Immunisierung

Apotheken-Impfung erhöht Grippeschutz

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Berlin -

Grippeschutzimpfungen in der Apotheke erhöhen die Impfquote. Mehr noch: Sie könnten die volkswirtschaftlichen Kosten senken, so das Ergebnis einer gesundheitsökonomischen Analyse im Auftrag des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH).

Gründe, sich nicht impfen zu lassen, gibt es viele. Die Hürde, einen Arzt zu besuchen, gehört dazu. Viele Menschen scheuten sich vor langen Anfahrtswegen und vollen Wartezimmern und unternähmen in der Folge gar nichts, so Gesundheitsökonom Professor Dr. Uwe May. „Würde eine Grippeimpfung in der Apotheke stattfinden, wäre die Hemmschwelle zur Impfung für viele Patienten niedriger“, sagt May. Ein Blick auf Europa zeige, dass sich die Impfrate in Deutschland durch einen Switch positiv beeinflussen lasse. Die Bevölkerung bestätigt dies, denn etwa 70 Prozent sehen laut BAH-Umfrage eine Zeitersparnis.

Englische Apotheke impfen seit etwa drei Jahren. Aktuell finden in 77 Prozent der Apotheken Impfungen statt, die Impfraten steigen. So auch in Kanada, Irland und Portugal. In der Schweiz gab es 2017 etwa 400 impfende Apotheken. Der Anteil der in Apotheken immunisierten Menschen, die sich sonst auch beim Arzt impfen lassen würden, liegt bei 15 Prozent.

Aktuell liegt die Impfquote beim Grippeschutz bei 25 Prozent. Laut May ist deren Steigerung medizinisch und gesundheitspolitisch ein unstrittiges Ziel. Einer mittelfristigen Steigerung von 12 Prozent würde etwa zehn Millionen mehr Geimpfte, 905.000 weniger Grippeerkrankte, etwa 19.000 vermeidbare Krankenhaustage, etwa drei Millionen weniger Krankentage und 41 vermiedene Todesfälle bedeuten. Zahlen, die für einen Switch sprechen. Moderate Mehrausgaben seitens der Kassen erschienen zweckmäßig, notwendig und wirtschaftlich, so May. Eine Steigerung der Impfquote reduziere die volkswirtschaftlichen Kosten, die Grippekrankungen verursachten. Zudem sei ein Gewinn an Lebensqualität und Gesundheit zu verzeichnen.

47 Prozent der Apotheker befürworten laut Umfrage die Entlassung von Impfstoffen aus der Verschreibungspflicht. Bei den Ärzten sind es nur 28 Prozent. Apotheker sehen ihre Kompetenz gestärkt, Ärzte die ihre beschnitten. Gefordert ist in jedem Fall eine aktive Begleitung in den Apotheken. Hemmnisse müssten abgebaut werden. Es sei nicht die Frage, ob ein Switch gefährlich sei – sondern ob es gefährlich sei, nicht zu switchen, so May. Zudem sei die Impfung in der Apotheke in Bezug auf den Erstattungsumfang den Arztpraxen gleichzustellen. Ein Switch sei eine echte Alternative zu einer Impfpflicht.

Zustimmung erhält May von Dr. Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft beim BAH. „Impfen in der Apotheke ist neben einer besseren Aufklärung eine Möglichkeit, die Impfquote in Deutschland zu verbessern und dadurch Kosten für die Volkswirtschaft zu reduzieren.“ Jedoch müssten bei den Medizinern eine breite Akzeptanz geschaffen werden und Apotheker entsprechend geschult und Räumlichkeiten zur Verfügung stehen. Auch die Honorierung müsse geklärt sein. All dies sei vor einem Switch zu klären. Ein Switch vollziehe sich nicht über Nacht. Eine Steigerung der Impfquote sollte das Ziel sein, denn mit 25 Prozent sei diese erbärmlich.

Die Schaffung eines niederschwelligen Angebots sei ein marktnahes Instrument und der Einführung der Impfpflicht vorzuziehen, so Kroth, der ebenfalls auf die guten Erfahrungen der anderen europäischen Länder verweist.

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