Influenza A und B

Baloxavir: Einmalige Einnahme gegen Grippe APOTHEKE ADHOC, 24.07.2018 12:33 Uhr

Baloxavir marboxil (Roche) ist gegen Influenza A- und B-Viren gerichtet – darunter Oseltamivir-resistente Stämme sowie Stämme der Vogelgrippe wie H7N9 und H5N1. Der Arzneistoff hemmt die CAP-abhängige Endonuklease im Grippevirus und somit den Replikationszyklus des Virus. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Neuer Wirkmechanismus gegen Influenza: Baloxavir marboxil ist seit Februar in Japan unter dem Namen Xofluza zugelassen. Nun steht das Arzneimittel im Rahmen des beschleunigten Verfahrens vor der US-Zulassung. Roche hat vor wenigen Tagen die Ergebnisse der Phase-III-Studie Capstone-2 veröffentlicht. Diese belegen eine signifikante Wirksamkeit bei Hochrisikopatienten im Vergleich zum Neuraminidasehemmstoff Oseltamivir.

Die jährlichen Grippe-Epidemien führen weltweit zu bis zu fünf Millionen schweren Erkrankungen und bis zu 650.000 Todesfällen. Baloxavir marboxil könnte nach erfolgter Zulassung eine neue Therapieoption bei Influenza A und B sein. Das antivirale Prüfmedikament zur einmaligen Einnahme ist seit fast 20 Jahren das erste Arzneimittel gegen Grippe mit einem neuen Wirkmechanismus.

Roche konnte mit der multizentrischen, randomisierten, doppelblinden Phase-III-Studie Capstone-2 die Wirksamkeit und Sicherheit von Baloxavir marboxil bei Grippepatienten mit hohem Komplikationsrisiko bestätigen. Zur Risikogruppe zählen Patienten mit Asthma, Diabetes, chronischer Lungenerkrankung oder Herzkrankheit sowie Personen ab 65 Jahren. Verglichen wurde die Einzeldosis Baloxavir marboxil mit Placebo und Oseltamivir. Die Probanden wurden zufällig randomisiert und entsprechend Körpergewicht mit 40 mg beziehungsweise 80 mg Prüfmedikament, Placebo beziehungsweise zweimal täglich 75 mg Osetamivir über einen Zeitraum von fünf Tagen behandelt.

Als primärer Endpunkt gilt die Zeit bis zur Besserung der Grippesymptome der Einmalgabe im Vergleich zu Placebo. Das Verum zeigte eine überlegene Wirksamkeit. Auch in Bezug auf die sekundären Endpunkte wie Verkürzung der Dauer der Virusfreisetzung und Verringerung der Viruskonzentration war Baloxavir marboxil Placebo und Neuraminidasehemmstoff überlegen. Das Prüfmedikament zeigte sich zudem gut verträglich. Die vollständigen Ergebnisse der Studie sollen demnächst vorgestellt werden.

Die US-Arzneimittelbehörde (FDA) prüft derzeit im Priority Review die Zulassung für Baloxavir marboxil. Das Ergebnis wird für den 24. Dezember erwartet. Bei positivem Votum könnte der Arzneistoff für dir einmalige Einnahme zur Behandlung akuter, unkomplizierter Grippe bei Patienten ab zwölf Jahren auf den US-Markt kommen.

Baloxavir marboxil ist gegen Influenza A- und B-Viren gerichtet – darunter Oseltamivir-resistente Stämme sowie Stämme der Vogelgrippe wie H7N9 und H5N1. Der Arzneistoff hemmt die CAP-abhängige Endonuklease im Grippevirus und somit den Replikationszyklus des Virus. Durch Endozytose gelangt das Virus in die Wirtszellen. Die viralen Ribonukleoproteine werden ins Zytoplasma freigelassen und in den Nukleus importiert, wo die virale RNA in mRNA transkribiert wird. Hierbei spielt die CAP-abhängige Endonuklease eine essentielle Rolle.

Der Arzneistoff wurde von Shionogi entdeckt und weltweit mit Roche entwickelt. Roche hält die weltweiten Rechte, mit Ausnahme von Japan und Taiwan. Seit Februar ist der Arzneistoff in Japan unter dem Namen Xofluza zugelassen. Im April hatte der Neuraminidasehemmer Alpivab (Peramivir, Biocryst) die EU-Zulassung erhalten. Der Arzneistoff inhibiert die Influenzavirus-Neuraminidase und somit die Virusvermehrung. Das Enzym ist für die Freisetzung und Vermehrung der Viren essentiell. Peramivir ist sowohl gegen Influenza A- und B-Isolate als auch gegen aufkommende Influenzaviren-Stämme mit Pandemiepotenzial wirksam.