Rote-Hand-Brief

Janssen-Impfstoff: Kontraindiziert bei Kapillarlecksyndrom

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Berlin -

Der Corona-Impfstoff von Janssen ist kontraindiziert bei Menschen, die in der Vergangenheit an einem Kapillarlecksyndrom litten. Das hat die Johnson&Johnson-Tochter am Montag in einem Rote-Hand-Brief bekanntgegeben. In sehr seltenen Fällen sei das Kapillarlecksyndrom innerhalb weniger Tage nach einer Impfung aufgetreten. Ebenfalls sehr selten ist demnach eine Kombination von Thrombosen und Thrombozytopenie (TTS) nach der Impfung beobachtet worden, bei der es sogar zu Todesfällen kam.

Das Kapillarlecksyndrom (Capillary Leak Syndrome, CLS) ist eine seltene Erkrankung, die durch eine dysfunktionale Entzündungsreaktion, endotheliale Dysfunktion und Extravasation von Flüssigkeit aus dem Gefäßraum in den interstitiellen Raum charakterisiert ist. Sie kann zu Schock, Hämokonzentration, Hypoalbuminämie und in der Folge potenziell zum Organversagen führen. Personen könnten eine schnelle Schwellung der Arme und Beine zeigen, plötzliche Gewichtszunahme und Schwächegefühl aufgrund niedrigen Blutdrucks. Bei Personen mit einer akuten CLS-Episode nach der Impfung ist eine sofortige Erkennung und Behandlung erforderlich. In der Regele ist eine intensive unterstützende Therapie notwendig.

CLS tritt in der Allgemeinbevölkerung selten auf: Weltweit werden in der Literatur weniger als 500 Fälle beschrieben, wobei wahrscheinlich die angenommenen Häufigkeiten geringer sind als die tatsächlich auftretende Häufigkeit. Einige der beschriebenen Fälle wurden laut Janssen durch eine Covid-19-Erkrankung ausgelöst.

Allerdings kann CLS offenbar auch innerhalb weniger Tage nach einer Impfung mit dem Corona-Impfstoff von Janssen auftreten: Es wurden sehr selten Fälle des Kapillarlecksyndroms nach der Impfung berichtet mit einer geschätzten Meldequote von einem Fall auf ungefähr sechs Millionen verimpfter Dosen. In mindestens einem Fall wurde in der Vorgeschichte über ein Kapillarlecksyndrom berichtet. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat deshalb eine Aktualisierung der Produktinformationen des Janssen-Impfstoffs empfohlen, um den aktuellen Wissensstand zu diesem Sicherheitsthema darzustellen.

Ebenfalls sehr selten nach einer Janssen-Impfung beobachtet wurde eine Kombination von Thrombosen und Thrombozytopenie (TTS), in einigen Fällen einhergehend mit Blutungen. Dies umfasst schwerwiegende Fälle von Venenthrombosen an ungewöhnlichen Stellen wie zerebrale Sinusvenenthrombosen, Venenthrombosen im sogenannten Splanchnikusgebiet sowie arterielle Thrombosen, die mit Thrombozytopenie einhergehen. Dabei seien auch Todesfälle berichtet worden.

Die Erkrankungsfälle traten innerhalb der ersten drei Wochen nach der Impfung und hauptsächlich bei Frauen unter 60 Jahren auf. In mehreren TTS-Fällen war der Plättchenfaktor (PF) 4-Antikörpertest positiv oder stark positiv. Der genaue Pathomechanismus für das Auftreten dieser thrombotischen Ereignisse ist bisher noch nicht bekannt und spezifische Risikofaktoren wurden zu diesem Zeitpunkt noch nicht identifiziert. Medizinisches Fachpersonal soll deshalb auf die Anzeichen und Symptome einer Thromboembolie und/oder Thrombozytopenie achten.

Die geimpften Personen sollen angewiesen werden, sofort einen Arzt aufzusuchen, wenn sie nach der Impfung Symptome wie Kurzatmigkeit, Brustkorbschmerzen, Beinschmerzen, Beinschwellungen oder anhaltende Bauchschmerzen entwickeln. Außerdem sollen alle Personen, die nach der Impfung neurologische Symptome aufweisen, wie starke oder anhaltende Kopfschmerzen, Krampfanfälle, Veränderungen des geistigen Zustands oder verschwommenes Sehen, oder bei denen nach einigen Tagen Hautblutungen (Petechien) außerhalb des Verabreichungsortes der Impfung auftreten, umgehend einen Arzt aufsuchen. Die Kombination von Thrombosen mit Thrombozytopenie erfordert eine spezifische klinische Behandlung.

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