Wiwo-Kommentar

„Bückstück Apotheker“ Katharina Lübke, 18.11.2014 09:45 Uhr

Berlin - 

Apotheker sind Supermarktverkäufer mit Hochschulabschluss. Das knallte die WirtschaftsWoche (Wiwo) dem Berufsstand vor rund zwei Wochen vor den Latz. Der Autor hatte in zwei Apotheken „irgendwas mit Vitracap“ bestellt und sich über die Mitarbeiter lustig gemacht, die verzweifelt in der Software nach dem Nahrungsergänzungsmittel suchten. Ein Sturm der Entrüstung entfaltete sich im Internet: Apotheker Christian Redmann von der Stadtapotheke in Ebermannstadt konterte auf Facebook den Wiwo-Kommentar in seinem ganz eigenen sprachlichen Stil – und erntete dafür bislang 782 Likes.

„Apotheker-Bashing ist mal wieder in – und niemand gibt anscheinend medial so ein feines Bückstück ab wie unsereins“, schrieb Redmann auf die Facebook-Pinnwand der Wiwo. Die Kolumne sei ein unverschämter Artikel bar jeder relevanten Aussagen – Propaganda, für die sich der Verfasser eigentlich entschuldigen müsste. Der Autor kenne sich mit dem Berufsstand rein gar nicht aus. „Das ist unseriös, schlechter Journalismus und absolut untragbar.“

Laut Redmann sind Vorkommnisse, in denen der Kunde seinen Bedarf nicht kommunizieren könne, alltäglich. Manche möchten etwa „Ratiopharm“, andere das „mit 'ner Blume drauf“ und wieder andere „ASS gegen Schleim“. In aller Regel könne der Bedarf bei solchen gängigen Präparaten abgeklärt werden.

Er erwarte allerdings von einem mündigen Erwachsenen, seine Arzneimittel insoweit zu kennen, als dass er sich mitteilen könne, so Redmann. „Aufschreiben z. B. hilft ungemein. Erleichtert auch die Kommunikation.... aber die Erwartungshaltung ist halt anscheinend: ich muss mir nix merken, der andere wirds scho wissen...“

Der Apotheker kritisierte die Erwartungshaltung des Wiwo-Kolumnisten: Man könne sich bei mehr als 100.000 Arzneimitteln nicht jedes Präparat merken. „Gestehen Sie Leuten zu, nicht alles Unwichtige wissen zu können und räumen Sie auch ein, dass Apotheker immer bemüht sein werden, zu recherchieren, um zu helfen.“

Apotheker seien nicht zu doof, ohne PC auszukommen – im Gegenteil: „Wenn wir keine PCs hätten – wären wir und die Patienten (Kunden hat ALDI, mein Freund) dank der Menge an Arzneimitteln, NEMs, BDE, OTC-Präparate samt Preisen, Änderungen, Rabattverträgen, Import- und sonstigen Quoten aufgeschmissen.“

90 Kommentare gibt es bis dato unter dem Post. 50 Mal wurde der Post von anderen Facebook-Nutzern geteilt. Auch unter der ursprünglichen Kolumne in der Wiwo bekunden zahlreiche Apotheker in ausführlichen Kommentaren ihren Unmut über die Unkenntnis des Redakteurs. 35 Kommentare sind es bislang.