Neues Antiepileptikum

Cenobamat: Weniger Anfälle, gute Verträglichkeit

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Berlin -

Beim Wirkstoff Cenobamat handelt es sich um eine neuartige Substanz zur Behandlung von partiell fokal beginnenden epileptischen Anfällen bei Erwachsenen mit Epilepsie. In den USA ist das Antiepileptikum bereits zugelassen – nun gibt es neue Daten, die sowohl eine gute Wirksamkeit wie auch ein gutes Sicherheitsprofil belegen. Schon bald könnte der Wirkstoff auch in Europa zugelassen werden.

Der genaue Wirkmechanismus von Cenobamat ist noch nicht vollständig entschlüsselt. Es wird angenommen, dass es zu einem bisher einzigartigen, doppelten, komplementären Wirkmechanismus kommt: Dieser funktioniert durch eine Verstärkung der inhibitorischen Ströme durch positive Modulation von GABA-A-Rezeptoren an einer Nicht-Benzodiazepin-Bindungsstelle und der Verringerung der exzitatorischen Ströme durch Hemmung des anhaltenden Natriumstroms und Verstärkung des inaktivierten Zustands spannungsaktivierter Natriumkanäle.

EU-Zulassung bereits gestartet

In den USA ist die Substanz bereits unter dem Handelsnamen Xcopri zugelassen. Anfang 2019 hat SK Biopharmaceuticals zudem mit Arvelle Therapeutics einen exklusiven Lizenzvertrag zur Entwicklung und Vermarktung von Cenobamat in Europa abgeschlossen. Im März 2020 wurde der Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) angenommen und das Beurteilungsverfahren gestartet. Auf dem europäischen Markt befindet sich der Wirkstoff noch im Prüfstadium.

Nun wurden neue Daten zu Cenobamat im Fachjournal „Nature“ vorgestellt – die Ergebnisse einer randomisierten Studie zeigen, dass Cenobamat als Zusatztherapie die Anfallskontrolle bei Erwachsenen mit unkontrollierten fokalen Anfällen signifikant verbessern kann: 28 Prozent der Erwachsenen mit einer Cenobamat-Zusatztherapie erreichten während der Erhaltungsphase eine Anfallsfreiheit – gegenüber nur 9 Prozent ohne eine solche Therapie.

Signifikante Senkung der Anfallshäufigkeit

Insgesamt wurden 222 Patienten, die zwischen einem und drei Antiepileptika einnahmen in die Studie eingeschlossen. Sie bekamen zusätzlich entweder einmal täglich 200 mg Cenobamat oder Placebo. Die Teilnehmer hatten im Durchschnitt 6,5 Anfälle pro Monat. Durch die Zusatztherapie mit Cenobamat konnte unter anderem die mittlere Anfallshäufigkeit im Vergleich zu Placebo um 56 Prozent gegenüber 22 Prozent gesenkt werden. Die Cenobamat-Patienten erreichten außerdem häufiger eine Verringerung der Anfallshäufigkeit um 50 Prozent oder mehr im Vergleich zu denen in der Placebogruppe (50 Prozent gegenüber 22 Prozent). 39 Prozent erreichten sogar eine Senkung um rund 75 Prozent, gegenüber nur 21 Prozent unter Placebo. „Die Studienergebnisse legen nahe, dass Cenobamat eine potenzielle Behandlungsoption für Patienten darstellen kann, die trotz der verfügbaren Behandlungen weiterhin Anfälle haben“, erklärte Dr. Ilise Lombardo, Mitbegründerin von Arvelle Therapeutics. Zu den häufigsten Nebenwirkungen in beiden Gruppen zählten Schläfrigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit und Müdigkeit. Die Studienabbruchraten waren in beiden Gruppen ähnlich.

Eine laufende Phase-III-Sicherheitsstudie mit mehr als 1300 Erwachsenen konnte in einem Zwischenbericht weitere positive Daten liefern: Der Wirkstoff zeigt ein gutes Sicherheitsprofil mit guter Verträglichkeit. „Viele Patienten mit Epilepsie setzen ihre Medikamente gegen Krampfanfälle aufgrund unerträglicher Nebenwirkungen oder mangelnder Wirksamkeit ab, was ihre Möglichkeiten und Chancen zur Kontrolle von Krampfanfällen vermindert“, erläutert Lombardo.

Gute Chancen für die Compliance

Im Zwischenbericht konnte für Cenobamat eine Retentionsrate von 83 Prozent verzeichnet werden – Retentionsraten liefern einen Hinweis auf das klinische Gesamtergebnis und dienen als kombiniertes annäherndes Maß für die Wirksamkeit und Verträglichkeit im Zeitverlauf.„Beide Studienergebnisse legen nahe, dass Cenobamat eine wichtige Rolle bei der Überwindung der anhaltenden Belastung für eine erhebliche Anzahl von Patienten mit Epilepsie spielen kann, die trotz der verfügbaren Behandlungen weiterhin Anfälle haben. Diese Ergebnisse sind für viele Patienten mit fokal beginnender Epilepsie sehr ermutigend“, erklärte Lombardo.

 

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