Mehr Sicherheit

Anapen: Sechs neue Eigenschaften Alexandra Negt, 27.07.2020 07:24 Uhr

Beim Notfall anaphylaktischer Schock muss schnell gehandelt werden. Der Anapen hat nun sechs neue Eigenschaften. Foto: David Smart/ Shutterstock.com
Berlin - 

Sogenannte Notfallpens wie Anapen werden bei einem anaphylaktischen Schock verabreicht. Sie enthalten Adrenalin. Im Notfall können sie auch von Anwesenden direkt durch die Kleidung verabreicht werden. Anapen ist zur Monatsmitte mit sechs neuen Eigenschaften auf dem Markt, um die Nutzerfreundlichkeit und Sicherheit weiter zu verbessern.

Der Anapen von Bioprojetverfügt über sechs neue Eigenschaften. Ziel des Herstellers war es, die Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit zu erhöhen. Folgende Punkte sind neu am Autoinjektor:

Schwarze Nadelabdeckung:
Die wiederverwendbare Abdeckung wird nach dem Gebrauch ausgetauscht. Sie soll dazu beitragen, Verletzungen mit der Injektionsnadel zu vermeiden. Sie ist elastisch und latexfrei.

Graue Sicherheitskappe:
Diese Kappe schützt vor einer versehentlichen Anwendung. Sie muss vorher entfernt werden. Die Sicherheitskappe deckt den roten Auslöseknopf ab.

Etikett am Nadelende:
Deklariert das Ende des Autoinjektors, welches für die Injektion verwendet wird.

Inspektionsfenster:
Das Fenster dient der Qualitätskontrolle. Der Anwender erhält einen Nachweis darüber, ob das enthaltene Adrenalin klar, farblos und gebrauchsfertig ist.

Rote Injektionsanzeige:
Die Anzeige kommt nach der Anwendung zum Vorschein. Sie gibt die Bestätigung, dass das Adrenalin verabreicht und der Autoinjektor korrekt ausgelöst wurde. Vor der Injektion ist ein weißer Kunststoffkolben zu sehen, dieser weclshelt nach der Injektion zu einem Roten.

Manipulationssicherer Verschluss:
Er verriegelt die oberen und unteren Gehäuseteile des Pens und schützt so vor Manipulationen.

Wichtig: Die schwarze Nadelkappe und die graue Sicherheitskappe dürfen erst unmittelbar vor der Anwendung entfernt werden. Da der anaphylaktische Schock die stärkste Form der allergischen Reaktion ist, sollten Familie und Freunde über eine bekannte Überempfindlichkeit informiert werden. Der Arzt stellt jedem Patienten, der auf einen Notfallpen angewiesen ist, einen Anaphylaxie-Pass aus, welcher Anweisungen für den Notfall enthält. Wird dieser Pass zusammen mit den Notfallmedikamenten transportiert, können auch Dritte im Notfall handeln.

Auslöser

Die häufigsten Auslöser für anaphylaktische Reaktionen sind Insektengifte wie Wespen-, Bienen- oder Hornissengift, verschiedene Nahrungsmittel wie Soja, Nüsse, Sellerie oder Schalentiere sowie Latex oder Medikamente. Hier spielen auch Kreuzallergien eine Rolle. Häufig lösen Antibiotika, Insulin oder Acetylsalicylsäure solche Reaktionen aus. Auch andere Faktoren haben Einfluss auf die Entstehung: So spielen bei der Anaphylaxie beispielsweise Stress, psychische Belastung, körperliche Anstrengung, Alkoholgenuss und Infekte eine Rolle. Ein Stoff, der einmal eine Allergie in Form von Auschlag ode Quaddeln ausgelöst hat, gilt als Allergen. Bei erneutem Kontakt kann die Reaktion auch stärker ausfallen. Die vorher beschriebenen Umstände spielen hierbei eine Rolle.

 

Symptome

Mund, Nase und Augen können jucken, kribbeln oder brennen. Im Verlauf können die Schleimhäute anschwellen. Dadurch kann es zu Luftnot und Engegefühl im Hals kommen. Sind die Atemwege betroffen, treten ebenfalls Symptome wie Heiserkeit und Husten auf. Im schlimmsten Fall bricht der Kreislauf komplett zusammen: Es kommt zu Schwindel und Benommenheit, unbehandelt folgen Bewusstlosigkeit, Atemstillstand und Blutdruckabfall. Wichtig: Betroffene befinden sich in einer Paniksituation. Sie können sich mitunter nicht selbst helfen. Sind mehrere Personen anwesend, so sollte sich einer um die Beruhigung des Betroffenen kümmern. Weitere Personen sollten einen eventuell vorhandenen Notfallpen injektionsbereit machen und einen Krankenwagen rufen.

Trockenübungen

Ein Notfallset besteht im Wesentlichen aus einem Adrenalin-Autoinjektor und einem Notfallpass. In Deutschland sind verschiedene Modelle am Markt – diese unterscheiden sich in Dosis, Nadellänge und Auslösemechanismus, sodass ihre Handhabung unterschiedlich ist. Die Anwendung sollte an Dummies trainiert werden, sodass es im Fall der Fälle zu keinen Anwendungsfehlern kommt. Es ist nicht möglich, über Rabattverträge einen verordneten Autoinjektor durch einen anderen ohne Einwilligung des verordnenden Arztes zu ersetzen. Oftmals sind die Notfallpens jedoch nicht lieferbar. Zuletzt kam es im Ende Februar 2019 zu einem Rückruf des Emerade Pens. Bis zu 90.000 Patienten sollten damals betroffen sein. Der Grund war ein fehlerhafter Auslösemechanismus.

Regelmäßig nicht erhältlich

Apotheker sind seit Jahren immer wieder in Erklärungsnot und kämpfen mit Lieferengpässen bei den Notfallarzneimitteln – im Mai 2018 war die Situation besonders herausfordernd. Bereits im April vor zwei Jahren war Fastjekt von Meda regelmäßig nicht erhältlich. Eine erhöhte Nachfrage aufgrund des Jahreszeitenwechsels sei aber nicht die Ursache für die Engpässe. Laut Pfizer seien bei Fastjekt Wartungs- und Modernisierungsarbeiten in der Produktionsanlage Grund für den Lieferausfall gewesen. Auch Jext-Hersteller Alk Abelló hatte damals Probleme.