Neuropsychiatrische Nebenwirkungen

Boxed Warning für Montelukast

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Berlin -

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat das Aufbringen einer „Boxed Warning“ für Arzneimittel mit dem Wirkstoff Montelukast angeordnet: Grund für die zusätzlichen Sicherheitshinweise sind zunehmende Warnungen vor neuropsychiatrischen Reaktionen.

Welche neuropsychiatrischen Reaktionen sind möglich?

Die neuropsychiatrischen Anzeichen sind vielfältig: Zu den häufigsten gehören Schlafstörungen, Depression und Agitiertheit. Störungen von Aufmerksamkeit und Gedächtnis treten selten auf. Sehr selten kommt es zu Halluzinationen und Suizidalität. Ebenfalls sehr selten wurde über eine Sprechstörung (Dysphemie) berichtet, welche vor allem bei Kindern unter fünf Jahren und kurz nach Beginn der Behandlung auftrat. Darüber hinaus zeigten sich nach längerer Behandlungsdauer Zwangssymptome. Das Risiko von neuropsychiatrischen Reaktionen tritt sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen auf.

Prüfung und Bewertung der FDA

Die FDA hat im Zuge der Arzneimittelsicherheit entschieden, dass künftig bei allen montelukasthaltigen Arzneimitteln das Boxed Warning ergänzt werden muss. Zusätzlich wird die FDA verlangen, dass Patienten mit jedem Montelukast-Rezept ein neuer Leitfaden mitgegeben wird. 2008 wurden die Informationen schon aktualisiert – seitdem sind die neuropsychiatrischen Symptome bereits in den Gebrauchsanweisungen enthalten.

Im Zuge einer Beobachtungsstudie überprüfte die FDA Berichte und Meldungen über unerwünschte Ereignisse und analysierte alle verfügbaren Daten. Auch der Nutzen und die Risiken der Substanz wurden abgewogen und neu bewertet. Demnach könnten die Risiken von Montelukast bei einigen Patienten die Vorteile überwiegen – insbesondere, wenn die Krankheitssymptome mild sind und mit alternativen Therapien angemessen behandelt werden kann. Vor allem bei allergischer Rhinitis sollte Montelukast laut FDA Patienten vorbehalten sein, die auf andere Therapien nicht angemessen angesprochen haben oder diese Therapien nicht vertragen.

Aufklären und rezeptfreie Alternativen nutzen

„Wir wissen, dass Millionen von Amerikanern an Asthma oder Allergien leiden und zur Behandlung dieser Erkrankungen auf Medikamente angewiesen sind. Die Häufigkeit von neuropsychiatrischen Ereignissen im Zusammenhang mit Montelukast ist unbekannt, aber einige Berichte sind schwerwiegend, und viele Patienten und Angehörige der Gesundheitsberufe sind sich dessen nicht vollständig bewusst diese Risiken", sagte Dr. Sally Seymour, Direktorin der Abteilung für Lungen-, Allergie- und Rheumatologieprodukte im FDA-Zentrum für Arzneimittelbewertung und -forschung.

Mit der neuen Warnbox will die FDA sicherstellen, dass Patienten und medizinische Anbieter über die Informationen verfügen, um fundierte Behandlungsentscheidungen treffen zu können. „Wichtig ist, dass es viele andere sichere und wirksame Medikamente zur Behandlung von Allergien mit langjähriger Anwendung und Sicherheit gibt, so dass viele Produkte ohne Rezept erhältlich sind", sagte Seymour.

Großbritannien hat bereits reagiert

Im Oktober hatte die britischen Arzneimittelbehörde MHRA über die Reaktionen unter der Behandlung mit Montelukast berichtet. In einigen Fällen wurden solche Ausprägungen erst verzögert als mögliche Nebenwirkung identifiziert. Die MHRA riet Patienten und gegebenenfalls deren Betreuungspersonen, auf derartige Reaktionen verstärkt zu achten. Beim Auftreten solcher Symptome sei unverzüglich medizinischer Rat einzuholen. Nutzen und Risiken der Fortführung der Behandlung sollten anschließend sorgfältig abgewogen werden.

Wie ist die Lage in Europa?

Auch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat sich kürzlich mit dem Thema beschäftigt: Die Zulassungsinhaber sind seitdem angehalten, in Abschnitt 4.4 einen Warnhinweis aufzunehmen. Außerdem soll die Möglichkeit des Auftretens von neuropsychiatrischen Ereignissen gegenüber dem medizinischen Fachpersonal und den Patienten deutlich kommuniziert werden. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis sei – vorbehaltlich der vorgeschlagenen Änderungen der Produktinformationen – jedoch unverändert.

Wirkstoffprofil: Montelukast

Anwendungsgebiet: Bronchialasthma, allergische Rhinitis, Vorbeugung von Belastungsasthma

Wirkung: antiasthmatisch und entzündungshemmend

Wirkprinzip: Leukotrien-Rezeptor-Antagonist, Effekte beruhen auf dem Antagonismus am CysLT1-Rezeptor und der Aufhebung der Wirkungen der Cysteinyl-Leukotriene

Anwendung: 1x täglich, keine Inhalation notwendig, daher häufiger Einsatz bei Kindern

Weitere Nebenwirkungen:

  • Durchfall
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Hautausschlag
  • Infektionen der oberen Atemwege
  • Fieber
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