Finger weg von Online-Angeboten

Warentest: Potenzmittel „mit Einschränkung geeignet“

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Berlin -

Wenn es mit der Potenz bei Männern nicht klappt, kann das für sie selbst, aber auch für die Beziehung sehr belastend sein. Viele Betroffene schämen sich dafür und meiden den Gang zu Arzt. Stattdessen locken dubiose Online-Angebote mit vermeintlichen Wundermittelchen. Stiftung Warentest hat Potenzmittel unter die Lupe genommen und warnt vor Fälschungen aus dem Internet. Doch auch die rezeptpflichtigen Medikamente aus der Apotheke bergen Risiken und sollten daher erst nach ausführlicher Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden.

Meist ist Impotenz ein Problem, welches in zunehmendem Alter auftritt. Doch auch junge Männer können von der „erektilen Dysfunktion“ betroffen sein. Häufig spielen hier psychische Faktoren wie Unsicherheit und Nervosität oder auch Alkohol eine Rolle. Im Alter hingegen sind die Probleme meist auf körperliche Ursachen wie Durchblutungsstörungen zurückzuführen. Eine erektile Dysfunktion liegt vor, wenn es dem Mann länger als sechs Monate trotz Lust nicht gelingt, eine Erektion zu erreichen oder lange genug aufrechtzuerhalten, um den Geschlechtsakt zu vollziehen.

Urologe und Psychotherapeut als Ansprechpartner

Sind die Beschwerden psychischer Natur, kann häufig schon ein Gespräch mit dem Sexualpartner helfen, andernfalls können auch Psychotherapeuten oder eine Paartherapie helfen, die Ursachen einzukreisen. Wichtig sei, nicht in einen Teufelskreis zu geraten, so Warentest: „Aus Furcht, nicht zu können, klappts nicht – und weil es nicht klappt, wächst die Angst zu versagen.“ Die Devise lautet daher: „Miteinander reden ist Gold.“

Der richtige Ansprechpartner fürs „nicht Können können“ ist jedoch in erster Linie der Urologe. Er kann die Hintergründe ermitteln und bei körperlichen Ursachen Medikamente verordnen – in immerhin rund 80 Prozent der Fälle liegen Durchblutungsstörungen zugrunde, aber auch Vorerkrankungen wie Diabetes oder Medikamente wie Antidepressiva, ACE-Hemmer oder Betablocker können die Erektionsstörungen verursachen. „Auf keinen Fall sollten Betroffene Potenzmittel auf eigene Faust über dubiose Internetquellen ordern“, schreibt Warentest.

Die Anzeigen im Internet sind häufig geradezu verlockend: Sie versprechen absolute Diskretion und Hilfe ohne Arztbesuch. Manchmal werden auch angeblich rein pflanzliche Mittelchen angeboten. „Wer Versprechen solcher Online-Händler glaubt, kann seiner Gesundheit ernsthaft schaden“, schreibt Warentest. Häufig werde beispielsweise auch der Klassiker Viagra angeboten. Viele Imitate würden jedoch keinen Wirkstoff oder gar andere Substanzen enthalten – „mit womöglich nicht kalkulierbaren Nebenwirkungen.“

Potenzmittel „mit Einschränkung geeignet“

Eine Untersuchung beim Arzt sollte daher in jedem Fall erfolgen bevor PDE-Hemmer oder Alprostadil eingenommen werden. Denn auch sie haben „ein entscheidendes Manko“: Männer mit schweren Herzerkrankungen dürfen sie nicht verwenden, da die Gefahr für einen Herzinfarkt ansteigen kann. Außerdem dürfen PDE-Hemmer nicht mit allen Medikamenten kombiniert werden – beispielsweise mit Nitraten und Molsidomin bei Angina pectoris.

Im Test wurden die PDE-Hemmer Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil und Avanafil von verschiedenen Herstellern unter die Lupe genommen: Sie alle erhielten aufgrund der Kontraindikationen und Nebenwirkungen die Bewertung „mit Einschränkung geeignet“. Der Nutzen einer Anwendung müsse jeder Mann gemeinsam mit seinem Arzt gegen die bekannten Risiken abwägen. Auch der Wirkstoff Alprostadil, welcher direkt in den Penis injiziert oder als Stäbchen in die Harnröhre eingeführt wird, ist nur „mit Einschränkung geeignet“: Er kann zu gefährlichen Dauererektionen führen und sollte erst verwendet werden, wenn PDE-Hemmer nicht angewendet werden dürfen oder nicht ausreichend wirksam sind. Auch hier gibt es einige Anwendungsbeschränkungen in Bezug auf das Herz-Kreislauf-System, die unbedingt beachtet werden müssen.

Als Alternative werden häufig Präparate auf pflanzlicher oder tierischer Basis angepriesen: Ginseng, Muskatnuss, Petersilie, Tüffel, Alraune, Moschus, Haiflossen oder Tigerhoden – die Liste ist lang. Die Wirksamkeit solcher Mittel ist bislang jedoch nicht wissenschaftlich belegt. Am besten untersucht ist die Rinde des afrikanischen Yohimbe-Baums, welches auch als „Potenzholz“ bekannt ist. Der Wirkstoff Yohimbin wirkt auf das zentrale Nervensystem: Er lässt das Herz schneller schlagen und erhöht den Blutdruck. Vermutlich wird dadurch auch die Blutzufuhr zum Penis und die Funktion der Schwellkörper verbessert. Da die Wirkung jedoch nicht vollständig geklärt ist, wird diese Alternative von Warentest als „wenig geeignet“ bewertet.

 

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