Immunonkologie

Bavencio floppt erneut APOTHEKE ADHOC/dpa, 16.02.2018 09:15 Uhr

Es läuft nicht rund: Erneut floppte Mercks Hoffnungsträger Bavencio (Avelumab) in einer wichtigen Studie. Es konnte Gesamtüberlebensrate der Probanden NSCLC nicht verbessern. Pfizer
Berlin - 

Merck hat mit seinem Hoffnungsträger Bavencio (Avelumab) einen weiteren Rückschlag erlitten: In einer wichtigen Lungenkrebs-Studie verfehlte die Krebsimmuntherapie ihr Endziel, wie der Darmstädter Konzern und sein Kooperationspartner Pfizer mitteilten.

Demnach konnte durch Bavencio die Gesamtüberlebensrate der Probanden mit nicht operablem oder metastasiertem nicht kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC) im Vergleich zur Chemotherapie nicht verbessert werden. Bereits im November war das Mittel in einer Phase-III-Studie des Javelin-Programms als Drittlinienbehandlung bei Patienten mit inoperablem, rezidivierendem oder metastasiertem Magenkrebs gefloppt. Auch damals zeigten sich keine Überlebens-Vorteile für die Patienten gegenüber einer Chemotherapie.

Dies ist umso schwerwiegender, da Bavencio neben dem MS-Medikament Mavenclad (Cladribin) der wichtigste Hoffnungsträger in Mercks Pharmasparte ist, die eine lange Durststrecke hinter sich hat. Die Tabletten mit 10 mg Cladribin waren Ende August in Europa zugelassen worden. Merck hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2022 rund 2 Milliarden Euro im Jahr mit den Innovationen aus seiner Pharma-Pipeline umzusetzen. Bavencio und Mavenclad sind dabei die wichtigsten Umsatztreiber.

Forschungschef Luciano Rossetti verwies darauf, dass Bavencio derzeit noch an zahlreichen anderen Krebsarten getestet werde. So werden unter anderem Mitte 2019 die Ergebnisse aus einer – als noch wichtiger eingestuften – weiteren Lungenkrebs-Studie erwartet.

Avelumab ist ein humaner Antikörper gegen den programmierten-Zelltod-Liganden 1 (PD-L1). Der Checkpoint-Inhibitor kann die Immunantwort verstärken. Er bindet an den PD-L1 und hemmt die Interaktion zwischen PD-L1 und den dazugehörigen Rezeptoren. Somit wird die suppressive Wirkung auf zytotoxische CD8 T-Zellen aufgehoben und die Immunantwort gegen den Tumor wiederhergestellt.

Entwickelt wurde das Arzneimittel von Merck und Pfizer, beide Konzerne kooperieren als immunonkologische Allianz. Bislang hat Bavencio grünes Licht eher für Nischenbereiche erhalten. So ist das Mittel in den USA, in der EU und einigen anderen Ländern gegen einen seltenen und aggressiven Hautkrebs zugelassen. In den USA darf Bavencio zudem zur Behandlung bei Blasenkrebs eingesetzt werden.

In der EU ist Bavencio bereits als Monotherapie zur Behandlung von metastasiertem Merkelzell-Karzinom (mMCC) bei erwachsenen Patienten zugelassen. Markteinführung war im Oktober. In Europa erkranken jährlich etwa 2500 Menschen. Weniger als die Hälfte der Erkrankten überlebt das nächste Jahr. Nur etwa 20 Prozent der Patienten leben länger als fünf Jahre. In den USA ist das Mittel außerdem zur Behandlung von Patienten mit Urothelkarzinom zugelassen. Daran erkranken pro Jahr 180.000 Menschen weltweit. Insgesamt laufen rund 50 weitere Studien für den Wirkstoff.