Antiparasitikum zur Virusbekämpfung

Ivermectin: Krätzemittel gegen Sars-CoV-2?

, Uhr
Berlin -

Bereits im vergangenen Jahr war der Wirkstoff Ivermectin zur Behandlung von Covid-19 in den Fokus gerückt. Mittlerweile ist die Studienlage zwar besser, aber für eine klare Empfehlung noch immer nicht ausreichend. In den kommenden Wochen sollen weitere Daten folgen, diese könnten für Klarheit sorgen.

In den Apotheken ist Ivermectin ein Klassiker, wenn es um die Behandlung der Krätze (Scabies) geht. Auch bei Wurmerkrankungen oder Rosazea kommt die Substanz zum Einsatz. Bislang gilt es daher in erster Linie als Antiparasitikum. Dennoch konnten in den vergangenen Jahren bereits antivirale und antientzündliche Eigenschaften ermittelt werden.

Mittlerweile wird Ivermectin auch im Bereich Covid-19 erforscht: Im vergangenen Jahr hatten australische Forscher die Ergebnisse einer In-vitro-Studie zur Wirksamkeit gegen Sars-CoV-2 veröffentlicht. Die Studien konnten zeigen, dass Ivermectin die virale RNA in sogenannten Vero-Zellen nach 24 Stunden um 93 Prozent reduzieren konnte – nach 48 Stunden konnte eine Reduktion um 99,8 Prozent gezeigt werden.

Die Ergebnisse der Untersuchung führten dazu, dass der Wirkstoff weiter untersucht wurde: Rund 60 Humanstudien sind derzeit weltweit registriert – sowohl im Bereich der Covid-Therapie wie auch im Rahmen einer möglichen Prophylaxe. Während einige Studien bereits abgeschlossen sind, laufen andere in den kommenden Wochen aus. Daher könnte sich schon bald ein aussagekräftigeres Bild abzeichnen.

Umfassende Studien zu Ivermectin

Bislang zeigen sich vor allem im Frühstadium der Erkrankung positive Effekte: Mehrere Studien konnten einen dosisabhängigen Effekt in Bezug auf Symptomatik, Erkrankungsdauer und Ausscheidungsrate von Sars-CoV-2 zeigen. Insgesamt konnten auch die Schwere des Verlaufs und die Hospitalisierungswahrscheinlichkeit gesenkt werden. Die bisherigen Studien variieren jedoch in Methodik, Größe und Untersuchungsland, daher wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Meta-Analyse durchgeführt, um die Ergebnisse zu bündeln und auszuwerten. Diese ist zu Beginn des Jahres als Preprint erschienen.

Insgesamt wurden 18 randomisierte und kontrollierte Studien zu Ivermectin und Covid-19 ausgewertet. Dabei konnte festgestellt werden, dass die Entzündungswerte unter der Therapie gesenkt werden konnten und eine signifikante Reduktion der Dauer möglicher Krankenhausaufenthalte erfolgte. In sechs Studien konnte eine Reduktion der Sterbewahrscheinlichkeit um 75 Prozent dargelegt werden. Manche arbeiten sind bislang nicht unabhängig begutachtet worden, auch die konkreten Dosierungen schwanken von Studie zu Studie und sind daher noch unklar.

Eine Untersuchung aus Israel könnte in den kommenden Wochen entscheidende Ergebnisse liefern: In einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie werden jeweils 50 infizierte Probanden alle zwei Tage mittels PCR-Test untersucht. Die Verum-Gruppe wurde an drei aufeinanderfolgenden Tagen mit Ivermectin behandelt. An Tag sechs waren signifikant mehr Probanden virusfrei im Vergleich zur Placebogruppe.

In den USA ist der Wirkstoff seit Mitte Januar bereits als Therapieoption gelistet. Allerdings verweist die Leitlinie auf die noch recht dünne Studienlage. Eine klare Empfehlung gibt es daher nicht. Südamerika und Teile von Afrika erlauben die Anwendung bereits. Hierzulande ist der Wirkstoff zwar ebenfalls als potenziell wirksame Substanz gelistet, der Einsatz wird jedoch nur im Rahmen klinischer Studien empfohlen, bis weitere Daten vorliegen.

 

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte