B-Zell-Lymphom

FDA: Yescarta zugelassen Nadine Tröbitscher, 24.10.2017 12:57 Uhr

Maßgeschneiderte Therapie: T-Zellen des Patienten werden gesammelt und so modifiziert, dass diese ein neues Gen enthalten, das Lymphomzellen abgreift und tötet. Foto: Gerd Altmann / pixelio.de
Berlin - 

Gentherapie gegen Non-Hodgkin-Lymphome von der FDA zugelassen: Das zu Gilead gehörende Unternehmen Kite mit Sitz in Santa Monica hat die Zulassung für die CAR-T-Zelltherapie Yescarta erhalten. Kite ist in der Entwicklung innovativer Krebsimmuntherapien engagiert.

Yescarta (Axicabtagen Ciloleucel) ist eine chimäre Antigenrezeptor (CAR)-T-Zelltherapie für bestimmte Arten von Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL). Bei der Behandlung werden die körpereigenen T-Zellen der Patienten individuell so konstruiert, dass diese Krebszellen suchen und zerstören. Die CAR-T-Therapie wird speziell für jeden Patienten angefertigt. In den USA liegt der Listenpreis aktuell bei 373.000 US-Dollar.

Das Arzneimittel ist zugelassen für die hämatologische Krebsbehandlung von Erwachsenen mit rezidiviertem oder refraktärem großzelligem B-Zell-Lymphom nach zwei oder mehr systemischen Therapieansätzen einschließlich des diffusen großzelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL), primärem mediastinalem großzelligem B-Zell-Lymphom (PMBCL) sowie hochgradigem B-Zell-Lymphom und DLBCL aus einem follikulären Lymphom. Yescarta ist nicht für die Therapie des primären Lymphoms des zentralen Nervensystems indiziert.

Die Therapie mit Yescarta ist für jeden Patienten individuell zugeschnitten. T-Zellen des Patienten werden zunächst gesammelt und dann mittels Gentechnik so modifiziert, das diese ein neues Gen enthalten, das Lymphomzellen angreift und tötet. Nach der Modifizierung wird die maßgeschneiderte CD19-gesteuerte genetisch modifizierte autologe T-Zell-Immuntherapie den Betroffenen infundiert. Kite verweist auf eine 99-prozentige Erfolgsrate bei der Herstellung mit einer mittleren Bearbeitungszeit von 17 Tagen.

Das DLBCL ist mit drei von fünf Fällen das häufigste aggressive Non-Hodgkin-Lymphom (NHL). In den Vereinigten Staaten erkranken jährlich etwa 7500 Patienten an refraktärem DLBCL, die für eine CAR-T-Therapie in Frage kommen. Die bislang verfügbaren Therapieoptionen konnten den Betroffenen ein mittleres Gesamtüberleben von etwa sechs Monaten sichern.

Die Zulassung ist auf die Daten der Studie Zuma 1 mit mehr als 100 Probanden zurückzuführen. Etwa 72 Prozent der Teilnehmer sprachen bereits auf eine einzige Infusion an. Eine vollständige Remission wurde bei 51 Prozent der Probanden dokumentiert. Ein Zulassungsantrag für Axicabtagene Ciloleucel wird bereits von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) geprüft. Ein Ergebnis wird für das erste Halbjahr 2018 erwartet.

Die Therapie kann mit schwerwigenden Nebenwirkungen einhergehen. Die Fachinformation enthält daher ein „boxed warning“ für das Zytokin-Freisetzungssyndrom (CRS) und neurologische Toxizitäten.

CRS, einschließlich tödlicher oder lebensbedrohlicher Reaktionen, wurde bei 94 Prozent der Studienteilnehmer dokumentiert. Yescarta darf nicht bei Patienten mit aktiver Infektion oder entzündlichen Erkrankungen angewendet werden. Eine schwere oder lebensbedrohliche CRS wird mit Tocilizumab oder Tocilizumab plus Kortikosteroiden behandelt. Daher sollten vor der Infusion von Yescarta zwei Dosen Tocilizumab bereitstehen und die Patienten mindestens sieben Tage überwacht werden.

Neurologische Toxizitäten wurden bei etwa 87 Prozent der Patienten beobachtet. Wobei 98 Prozent der Toxizitäten innerhalb der ersten acht Wochen nach der Infusion auftreten. Die mediane Dauer der Beschwerden beträgt etwa 17 Tage. Zu den häufig auftretenden neurologischen Toxizitäten zählen Enzephalopathie (57 Prozent), Kopfschmerzen (44 Prozent ), Tremor (31 Prozent), Schwindel (21 Prozent), Delirium (17 Prozent), Schlaflosigkeit (9 Prozent) und Angstzustände (9 Prozent).

Yescarta ist nur über ein eingeschränktes Programm im Rahmen einer Risikobewertungs- und Schadensminderungsstrategie (REMS) erhältlich – Yescarta REMS. Die FDA schreibt vor, dass Krankenhäuser und angeschlossene Kliniken, die das Arzneimittel ausgeben, zertifiziert und die Mitarbeiter speziell geschult sein müssen.