewinnung entscheidend: Durch Kaltpressung wird verhindert, dass die fettunlöslichen Giftstoffe in das Öl gelangen können. Durch anschließendes Aufkochen können suspendierte Lectine entfernt werden.

Generell wirken pflanzliche Abführmittel häufig stärker als Laxantien mit chemischen Wirkstoffen. Die passende Dosierung ist schwerer zu bestimmen. Antrachinon-Derivate hemmen stark die Wasserresorption im Darm und können so zu einer massiven abführenden Wirkung führen. Sennesblätter, Faulbaumrinde, Rhabarberwurzel, Cascararinde und Aloe enthalten das Glykosid Emodin. Pflanzliche Laxantien sind als Tee Kapsel oder Tablette erhältlich, zusammen mit Glukose und Feigenpaste gibt es auch abführend wirkende Früchtewürfel.

Um Verstopfungen zu vermeiden, können im Beratungsgespräch hilfreiche Tipps gegeben werden. Eine Flüssigkeitszufuhr von 1,5 bis 2 Litern Flüssigkeit pro Tag ist für eine funktionierende Verdauung notwendig. Am besten geeignet ist Wasser oder ungesüßter Tee. Neben dem Flüssigkeitshaushalt spielt auch die Ernährung eine Rolle: Die ausreichende Aufnahme von Ballaststoffen ist wichtig, um ein ausreichendes Stuhlvolumen zu erhalten. Kann die empfohlene Menge von circa 30 Gramm durch eine abwechslungsreiche Ernährung nicht erzielt werden, können Leinsamen oder Flohsamen den Ernährungsplan positiv ergänzen. Auch Bewegung kann die Verdauung anregen: Die Muskelkontraktionen wirkt sich auch auf die inneren Organe aus. Oft sind bereits ausgiebige Spaziergänge ausreichend.

Die Einnahme eines Abführmittels ist immer dann angezeigt, wenn allgemeine Maßnahmen wie eine ausreichende Flüssigkeits- und Ballaststoffzufuhr sowie eine Steigerung der Bewegung nicht zum gewünschten Effekt führen.

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