Antirheumatika

Hautreaktionen durch Diclofenac-Gel Nadine Tröbitscher, 30.11.2016 09:07 Uhr

Berlin - 

Gelenkbeschwerden, Zerrungen, Prellungen oder Verstauchungen – Schmerzgele mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) werden zur lokalen symptomatischen Behandlung von Schmerzen und Entzündungen angewendet. Die Zubereitungen besitzen jedoch ein Risiko für zum Teil schwerwiegende Hautreaktionen. Vor allem Gele mit dem Wirkstoff Diclofenac sind betroffen.

Diclofenac-Gele enthalten meist das Diethylamin- oder das Natriumsalz des Wirkstoffes. Die Zubereitungen sind 1- oder 2-prozentig. Die enthaltene Wirkstoffverbindung und die Hilfsstoffe Propylenglycol, Butylhydroxytoluol und ätherische Öle sind Auslöser für die auftretenden Hautreaktionen. Betroffen ist vor allem die Applikationsstelle. In dem Bereich treten lokale Reaktionen oder gar eine Dermatitis auf. Die Nebenwirkung tritt bei mehr als 2 Prozent der Verwender auf. Zugelassen sind die Gele bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 14 Jahren.

Eine Studie belegte für Diclofenac-Präparate zur topischen Anwendung eine viermal höhere Häufigkeit von Hautreaktionen im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Die Symptome übertrafen teils die einer Kontaktdermatitis, wie zum Beispiel Rötung, Schwellung, Juckreiz und Brennen an der Applikationsstelle. Einige der Teilnehmer brachen gar die Studie ab.

Innerhalb der vergangenen drei Jahre erhielt die AMK 84 Spontanberichte aus Apotheken, in denen Diclofenac-haltige Gele mit unerwünschten Wirkungen in Verbindung gebracht wurden. Reaktionen mit großen Blasen und in Einzelfällen Sekundärinfektionen oder Hautablösungen traten in 22 Fällen auf. Die Hälfte dieser Betroffenen verzeichnete die Hautreaktionen bereits nach dem ersten Auftragen des Schmerzgels; in etwa 18 Fällen dauerten die Probleme länger als zwei Wochen an.

Die NSAR-haltigen Gele sollten nicht großflächig oder auf erkrankte Hautstellen aufgetragen werden. Ein Okklusionsverband sollte nicht angelegt werden, da die Hautreaktionen unter den luftdichten Verbänden verstärkt auftreten können. Vor allem ältere Patienten sollten laut AMK vor der ersten Anwendung eine erbsengroße Menge als Testdosis am Unterarm anwenden, um eine Unverträglichkeit auszuschließen. Zu beachten ist, dass die Hautreaktionen zeitlich verzögert auftreten können. Das Arzneimittel ist sofort abzusetzen und gründlich mit Wasser abzuwaschen, sobald erste Unverträglichkeitsreaktionen zu verzeichnen sind. Ein Risiko besteht auch für Ibuprofen- und Ketoprofen-haltige Zubereitungen.

Nach Zahlen von IMS Health werden knapp 40 Millionen Packungen topischer Schmerzmittel in den Apotheken verkauft; der Umsatz zu Herstellerabgabepreisen liegt bei rund 200 Millionen Euro. Weniger als 4 Prozent entfallen auf verschreibungspflichtige Produkte – der Bereich gehört zu den Klassikern im Selbstzahlermarkt.

Alle wichtigen OTC-Hersteller sind in der Indikation vertreten, die nicht nur von Voltaren (GSK), sondern auch von anderen bekannten Marken wie Thermacare (Pfizer), Kytta (Merck), Doc (Hermes), ABC (Beiersdorf), Diclo-ratiopharm (Ratiopharm), Traumeel (Heel), Mobilat (Stada), Finalgon (Boehringer) und Proff (Dr. Theiss) dominiert wird.