Therapieoptionen für Covid-19

Münchener Klinik testet Remdesivir dpa/APOTHEKE ADHOC, 24.03.2020 13:37 Uhr

Die Lösung für Covid-19? Remdesivir wird nun auch in Deutschland als Therapie erprobt.
Berlin - 

Der Wirkstoff Remdesivir konnte vielversprechende Ergebnisse in Bezug auf die Behandlung von Covid-19-Patienten zeigen. Nun will die München Klinik Schwabing den Wirkstoff bundesweit testen.

Erste Medikamentenstudie gestartet

Im Kampf gegen das Coronavirus ist am Dienstag die bundesweit erste Studie mit einem Medikament gegen die
Lungenkrankheit Covid-19 angelaufen. Das ursprünglich gegen Ebola entwickelte US-Präparat namens Remdesivir werde in einer
international angelegten Studie an rund 1000 Patienten in rund 50 Kliniken rund um die Welt erprobt, teilte Chefarzt Clemens Wendtner von der Klinik für Infektiologie in der München Klinik Schwabing mit. Das Medikament solle dabei an 600 Patienten mit moderaten Symptomen und an 400 mit schwerer Symptomatik erprobt werden.

Wendtner verfügt in Deutschland über die bisher längste Erfahrung mit Covid-19. Er hatte in Schwabing Ende Januar die bundesweit ersten mit dem Sars-CoV-2-Virus infizierten Patienten behandelt. Die Klinik in Schwabing gehört neben dem Hamburger Uniklinikum Eppendorf und dem Uniklinikum Düsseldorf zu den Zentren, an denen die Wirkung des Ebola-Präparates in Deutschland untersucht wird. Problematisch sei, dass das Medikament nirgends zugelassen sei. Die Haftung bei Anwendung der Substanz außerhalb dieser Studie im Sinne eines individuellen Heilversuchs läge ansonsten voll beim Arzt, sagte Wendtner. Sollte die Studie Erfolge bringen, könnte das Mittel bis frühestens Ende 2020 auf den Markt kommen können, hofft Wendtner.

Ebolamittel gegen Covid-19 wirksam?

Ursprünglich wurde Remdesivir zur Behandlung des Ebola-Fiebers entwickelt. Studien zeigten jedoch auch eine mögliche Wirksamkeit beim MERS-Virus. Da das MERS-Virus eng mit Sars-CoV2 verwandt ist, könnten die Ergebnisse für eine mögliche Schutzwirkung von Remdesivir sprechen. Tierexperimtente konnten sogar bessere Ergebnisse als eine Kombination aus Lopinavir und Ritonavir erzielen, die derzeit ebenfalls als mögliche Mittel gegen 2019-nCoV im Gespräch ist.

Chinesische Studie testet ebenfalls

Auch die chinesischen Behörden entschieden sich für Remdesivir, da der genaue Wirkmechanismus bekannt ist: Das Prodrug hemmt nach seiner Aktivierung die RNA-Polymerase, die auch das neue Coronavirus braucht, um sich innerhalb der infizierten Zellen vermehren zu können. Die ersten beiden randomisierten klinischen Studien werden am China-Japan Friendship Hospital in Beijing durchgeführt: In den nächsten Wochen sollen 308 Patienten mit milder oder mittelschwerer und 452 Patienten mit schwerer Pneumonie durch eine bestätigte Covid-19-Infektion auf eine Behandlung mit Remdesivir oder Placebo randomisiert werden. Die Studien sollen Anfang April abgeschlossen sein.

Prävention & Behandlung: Tierversuche sind erfolgreich

Remdesivir könnte zudem auch präventive Wirkungen besitzen: Durch die prophylaktische Gabe konnten Rhesusaffen vor einer Ansteckung mit dem MERS-Virus geschützt werden. In den Untersuchungen wurden sechs Affen 24 Stunden vor einer absichtlichen MERS-Infektion mit Remdesivir behandelt. Sechs weitere Tiere wurden zwölf Stunden nach der Infektion behandelt, eine dritte Gruppe mit sechs Tieren blieb unbehandelt.

Die unbehandelten Tiere der Kontrollgruppe erkrankten allesamt am Virus. Die Tiere, die Remdesivir prophylaktisch erhalten hatten blieben gesund. Bei der Gruppe, die erst nach der Infektion behandelt wurden, brach die Erkrankung zwar aus, verlief aber insgesamt milder. Die Ergebnisse wurden durch Röntgenbilder untermauert: Auch hier zeigten sich durch die prophylaktische und postexponentielle Behandlung deutlich abgeschwächte Symptome. Die Viruslast in den Lungen war nach der prophylaktischen Gabe um 2,5 bis 4 Log-Einheiten geringer. Die Nekropsie der Tiere zeigte ebenfalls, dass die Lungen der prophylaktisch behandelten Tiere ohne Zeichen einer Pneumonie waren. Bei den Tieren der postexponentiellen Behandlung waren deutlich weniger Lungenareale befallen als in der Kontrollgruppe.