Neue Darreichungsform

Entyvio jetzt als Fertigpen Alexandra Negt, 03.06.2020 14:54 Uhr

Takeda bringt sein Präparat Entyvio als Fertigpen auf den Markt. Die Injektion kann vom Patienten selbst durchgeführt werden. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Takeda hat den seit Mai 2014 zugelassenen Wirkstoff Vedolizumab zur Behandlung von Patienten mit mittelschweren bis schweren Formen von Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa in einer neuen Darreichungsform auf den Markt gebracht. Entyvio ist ab sofort nicht nur als Infusion, sondern auch als Fertigpen verfügbar.

Bisher erhielten Patienten, die mit Entyvio behandelt wurden, eine Kurzinfusion über 30 Minuten. Pro Infusion wurden dem Patienten 300 mg Vendolizumab verabreicht. Einleitend erhielten die Patienten nach der ersten Infusion zwei weitere, einmal nach zwei Wochen und anschließend nach sechs Wochen. Als Dauertherapie wird die Entyvio-Infusion alle acht Wochen verabreicht. Mit einer geringeren Dosierung steht den Patienten nun ein Injektionspen zu Verfügung.

Mehr Lebensqualität

Takeda hat die Zulassung für einen Fertigpen mit 108 mg Vendolizumab pro Einzeldosis auf den Markt gebracht. Nachdem die Therapie von einem Facharzt eingeleitet wurde, sollte der Patient alle zwei Wochen eine Injektion erhalten. Nach Einweisung in die subcutanen Injektionstechniken ist es möglich, Entyvio auch außerhalb der Arztpraxis anzuwenden. Ist der Patient gut eingestellt und verläuft die Verabreichung ohne schwere Nebenwirkungen, so kann der Erkrankte den Pen selbst anwenden. Nach vorheriger Schulung kann die Injektion auch von Verwandten oder vom Pflegepersonal übernommen werden.

Indikation

Entyvio wird zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn eingesetzt, bei denen konventionelle Therapien versagt haben. Der Fertigpen kann auch bei Betroffenen eingesetzt werden, die auf einen Tumornekrosefaktor-alpha (TNFα)-Antagonisten unzureichend angesprochen haben oder nicht mehr ansprechen. Bei Unverträglichkeiten gegen alternative Behandlungen kann der Einsatz von Entyvio ebenfalls erfolgen.

Anfang März hatte Takeda die positive Stellungnahme der EMA erhalten. „Die […] positive CHMP-Meinung ist ein wichtiger Schritt vorwärts bei unserem Ziel, Patienten mit Colitis ulcerosa und Morbus Crohn mehr Möglichkeiten zu bieten“, sagte damals Adam Zaeske, Leiter der Geschäftseinheit GI Franchise, Europa und Kanada bei Takeda. „Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sind lebenslange Krankheiten und es ist wichtig, dass die Patienten Behandlungsoptionen haben, die ihren unterschiedlichen Vorlieben und Lebensstilen entsprechen.“ Das positive Votum basierte auf den „Visible-Studien“, die die Wirksamkeit und Sicherheit einer subkutanen Prüfformulierung von Vedolizumab als Erhaltungstherapie bewerten sollen. Das Programm bestand aus drei Phase-III-Studien mit über 1000 Patienten. Zwei der Studien waren randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studien, in denen der Anteil der Patienten untersucht wird, die in Woche 52 eine klinische Remission erreichen. Zudem gibt es eine offene Verlängerungsstudie zur Bestimmung der langfristigen Sicherheit und Wirksamkeit von Vedolizumab als subkutane Darreichungsform.

Nebenwirkungen

Das Sicherheitsprofil des Fertigpens ähnelt dem der intravenösen Gabe. Zu den häufigsten Nebenwirkungen des monoklonalen Antikörpers gehören: Infektionen der oberen Atemwege, Nasopharyngitits, Sinusitis, Bronchitis und Influenza, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Fieber, Husten und Gelenkschmerzen. Auch gastrointestinale Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Durchfall sind häufig. Darüber hinaus kommt es unter der Anwendung von Entyvio häufig zur Ausbildung von Analfissuren und analen Abszessen. Auch die Skelettmuskulatur kann von unerwünschten Arzneimittelwirkungen betroffen sein – häufig leiden Patienten unter Muskelkrämpfen, Rückenschmerzen, Muskelschwäche und Schmerzen in den Extremitäten.

Vendolizumab

Vendolizumab ist ein immunsuppresives Biologikum das selektiv im Gastrointestinaltrakt wirkt. Der humanisierte monoklonale Antikörper bindet spezifisch an das Alpha-4-beta-7-Integrin. Dieses Eiweißmolekül wird bevorzugt auf T-Helfer-Lymphozyten exprimiert. Das Integrin wird in einer Untergruppe zirkulierender weißer Blutkörperchen exprimiert. Es konnte gezeigt werden, dass diese Zellen eine Rolle bei der Vermittlung des Entzündungsprozesses bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn spielen. Durch die Bindung an diese Moleküle hemmt Vendolizumab die Adhösion dieser Zellen an MaDCAM-1 – einem extrazellulären Protein des Endothels. Die Hemmung der Interaktion von Alpha-4-beta-7 und Mad-CAM-1 verhindert die Migration von Memory-T-Lymphozyten ins Endothel. Hierdurch können Entzündungen in der Darmschleimhaut verhindert werden.