Kontrazeptiva

Indonesien testet Pille für den Mann APOTHEKE ADHOC, 13.03.2018 11:17 Uhr

Berlin - 

Hormonelle Verhütung ist bislang Frauensache. Verschiedene Studien zur hormonellen Kontrazeption bei Männern wurden vorzeitig abgebrochen. Neue Hoffnung kommt aus Indonesien, denn dort laufen Studien für die Pille für den Mann.

Dr. Bambang Prajoga von der Airlangga Universität in Surabaya ist nicht nur maßgeblich an der Entwicklung der Pille für den Mann, sondern auch an den Studien beteiligt. Seit 1985 forscht er an dem Thema, der Mediziner hat die Phase-I- und Phase-II-Studien begleitet. Das Arzneimittel biete einen beinahe 100-prozentigen Schutz vor ungewollten Schwangerschaften, so deren Ergebnis.

Bei dem Wirkstoff handelt es sich jedoch nicht um ein Hormon, sondern um die Pflanze Justicia gendarussa. Die Pflanze wird in Indonesien für die Anpflanzung von Hecken genutzt und seit Langem als Heilpflanze gegen Angstzustände, Grippe, Hautkrankheiten oder Arthritis eingesetzt. Eine kleine ethnische Gruppe im abgelegenen Papua hat die verhütende Wirkung entdeckt und nutzt die Blätter als Teeaufguss.

Die Pflanze nimmt keinen Einfluss auf den Hormonhaushalt. Ein Enzym soll für die Wirkung verantwortlich sein. Die Spermien würden an ihrer Beweglichkeit gehindert und könnten so nicht in die Eizelle eindringen und diese befruchten. Die Wirkung setze bereits eine Stunde nach der Einnahme ein – die täglich empfohlen wird. Die normale Spermienqualität kann nach Absetzen des pflanzlichen Verhütungsmittels nach etwa 30 Tagen wieder hergestellt werden. Nebenwirkungen seien kaum zu befürchten, möglich sind eine Gewichtszunahme und eine gesteigerte Libido. In Indonesien könnte die Pille für den Mann bereits in den nächsten Jahren auf den Markt kommen. Männern könnte dann – neben Kondomen oder einer Vasektomie – eine weitere Verhütungsmethode zur Verfügung stehen. Allerdings ist noch eine zwölfmonatige Studie nötig.

Seit vielen Jahren wird an hormonellen Kontrazeptiva für den Mann geforscht – die Studien wurden jedoch abgebrochen. 2011 wurde eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Anwendung von Hormonspritzen für den Mann vorzeitig beendet. Zu stark waren die Gemütsschwankungen. Das Präparat enthielt eine Kombination aus Testosteron und Norethisteron.

Theoretisch war die Hormonspritze für den Mann schon Mitte der 90er Jahre fertig; 2016 sollte das Arzneimittel auf den Markt kommen, doch noch im gleichen Jahr folgte mit einem weiteren Studienabbruch das Aus. Akne, Schmerzen an der Einstichstelle, gesteigerte oder verminderte Libido, Kopfweh, Muskelschmerzen und Gewichtszunahme waren die zu erwartenden Nebenwirkungen. Zusätzlich litten etwa 17 Prozent unter emotionalen Veränderungen, fast 3 Prozent fühlten sich depressiv.

Während der Studie traten verstärkt Gemütsschwankungen auf, sodass die Untersuchung abgebrochen werden musste. Ein Teilnehmer nahm sich das Leben, jedoch versicherte die Familie, dass der Suizid nichts mit der Studie zu tun hatte. Auffallend ist den Autoren zufolge auch, dass in der Placebo-Gruppe ebenfalls Stimmungsschwankungen auftraten. Trotz heftiger Nebenwirkungen konnte der Hormoncocktail zuverlässig verhüten. Innerhalb von 56 Wochen wurden vier Frauen schwanger, was einer Quote von 1,57 Prozent entspricht. Die Pille hat im Vergleich eine Sicherheit von 99 Prozent. Die Hormonspritze für den Mann erwies sich als zuverlässig, die Zeugungsunfähigkeit, die auf einer Reduktion der Spermienproduktion beruht, war reversibel.