Pneumokokken-Impfstoff

Erneut als Import: Pneumovax aus China

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Berlin -

Nicht zum ersten Mal kommt es beim Pneumokokken-Impfstoff Pneumovax zu einem Lieferengpass. Ungefähr vor einem Jahr importierte Hersteller MSD Sharp & Dohme aus Japan. Der nun bestehende Engpass soll ab Anfang März mit Importen aus China ausgeglichen werden.

Seit knapp einem Jahr bestehen Lieferschwierigkeiten bei Pneumokokken-Impfstoffen in Deutschland. Auf dem deutschen Markt stehen Prevenar 13 (Pfizer) und Pneumovax 23 (MSD) zur Verfügung. Im März – zur Hochsaison der Corona-Pandemie – kam es dann zu einem massiven Engpass bei den Vakzinen. Grund dafür waren geänderte Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko): Um Komplikationen zu vermeiden, sollten Menschen über 60 Jahre und Personen mit Vorerkrankungen aufgrund der Corona-Pandemie auch gegen Pneumokokken geimpft werden.

Wirklich entspannt hat sich die Lage noch nicht. Nun soll ein weiterer Import Abhilfe schaffen. Bald kommt Pneumokokken-Impfstoff in chinesischer Aufmachung. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) informiert über Pneumovax aus Japan, das ab Anfang März das Problem mit dem bestehenden Lieferenpass beenden soll. Zwar wurde die Ware ursprünglich für den chinesischen Markt produziert, doch nie nach China verbracht. „Hinsichtlich des Herstellungsverfahrens und der Arzneimittelspezifikationen bestehen keine Unterschiede zwischen der für den chinesischen und europäischen Markt vorgesehenen Ware. Es handelt sich um Ware gleicher Qualität“, so das PEI.

Das Vakzin soll flächendeckend über den Pharmagroßhandel in ganz Deutschland verteilt werden. Wichtig zu wissen: Die chinesische Ware trägt nur die Bezeichnung Pneumovax, ist aber identisch mit dem in Deutschland zugelassenen Pneumovax 23. Die Chargennummer des Imports lautet T033893, die PZN 17196898. Der Import kommt in Vials. In Deutschland ist die ausgeeinzelte Variante in Fertigspritzen verbreiteter.

Vor der Verabreichung muss die Vakzine somit noch in eine geeignete Spritze abgefüllt werden. Den Umkartons liegen keine Spritzen oder Kanülen zur Injektion bei. Der chinesische Import kommt ohne deutschsprachiche Packungsbeilage. „Dies war aus logistischen Gründen nicht möglich“, informiert das PEI.

Auch eine den EU-Bestimmungen entsprechende Serialisierung der Ware sei nicht mehr möglich gewesen. Die deutsche Packungsbeilage, sowie die deutsche Fachinformation bietet das PEI zum Download an. Wichtig für den impfenden Arzt: Da die Impfstoffe keine deutschsprachigen Abzieh-Etiketten für den Impfpass erhalten, muss der Mediziner die Impfung händisch vermerken.

Aufgrund anhaltender Lieferengpässe hat die Ständige Impfkommission (Stiko) erneut dazu aufgerufen, die Risikogruppen zuerst zu versorgen, und Handlungshinweise bei eingeschränkter Lieferfähigkeit veröffentlicht. Die Impfung wird für alle Säuglinge ab dem Alter von zwei Monaten, für alle Menschen ab dem Alter von 60 Jahren und Patienten mit den folgenden Erkrankungen und Einschränkungen empfohlen:

  • Menschen, die an chronischen Krankheiten der Lunge oder des Herzens leiden
  • Patienten mit einem behandlungsbedürftigen Diabetes mellitus
  • bei bestimmten neurologischen Krankheiten
  • Patienten mit einer Immundefizienz, beispielsweise bei einer HIV-Infektion
  • Patienten, die eine immunsuppressive Therapie erhalten
  • Personen mit einem Cochlea-Implantat oder einer Liquorfistel

In Deutschland werden je nach Bundesland bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu einem Alter von 24 Monaten Impfquoten zwischen 58 und 76 Prozent erreicht. Bei Senioren und Menschen mit chronischen Vorerkrankungen ist die Quote jedoch erschreckend gering: Sie beträgt in den genannten Gruppen gerade einmal 5 bis 28 Prozent beziehungsweise 10 bis 26 Prozent – und ist damit unzureichend. Eine hohe Impfquote in den Risikogruppen könne jedoch dem individuellen Schutz und der Entlastung des Gesundheitssystems dienen.

 

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