Studie mit Kindern

Insulin-Nasenspray gegen Typ-1-Diabetes APOTHEKE ADHOC, 15.05.2018 11:59 Uhr

Nasenspray statt Insulinpen? Wissenschaftler untersuchen derzeit intranasales Insulin zur Prävention Typ-1-Diabetes bei Kindern. Foto: Robin 01
Berlin - 

In Deutschland leben nach aktuellen Schätzungen 31.000 Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes. Experten schätzen, dass künftig die Prävalenz steigen wird. Können vorbeugende Maßnahmen dagegen helfen? Dieser Frage gehen Wissenschaftler nach und testen deshalb in der Pinit-Studie (Primary Intranasal Insulin Trial) intranasales Insulin zur Prävention.

Diabetes Typ 1 ist im Kinder- und Jugendlichenalter die häufigste Stoffwechselerkrankung. Die Betroffenen produzieren kein oder nur kaum eigenes Insulin und müssen es deswegen spritzen, um Stoffwechselentgleisungen sowie Folgeschäden zu verhindern. Am Institut für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München in Kooperation mit den Technischen Universitäten in München und Dresden wird nun der Effekt von nasal appliziertem Insulin bei Kindern mit einem hohen Erkrankungsrisiko untersucht. Das Nasenspray soll dafür sorgen, dass das Immunsystem eine „Toleranz“ gegenüber dem Insulin aufbaut.

Beim Typ-1-Diabetes werden die pankreatischen B-Zellen durch autoreaktive T-Zellen selektiv zerstört. „Ziel der Pinit-Studie ist es, das natürliche Gleichgewicht zwischen autoreaktiven und regulatorischen T-Zellen wiederherzustellen“, so Studienleiter Dr. Peter Achenbach vom Institut für Diabetesforschung. „Wir wissen, dass Antigene, die über die Schleimhaut aufgenommen werden, die Bildung regulatorischer T-Zellen stimulieren können. Durch den Kontakt mit dem Schlüsselantigen Insulin über die Nasenschleimhaut soll die Bildung von insulinspezifischen regulatorischen T-Zellen angeregt und so eine mögliche Autoimmunantwort kontrolliert werden.“

Zuvor legte die Pre-Point-Studie nahe, dass der Aufbau einer regulatorischen Immunantwort über die Schleimhäute funktionieren könnte. „In bisherigen Studien mit intranasalem Insulin wurden Kinder erst damit behandelt, wenn der Autoimmunprozess bereits sehr weit fortgeschritten war, das heißt, es lagen bereits mehrere Autoantikörper vor“, erläutert Professor Dr. Anette-Gabriele Ziegler, Direktorin des Instituts für Diabetesforschung. „Wir rechnen uns allerdings größere Erfolgschancen aus, wenn die präventive Behandlung zu einem möglichst frühen Zeitpunkt in der Krankheitsentwicklung erfolgt, idealerweise bereits, bevor der Autoimmunprozess aktiviert wurde.“

An der Pinit-Studie können – unabhängig von einer familiären Disposition mit Typ-1-Diabetes – Kinder im Alter zwischen einem und sieben Jahren teilnehmen, die ein hohes genetisches Erkrankungsrisiko aufweisen, jedoch noch keinen Autoimmunprozess entwickelt haben.