Die Keuchhusten-Situation in Deutschland hat sich im vergangenen Jahr verschärft: Mit mehr als 25.200 gemeldeten Fällen erreichte die Zahl der Pertusssise-Erkrankungen 2024 einen neuen Höchststand seit Einführung der bundesweiten Meldepflicht im Jahr 2013. Bereits im Mai diesen Jahres übertreffen die Fallzahlen die Gesamtzahl des Jahres 2023. Der Grund: Massive Impflücken bei Schwangeren und Kindern.
Besonders alarmierend sei die hohe Belastung bei Säuglingen: „Sie stellen die am stärksten betroffene Altersgruppe dar“, erklärt der Pharmakonzern Sanofi. Etwa die Hälfte der bisher erkrankten Säuglinge musste stationär behandelt werden. „Auch Kinder und Jugendliche sind in hohem Maße betroffen“, heißt es weiter. Diese Entwicklung spiegele sich nicht nur national, sondern auch global wider. „Tatsächlich kam es 2024 weltweit zum stärksten Ausbruch seit vielen Jahren oder Jahrzehnten, so beispielsweise auch in Frankreich, England, den USA und China.“
Keuchhusten wird durch das Bakterium Bordetella pertussis verursacht und tritt in Deutschland ganzjährig auf – mit einem leichten saisonalen Höhepunkt im Herbst und Winter. „Trotz einer hohen Impfquote von rund 93 Prozent bei jüngeren Kindern (Stand 2018) kommt es typischerweise alle 4 bis 6 Jahre zu zyklischen Anstiegen“, erklärt Sanofi. „Wie in Deutschland gehört die Immunisierung gegen Pertussis zu den offiziell empfohlenen Impfungen der meisten westlichen Nationen. Zum Einsatz kommen dabei Impfstoffe mit einer unterschiedlichen Anzahl an azellulären Pertussiskomponenten (je 2, 3 oder 5). Die hohen Inzidenzen des letzten Jahres korrelieren jedoch nicht mit der Art des verwendeten Impfstoffs“, heißt es weiter.
Eine genauere Analyse der betroffenen Bevölkerungsgruppen lege nahe, dass Impflücken eine zentrale Rolle beim aktuellen Ausbruch spielen. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) waren 81 Prozent der Mütter erkrankter Säuglinge während der Schwangerschaft nicht gegen Pertussis geimpft. Auch bei den übrigen Fällen zeige sich, dass viele Erkrankte ungeimpft, nur unvollständig geimpft oder ohne die empfohlene Auffrischimpfung waren.
„Aktuelle Daten des RKI zeigen, dass die Impfquote zur Gabe der dritten und gleichzeitig letzten Impfstoffdosis der Grundimmunisierung auf zuletzt 64 Prozent gesunken ist“, so Sanofi. Mehr als ein Drittel aller Kinder im empfohlenen Alter habe keine dritte Impfstoffdosis erhalten. Angesichts der steigenden Zahlen ruft das RKI eindringlich dazu auf, ausstehende Impfungen schnellstmöglich nachzuholen. Jeder Arztkontakt solle zur Überprüfung und gegebenenfalls Aktualisierung des Impfstatus genutzt werden.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Pertussis-Impfung als Teil der 6-fach-Kombinationsimpfung (DTaP-IPV-Hib-HepB) im Alter von 2, 4 und 11 Monaten. Zudem sollte jede Schwangere im dritten Trimenon eine Auffrischimpfung erhalten – unabhängig vom Abstand zur letzten Impfung –, um Neugeborene durch Nestschutz zu schützen. Auffrischimpfungen sind außerdem für Kinder im Alter von 5–6 und 9–16 Jahren sowie für Erwachsene in Kombination mit Tetanus- und Diphtherieimpfung vorgesehen.
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