Patienteninformation

Beipackzettel: Apotheker planen Pilotstudie Silvia Meixner, 30.03.2017 13:30 Uhr

Berlin - 

Beipackzettel sind ein ewiges Ärgernis: Die Schrift ist häufig zu klein, die Texte sind für viele Patienten nur schwer verständlich und für die Falttechnik wünscht man sich oft einen Origamikurs. Eine saarländische Initiative will zumindest in Sachen Verständlichkeit Abhilfe schaffen.

Kammerpräsident Manfred Saar sagt: „Es ist seit Langem klar, dass etwas geschehen muss. Wir finden die Idee gut, nach dem Vorbild beim Kauf einer Küchenmaschine oder eines Smartphones Medikamentenpackungen eine Schnellanleitung beizulegen.“ Lesen, Bescheid wissen, Einnehmen.

Eine gute Idee, fanden auch das saarländische Gesundheitsministerium, die IKK Südwest, die Universität des Saarlandes und die vor Ort ansässigen Hersteller Kohlpharma, Ursapharm und Dr. Theiss. Sie unterstützen im Rahmen einer Pilotstudie zur Verbesserung der Lesbarkeit der Packungsbeilagen. Im Idealfall sollen die Patienteninformationen der 30 gängigsten Arzneimittel untersucht werden.

Thorsten Lehr, Juniorprofessor für Klinische Pharmazie, hat mit seinen Studenten eine kleine, nicht repräsentative Studie durchgeführt. „Er hat mit relativ wenigen Probanden getestet, wie man die Beipackzettel verbessern könnte. Die Teilnehmer, Familienmitglieder und Freunde, haben Beipackzettel gelesen und Verbesserungsvorschläge gemacht“, erläutert Saar. Zusätzlich wurden mit Hilfe eines Computerprogramms die Texte optimiert.

Bei der Ministudie kam der „Hohenheimer Verständlichkeitsindex“ zum Einsatz, eine Technik, die die Lesbarkeit von Texten vereinfacht. „Oft reicht es, Sätze umzustellen, um die Verständlichkeit zu erhöhen. Dabei muss aber mit den Herstellern geklärt werden, ob die neue Fassung noch alle juristischen Vorschriften erfüllt.“

Derzeit errechnen die Studienpartner, wie viel Geld benötigt wird. „Wir hoffen, dass wir Mittel aus europäischen Fonds bekommen. Alle Beteiligten müssen Geld für ihre Leistung bekommen und zumindest kostendeckend arbeiten können. Man kann das nicht für ein ‚Dankeschön‘ machen“, sagt Saar. Eine Möglichkeit wäre, dass Patienten Fragebögen ausfüllen und diese in der Apotheke abgeben.

Parallel könnte auch die Frage geklärt werden, ob bei besserer Verständlichkeit eines Beipackzettels auch die Arzneimittel-Therapiesicherheit (AMTS) steige. „Mit dieser Frage hat sich noch nie jemand so richtig beschäftigt.“ Sobald die Finanzierung steht, wollen die Partner loslegen: „Das Ergebnis könnte innerhalb eines Jahres vorliegen.“