Herzmedikamente

Procoralan: Servier bringt eigenes Generikum APOTHEKE ADHOC, 14.11.2017 10:49 Uhr

Berlin - 

Im kommenden Jahr läuft das Patent für das Herzmittel Ivabradin aus. Die Generikahersteller haben sich bereits in Stellung gebracht – der Originalhersteller Servier will seinen Vorsprung nutzen.

Ivabradin wird in Deutschland von Servier unter dem Markennamen Procoralan verkauft, im Ausland auch unter dem Namen Corlentor. Das Präparat ist indiziert zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit symptomatischer stabiler Angina pectoris oder Herzinfsuffizienz mit einer Herzfrequenz von mindestens 70 beziehungsweise 75 Schlägen pro Minute.

Procoralan wurde 2006 eingeführt, der Patentschutz läuft im kommenden Jahr aus. Jetzt will auch die Konkurrenz ein Stückchen vom Kuchen abhaben: 1A/Hexal, Aliud, Aristo, Betapharm, Glenmark, Hennig, Mylan, Puren und Ratiopharm, TAD und Zentiva haben bereits Zulassungen für Ivabradin-Generika in der Tasche.

Doch Servier hat vorgesorgt und bereits zum November ein eigenenes Generikum auf dem deutschen Markt platziert. Das Präparat wird von dem polnischen Tochterunternehmen Anpharm hergestellt und von Servier vertrieben. Der Preis ist etwas niedriger als beim Original. So kostet eine 56er-Packung Procoralan à 5 mg rund 80 Euro. Die Referenzpackung von Ivabradine Anpharm schlägt mit 76,50 Euro zu Buche. Allerdings könnte der Preis demnächst deutlich abgesenkt werden.

Vor drei Jahren musste wegen erhöhter Risiken für kardiovaskulären Tod und Myokardinfarkt die Fachinformation von Procoralan geändert werden. Die Anfangsdosis sollte 5 mg zweimal täglich und die Erhaltungsdosis 7,5 mg zweimal täglich nicht überschreiten. Die Behandlung sollte nur dann fortgesetzt werden, wenn sich innerhalb von drei Monaten die Symptomatik verbessert oder sich die Ruhe-Herzfrequenz klinisch relevant reduziert. Die gleichzeitige Behandlung mit Ivabradin und Verapamil beziehungsweise Diltiazem ist kontraindiziert.

Vor Behandlungsbeginn und bei Einstellung sollten Herzfrequenz-Serienmessungen und EKG-Untersuchungen oder ambulante 24-Stunden-Messungen durchgeführt werden. Bei Vorhofflimmern sollen der Patient überwacht und das Nutzen-Risiko-Verhältnis abgewogen werden. Wenn die Ruhe-Herzfrequenz unter 50 Schläge pro Minute sinkt oder Symptome einer Bradykardie auftreten, soll die Ivabradin-Dosis auf 2,5 mg zweimal täglich reduziert werden beziehungsweise bei anhaltendem Zustand abgesetzt werden.

Servier agiert nach eigenen Angaben in 140 Ländern und beschäftigt weltweit mehr als 21.000 Mitarbeiter, darunter 3000 in der Forschung und Entwicklung. 40 verschiedene Arzneimittel hat das Pharmaunternehmen mit Hauptsitz in Neuilly-sur-Seine, einem Vorort von Paris, bislang entwickelt. Neben eigenen Entwicklungen hat Servier sein Portfolio auch durch Zukäufe erweitert: 1995 wurde das ungarische Unternehmen Egis übernommen, zwei Jahre später Anpharm; 1996 gründete Servier den Generikahersteller Biogaran.