Infektionskrankheiten

Pertussis: Gefährlicher 100-Tage-Husten Nadine Tröbitscher, 08.02.2017 15:20 Uhr

Berlin - 

Zurzeit befindet sich Zahl der an Keuchhusten Erkrankten auf einem neuen Höchststand. Impflücken begünstigen Ansteckungen. Die Infektion hat eine bakterielle Ursache und kann für Neugeborene lebensbedrohlich sein.

Keuchhusten wird durch das Bakterium Bordetella Pertussis verursacht. Das aerobe gramnegative Stäbchen bildet eine Vielzahl von Toxinen. Es vermehrt sich auf dem zilientragendem Epithel der Atemwegsschleimhäute, schädigt das Gewebe und schwächt das Immunsystem. Die Erkrankung tritt ganzjährig auf, hat jedoch im Herbst und Winter ein Hoch. Drei von vier Infektionen bleiben unerkannt, da sie ohne Symptome oder unspezifisch als Bronchitis verlaufen.

Die Erreger werden durch eine Tröpfcheninfektion über eine Entfernung von bis zu einem Meter übertragen. Etwa zwei Drittel der Erkrankten sind über 19 Jahre alt und eine Gefahr für Säuglinge und Kinder. Personen, die Kontakt mit Kindern haben, oder Schwangeren im dritten Trimenon wird daher eine Impfung gegen Keuchhusten empfohlen. Die Neugeborenen sollen so durch eine passive Immunisierung geschützt werden, denn Pertussis ist hochansteckend und für sie lebensbedrohlich.

Pertussis kann über mehrere Wochen oder Monate verlaufen, ansteckend ist man am Ende der Inkubationszeit. Die Gefahr der Übertragung erreicht ihren Höhepunkt in den ersten beiden Wochen und kann bis zu sechs Wochen andauern. Keuchhusten gliedert sich im wesentlichen in drei Stadien: In den ersten ein bis zwei Wochen spricht man vom Stadium Catarrhale, das von grippeähnlichen Symptomen geprägt ist. Leichte Erkältungsbeschwerden mit Schnupfen, Husten und Schwächegefühl sind typische Symptome. Es folgt ein langwieriger trockener Husten, das Stadium Convulsivum an schließt sich an. Anfallsartige Hustenattacken mit dem typischen Keuchen, das durch das Einziehen von Luft zustande kommt, treten auf. Die Hustenanfälle kommen häufig in der Nacht vor und können bis zum Erbrechen oder Hervorwürgen von zähem Schleim führen. Im Stadium Decrementi kommt es dann schließlich zum Abheilen der Infektion. In der Regel kann die Erkrankung vier bis acht Wochen andauern.

Für die Behandlung werden Antibiotika herangezogen. Der Einsatz der Wirkstoffe ist jedoch nur sinnvoll, wenn auch noch Bakterien ausgeschieden werden, und findet daher nur im Frühstadium statt. Dies kann vom Ende der Inkubationszeit im Stadium Catarrhale bis zu drei Wochen nach Beginn des Stadiums Convulsivum der Fall sein. Verwendet werden können zum Beispiel Erythromycin, Azithromycin und Clarithromycin.

Keuchhusten ist seit 2013 bundesweit meldepflichtig. Ein Anstieg der Erkrankungen wird etwa alle vier bis sechs Jahre verzeichnet. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt zur Prävention eine Impfung. Diese Maßnahme soll vor allem für besonders gefährdete Säuglinge und Kleinkinder einen möglichst frühzeitigen und vollständigen Schutz bieten. Impfen lassen sollten sich vor allem folgende Zielgruppen, sofern in den letzten zehn Jahre keine Auffrischung erfolgte: Personal im Gesundheitswesen, Frauen im gebärfähigen Alter, enge Haushaltskontaktpersonen wie Betreuer, Tagesmütter, Babysitter oder Familienmitglieder.

Ein „normaler Husten“ wird durch Viren hervorgerufen und ist in der Regel in den ersten drei tagen trocken und wird dann produktiv. Das auffällige keuchende Geräusch beim Einatmen ist nicht zu hören. Auch ist die Erkrankungsdauer meist kürzer. Hustenstiller oder Schleimlöser haben bei einem Keuchhusten keine Wirkung. Typisch sind Hustenanfälle mit etwa zehn bis zwanzig aufeinander folgenden Hustenstößen.