Darmperistaltik

Clozapin: Behörde erinnert an Nebenwirkung Nadine Tröbitscher, 18.12.2017 12:08 Uhr

Die britische Arzneimittelbehörde MHRA erinnert an den potenziell lebensbedrohlichen Einfluss von Clozapin auf die Darmperistaltik. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Darmverschluss unter Clozapin: Die britische Arzneimittelbehörde MHRA erinnert an den potenziell lebensbedrohlichen Einfluss von Clozapin auf die Darmperistaltik. Patienten haben unter der Einnahme ein erhöhtes Risiko für Darmverschluss, Koprostase und paralytischen Ileus.

Clozapin ist zur Behandlung der therapieresistenten Schizophrenie indiziert. Außerdem können schizophrene Patienten mit dem Antipsychotikum behandelt werden, für die eine Therapie mit anderen Arzneimitteln aufgrund schwerer neurologischer Nebenwirkungen oder Therapieresistenz nicht in Frage kommt.

Die antipsychotisch wirkende Substanz unterscheidet sich zu den herkömmlichen Neuroleptika. Dem Wirkstoff werden anti-alpha-adrenerge, anticholinerge, antihistaminerge und antiserotoninerge Eigenschaften zugesprochen. Die antipsychotische Wirksamkeit kommt durch Hemmung des Dopamin-D4-Rezeptors zustande. Klinisch kommt es unter Clozapin zu einer schnellen und ausgeprägten Sedierung. Die antipsychotischen Effekte treten auch bei Patienten auf, die gegen andere Arzneimittel eine Therapieresistenz vorweisen.

Die anticholinerge Wirkung von Clozapin ist für zahlreiche unerwünschte Arzneimittelwirkungen verantwortlich. Möglich sind Mundtrockenheit, Verstopfung bis hin zum Darmverschluss. Die natürliche Darmbewegung kann in unterschiedlicher Ausprägung beeinflusst werden. Verstopfung ist als sehr häufige Nebenwirkung mit einer Häufigkeit von ≥ 1 von 10 Patienten gelistet. Darmverschluss, Koprostase und paralytischer Ileus treten zwar mit < 1 von 10.000 Betroffenen nur sehr selten auf, haben jedoch wegen des Schweregrades eine klinische Relevanz.

Die MHRA erinnert aktuell an das potenziell lebensbedrohliche Risiko dieser unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Clozapin ist bei paralytischem Ileus kontraindiziert. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn gleichzeitig andere Arzneimittel angewendet werden, die ebenfalls mit einem Risiko für eine Verstopfung behaftet sind. Das Risiko ist vor allem bei Arzneimitteln mit anticholinergen Eigenschaften wie Antipsychotika, Antidepressiva oder Antiparkinsonmittel erhöht. Patienten mit Dickdarmerkrankungen oder Operationen am Unterbauch sowie Patienten ab 60 Jahren sollten ebenfalls über das Risiko aufgeklärt werden. Tritt eine Verstopfung unter Clozapin auf, sollte diese aktiv behandelt werden. Patienten sollten daher den Arzt unverzüglich auf die Nebenwirkung hinweisen.

Clozapin kann außerdem eine Agranulozytose verursachen. Der behandelnde Arzt muss daher regelmässig das Blutbild der Patienten kontrollieren. Zudem sind die Anwendungsbeschränkungen der Fachinformation zu beachten. Der Wirkstoff darf nur bei Patienten mit normalem Blutbild, entsprechend einer Leukozytenzahl von ≥ 3500/mm3 und neutrophilen Granulozyten von 2000/mm3, bei zugelassener Indikation eingesetzt werden.

Die regelmässigen Blutkontrollen der Leukozyten und neutrophilen Granulozyten folgen einem festen Schema. Sie sollen wöchentlich während der ersten 18 Behandlungswochen und anschließend mindestens alle vier Wochen über die gesamte Therapiedauer und weitere vier Wochen darüber hinaus durchgeführt werden. Die geforderten Sicherheitsmaßnahmen sind durch den Arzt in vollem Umfang zu erfüllen. Patienten müssen den Mediziner sofort informieren, wenn sie grippeähnliche Symptome wie Fieber, Halsschmerzen oder andere Anzeichen einer Infektion bemerken.