Größe der Atemwege entscheidend

COPD: Grund für Lungenschäden entdeckt

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Berlin -

Die Lungenentwicklung kann erklären, warum einige Nichtraucher an COPD erkranken und einige starke Raucher nicht – zu diesem Schluss kommt eine amerikanische Studie: Ausschlaggebend für das Erkrankungsrisiko sei die Größe der Atemwege im Verhältnis zum gesamten Organ.

Raucher leiden häufiger als andere Patientengruppen unter COPD. Wer jahrelang Kette geraucht hat, der schädigt sein Lungengewebe so nachhaltig, dass oftmals eine chronische Krankheit daraus resultiert. Jeder dritte Fall tritt aber bei Menschen auf, die nie geraucht haben. Dieser Verteilung wollten die Wissenschaftler nachgehen, um zu verstehen, welche Faktoren jenseits exogener Noxen für die Krankheitsentstehung infrage kommen. „Diese Arbeit, die sich aus der sorgfältigen Analyse der Lungenbilder von COPD-Patienten ergibt, zeigt, dass eine abnormale Lungenentwicklung einen großen Teil des COPD-Risikos bei älteren Erwachsenen ausmachen kann“, sagte James Kiley, Direktor der NHLBI-Abteilung für Lungenkrankheiten.

Frühere Untersuchungen lieferten den Forschern einen Hinweis auf eine mögliche Ursache und ergaben, dass etwa die Hälfte der älteren Erwachsenen mit COPD zu Beginn des Lebens eine niedrige Lungenfunktion hatten. Pneumologe Benjamin Smith, Facharzt in der medizinischen Abteilung des Irving Medical Center der Columbia University in New York City, der an der Studie beteiligt war, erklärt das Phänomen wie folgt: „Wenn Menschen atmen, bewegen sie Luft durch ihre Atemwege, beginnend mit der Luftröhre. Diese verzweigt sich zu kleineren Atemwegen, die als Bronchien und Bronchiolen bezeichnet werden. Wenn Menschen wachsen, wird angenommen, dass sich ihre Atemwege proportional zu ihrer Lunge entwickeln. Bei einigen Menschen werden die Atemwege jedoch aus unklaren Gründen kleiner oder größer als erwartet.“

Um herauszufinden, ob kleine Atemwege die Ursache für COPD bei Menschen sein könnten, die nicht rauchten oder andere Risikofaktoren hatten, untersuchte ein von Smith geführtes Forscherteam Daten von mehr als 6500 älteren Erwachsenen – Raucher und Nichtraucher, mit und ohne COPD – die an drei Studien teilnahmen. Im Ergebnis entwickelten Teilnehmer mit kleineren Atemwegen im Verhältnis zur Lungengröße viel häufiger eine COPD als Teilnehmer mit größeren Atemwegen im Verhältnis zur Lungengröße. Raucher mit COPD hatten im Vergleich zur Lungengröße nie abnormal kleinere Atemwege. Starke Raucher ohne COPD wiesen stets größere Atemwege auf.

„Diese Ergebnisse zeigen, dass kleine Atemwege im Verhältnis zur Lungengröße ein sehr starker Risikofaktor für COPD sind“, sagte Smith, der Hauptautor der Studie. „Dies hilft uns zu verstehen, warum 30 Prozent der COPD bei Menschen auftreten können, die nie geraucht haben.“ Mit voranschreitendem Altern nimmt die Lungenfunktion immer weiter ab, so dass Menschen, die bereits eine niedrige Lungenfunktion haben, später im Leben möglicherweise eine COPD entwickeln, selbst wenn sie nicht rauchen, erklärte er. Smith fügte hinzu, dass die Ergebnisse auch erklären könnten, warum einige lebenslange starke Raucher keine COPD entwickeln.

COPD und Covid-19

Einige Patientengruppen haben ein besonders hohes Risiko, an Covid-19 zu erkranken. Unter anderem zählen Patienten mit Lungenerkrankungen wie COPD dazu. Im Fachjournal „European Respirator Journal“ wurden Ergebnisse vorgestellt, die einen anderen Ansatz zeigen und nicht auf der Lungenschädigung beruhen. Häufig wurden die schweren Covid-19 Verläufe bei Rauchern und COPD-Patienten mit einer entsprechenden Vorschädigung der Lunge erklärt. Doch Forscher sehen einen anderen möglichen Grund für das erhöhte Risiko: COPD-Patienten exprimieren den sogenannten ACE2-Rezeptor in den Atemwegen vermehrt – dieser wiederum stellt die Eintrittspforte für Sars-CoV-2 in die Zellen dar.

Therapie der COPD

Raucht ein Patient, so sollten gemeinsam mit dem Arzt Wege aus der Sucht gefunden werden. Wer weiter Zigaretten konsumiert, der schädigt das eh schon geschwächte Lungengewebe weiterhin. Medikamentös kommen inhalative Glucocorticoide wie Beclometason und Budesonid, oder Bronchodilatatoren wie Ipratropiumbromid, Salbutamol und Theophyllin zum Einsatz. Als vorsorglichen Schutz vor Exzazerbationen wird eine Impfung gegen Influenza und Pneumokokken empfohlen. Auch physikalische Maßnahmen wie eine Atemtherapie kann hilfreich für den Patienten sein.

 

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