Lieferschwierigkeiten

Engpass bei Aarane und Allergospasmin

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Berlin -

Die Arzneimittel Aarane N (Sanofi) und Allergospasmin N (Meda Pharma) sind aktuell nicht verfügbar. Beide Präparate enthalten die Kombi aus Natriumcromoglicat und Reproterolhydrochlorid. Die Kombination wird zur Bronchienerweiterung bei Asthma eingesetzt. Eine Alternative für den Patienten gibt es nicht.

Derzeit können Apotheken Asthma-Patienten kaum mit Aarane N und Allergospasmin N versorgen. Laut Sanofi gebe es zwar nur für die N1- und N2-Packungen Lieferschwierigkeiten, doch Apotheken berichten aus der Praxis, dass auch die 3x10 ml nicht zu bestellen sind. „Grund dafür, dass wir aktuell ‚3 x 10ml Aarane‘ liefern, ist ein Kapazitätsengpass in der Produktion. Die Termine für die Auslieferung der anderen Packungsgrößen sind in Klärung“, teilt eine Sprecherin mit. Bei Allergospasmin sollen die leeren Schubfächer bald ein Ende haben: Dem Vernehmen nach soll das Dosieraerosol in der kommenden Woche wieder verfügbar sein.

Für Krankenkassen kein therapeutischer Vorteil

Für die Kassen zeigt die Kombination der Wirkstoffe keinen therapeutischen Vorteil gegenüber alternativen Monopräparaten. Zuletzt wies die AOK im Januar darauf hin, dass Ärzte darauf hingewiesen wurden, „dass beide Arzneimittel medizinisch zweifelhaft und gleichzeitig im Vergleich zu gut wirksamen Alternativen deutlich teurer sind.“ Würden Ärzte weiterhin Aarane und Allergospasmin verordnen, müssten diese mit einer finanziellen Forderung seitens der Kasse rechnen. „Die Kombination beider Wirkstoffe ist daher nicht sinnvoll“, so die AOK und erklärt auch den Einwand. Cromoglicinsäure wirkt als Mastzellstabilisator vorbeugend. Monopräparate müssten bis zu sechsmal täglich angewendet werden, um eine ausreichende Wirksamkeit zu erlangen. Reproterol hätte einen sofortigen Wirkeintritt und dürfte nur bei akutem Anfall verwendet werden. „Mit Reproterol vergleichbar gut wirksame Akut-Arzneimittel kosten deutlich weniger. Zudem ist Cromoglicinsäure nicht verschreibungspflichtig und somit kein Arzneimittel, das ein Arzt auf Kassenrezept verordnen darf.“

Lieferengpass von Reproterol seit Anfang des Jahres

Das β2-Sympathomimetikum hat seit Längerem Lieferschwierigkeiten. Bereits im Februar berichtete der Rettungsdienstausschuss Bayern über einen Engpass bei Reproterol. Der Ausschuss ist im Rahmen der Empfehlung für Notfallmedikamente angehalten, den Wirkstoff zur Behandlung von akuter Atemnot in flüssiger Form vorrätig zu halten (Bronchospasmin, Meda Pharma). Entlang telefonisch eingeholter Informationen seitens des Rettungsdienstes wurde der Engpass vorerst bis Ende März 2020 vermutet. Als alternatives ß2-Sympathomimetikum sollte laut Empfehlung Ende Februar Terbutalin (Bricanyl, AstraZeneca) vorgehalten werden.

Kombination fragwürdig

Cromoglicinsäure gehört zu den Mastzellstabilisatoren und hemmt die Histaminfreisetzung. Als Augentropfen und Nasenspray wird der Arzneistoff als OTC-Variante bei Heuschnupfen eingesetzt. Da der Wirkstoff nach der Applikation nur langsam vom Gewebe aufgenommen wird, muss die Anwendung bis zur vollen Wirksamkeit mehrmals erfolgen. Die Halbwertszeit liegt zwischen 60 und 90 Minuten. Cromoglicinsäure dient auch zur Prophylaxe von Asthmaanfällen. Die wenigen Nebenwirkungen sind meist applikationsbedingt und lokal. Neben Husten und Heiserkeit kann es nach der Anwendung in seltenen Fällen zu Bronchospasmen kommen.

Reproterol gehört zur Gruppe der β2-Sympathomimetika und wird als Dosieraerosol oder Injektionslösung zur Therapie des Asthma bronchiale eingesetzt. Der Wirkstoff wirkt agonistisch am β2-Adrenozeptor und führt zu einer Entspannung der glatten Muskulatur der Bronchien. Folglich verringert sich auch der Atemwegswiderstand. Die Halbwertszeit beträgt ungefähr 90 Minuten, der Wirkeintritt ist schnell – Reproterol wird zu den „short-acting beta agonists“ gezählt (SABA). Zu den, nach einer Inhalation sehr selten auftretenden, Nebenwirkungen gehören: Tremor und Unruhe, sowie Tachykardie und Hyperglykämien.

Asthma – Viele Personen betroffen

Etwa 10 bis 15 Prozent der Kinder und etwa 5 bis 7 Prozent der Erwachsenen erkranken an Asthma – somit gehört das Leiden zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland. Je nachdem, wie schwer die Symptomatik ist, stehen unterschiedliche Behandlungsoptionen zu Verfügung. Die Therapieoptionen erweitern sich stetig, auch die verschiedenen Inhalatoren werden weiterentwickelt. Verschiedene Einflussfaktoren können einen Asthma-Anfall auslösen, mitunter sind Betroffene in Notsituationen auf ihre Umwelt angewiesen. Zu den typischen Krankheitsanzeichen für Asthma gehören neben einer anfallsartig auftretenden Atemnot vor allem eine erschwerte Ausatmung, Kurzatmigkeit und ein Engegefühl in der Brust. Die Atemnot tritt anfallsartig auf, häufig nachts und am frühen Morgen. Bei den Anfällen können pfeifende oder brummende Atemgeräusche auftreten – das sogenannte Giemen kann aber auch bei erhöhter körperlicher Belastung außerhalb eines Anfalls auftreten. Manche Patienten klagen über anfallsweise auftretenden trockenen Husten.

 

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