Rote-Hand-Brief

Gilenya: Neue Warnhinweise für die Leber

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Berlin -

Novartis informiert in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) über neue risikominimierende Maßnahmen in Bezug auf Leberschäden bei der Anwendung von Gilenya (Fingolimod).

Grund für die neuen, erweiterten Empfehlungen ist das Risiko arzneimittelinduzierter Leberschäden (drug-induced liver injury, DILI) unter der Behandlung mit Gilenya. Im aktuellen Periodic Safety Update Report (PSUR) wurden drei Berichte zu Lebertransplantationen aufgrund von Leberschäden bei mit Fingolimod behandelten Patienten aufgeführt. Außerdem wurde über Fälle klinisch signifikanter Leberschäden berichtet, und aus der klinischen Erprobungsphase ist ein Anstieg der Lebertransaminasen bekannt.

Erweiterte Empfehlungen und Warnhinweise

Einige Warnhinweise wurden daher bereits in die Fachinformationen aufgenommen, nun folgen weitere:

  • Vor Therapiebeginn muss ein Leberfunktionstest einschließlich des Serumbilirubin durchgeführt werden. Dies ist in Monat 1, 3, 6, 9 und 12 nach Therapiebeginn und anschließend regelmäßig bis zwei Monate nach Therapieende zu wiederholen.
  • Bei Anstieg der Lebertransaminasen ohne klinische Symptome muss, je nach Ausmaß, eine engmaschigere Überwachung der Leberwerte (einschließlich Serumbilirubin und alkalischer Phosphatase) oder eine Unterbrechung der Therapie erfolgen. Nach einer Unterbrechung mit anschließender Normalisierung der Leberwerte kann nach einer individuellen Nutzen-Risiko-Bewertung eine erneute Therapie mit Fingolimod in Erwägung gezogen werden.
  • Bei Symptomen, die auf eine Leberschädigung hindeuten können wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Schwäche, Übelkeit Erbrechen, Beschwerden im rechten Oberbauch, dunkler Urin, gelbe Haut oder Skleren, sollten umgehend Leberfunktionstests durchgeführt werden. Bestätigt sich eine Leberschädigung, ist die Therapie abzubrechen.

Die Fachinformation und Schulungsmaterialien werden entsprechend des DILI-Risikos aktualisiert. Die AMK bittet die Apotheken darum, Patienten angemessen über das Risiko sowie die Anzeichen einer möglichen Leberschädigung zu informieren.

Mittlerweile zahlreiche Kontraindikationen

Im Juli 2019 hatte die EMA bereits empfohlen, Gilenya nicht bei Schwangeren und gebärfähigen Frauen einzusetzen, die keine wirksame Verhütung anwenden. Denn der Wirkstoff Fingolimod kann das Ungeborene schädigen: Das Risiko von Fehlbildungen bei Säuglingen, die während der Schwangerschaft im Mutterleib Gilenya ausgesetzt waren, scheint doppelt so hoch zu sein wie das in der Allgemeinbevölkerung beobachtete Risiko von zwei bis drei Prozent. Die häufigsten berichteten Fehlbildungen unter Fingolimod betrafen Herz, Nieren, Knochen und Muskeln. Darunter atriale und ventrikuläre Septumdefekte, Fallot-Tetralogie, Nierenanomalien und muskuloskelettale Anomalien.

Bereits im November 2017 wurden die Kontraindikationen um vier Meldungen erweitert. Die Warnungen bezogen sich auf die Anwendung bei Patienten mit bestehenden kardialen Erkrankungen. Das Risiko schwerwiegender Herzrhythmusstörungen war bereits bekannt. Aus den bisherigen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen wurden damals Kontraindikationen. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis bleibt weiterhin positiv. Weitere Kontraindikation bestehen seitdem für Patienten mit Myokardinfarkt, instabiler Angina pectoris, Schlaganfall, transitorisch ischämischer Attacke, dekompensierter Herzinsuffizienz oder NYHA-Klasse III/IV.

Fingolimod wirkt als funktioneller Antagonist am S1P-Rezeptor der Lymphozten und blockiert so die Migration von Lymphozyten aus den Lymphknoten. Die Folge ist eine entzündungshemmende Wirkung. Die vier wichtigsten Schlüsselparameter der Krankheitsaktivität werden durch Fingolimod positiv beeinflusst: Schübe, MRT-Läsionen, Hirnatrophie und Behinderungsprogression. Der Wirkstoff ist in einer Dosierung von 0,25 mg zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen ab zehn Jahren mit hochaktiver RRMS bis zu 40 kg Körpergewicht zugelassen, ab 40 kg ist eine höhere Dosis von 0,5 mg indiziert. Die Einnahme erfolgt jeweils einmal täglich.

 

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