Lieferengpässe

Flüssig-Aspirin: Bayer hofft auf Sanofi

, Uhr
Berlin -

Bei der Auslieferung von Aspirin zur intravenösen Anwendung hat Bayer seit Monaten Probleme. Jetzt sind die Vorräte erschöpft, in Kürze ist laut Hersteller mit einem kompletten Lieferabriss zu rechnen. Der Konzern verweist stattdessen auf ein entsprechendes Konkurrenzprodukt von Sanofi.

Für Aspirin i.v. 500 mg wird laut Bayer voraussichtlich Mitte Mai bei allen Packungsgrößen – 5, 20 und 25 Stück eine Lieferunfähigkeit bestehen. Grund sei ein „nicht vorhersehbarer Ausfall mehrerer Produktionsaufträge“. Der Wirkstoff – D,L-Lysinacetylsalicylat Glycin – werde in „komplexen zeitlich hintereinander folgenden Produktionsaufträgen“ gefertigt, so Bayer weiter.

Man arbeite „mit Priorität“ daran, die volle Lieferfähigkeit wieder herzustellen. „Trotz der intensiven Maßnahmen ist jedoch von längerdauernden Einschränkungen auszugehen.“

Aspirin wird als Injektions- oder Infusionslösung eingesetzt zur Initialbehandlung des akuten Koronarsyndroms einschließlich instabiler Angina und Myokardinfarkt mit oder ohne ST-Hebung bei Patienten, bei denen eine orale Anwendung aufgrund fehlender verlässlicher Absorption nicht angezeigt ist. Beides wird in den Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (European Society of Cardiology, ESC) von 2017 empfohlen. Entscheidend im Notfall ist auch, dass eine Verdachtsdiagnose auf Herzinfarkt rasch bestätigt wird und der Patient schnell einer perkutanen Koronarintervention (PCI) zugeführt wird, um den Blutfluss in den Herzkranzgefäßen wieder herzustellen.

In Fällen, bei denen orale Anwendung möglich ist, kann daher ASS oral gegeben werden. Alternative intravenöse ASS-Produkte stehen laut Bayer in der Schweiz und Frankreich als Aspégic von Sanofi Aventis zur Verfügung. „Der Bezug dieser Produkte nach Deutschland ist als Import gemäß den Ausnahmeregelungen in § 73 AMG möglich.“

Eine weitere Indikation sind akute mäßig starke bis starke Schmerzen in Fällen, in denen eine orale Anwendung nicht angezeigt ist. Auch zur akuten Behandlung der Kopfschmerzphase von Migräneanfällen mit oder ohne Aura ist Aspirin i.v. indiziert, genauso wie bei Fieber, wenn eine sofortige Temperatursenkung erforderlich und eine orale Anwendung nicht angezeigt ist. Für diese Indikationen sind Alternativen auf dem Markt verfügbar.

Bayer ist in Deutschland der einzige Anbieter der flüssigen Form des Medikaments. Bereits im vergangenen Sommer war es zu Lieferengpässen bei Aspirin i.v. gekommen. Ursache seien Qualitätsprobleme und der Ausfall mehrerer Produktionslinien in Frankreich, wo das Medikament in Lohnfertigung hergestellt werde, hieß es. Damals hatte die Deutsche Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin betont, Grund zur Sorge bestehe nicht. Das Medikament könne auch als Tablette verabreicht werden. Diese Methode habe in den allermeisten Fällen keine Nachteile gegenüber einer Injektion.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Phagro kritisiert geheime Preise
Kabinett beschließt Medizinforschungsgesetz
Winter-Spendenaktion „Lichtblick“
Aristo spendet an ehrenamtliche Praxis

APOTHEKE ADHOC Debatte