Apothekenneugründung

„Wann, wenn nicht jetzt selbstständig sein?“ Torsten Bless, 17.03.2018 09:12 Uhr

Berlin - 

Nicht mehr angestellt sein, sondern endlich alles selbst entscheiden können – das war schon lange der Herzenswunsch von Kerstin Billewicz. Mit 36 eröffnete sie jetzt in Braunschweig die Vital-Apotheke am Rathaus.

Seit 2007 arbeitet die gebürtige Wolfenbüttelerin als Apothekerin. Ihren Mann verschlug es beruflich nach Wiesbaden und sie zog mit. Zuletzt arbeitete sie als Filialleiterin. „Mein Chef vertraute mir und ließ mir viel freie Hand.“ Doch die Eheleute wollten wieder zurück in den Norden und näher an Eltern und Verwandten.

Mittlerweile hatte sich ihre eigene kleine Familie verdoppelt. Nach dem Umzug nach Braunschweig 2013 blieb Billewicz mit ihren beiden kleinen Kindern in der Elternzeit. Als die Sprösslinge aus dem Allergröbsten hinaus waren, fing sie als in der damals neu eröffneten Apotheke am Bienroder Weg an. „Als Angestellte war ich aber auf Dauer nicht so glücklich, ich wollte wieder selbst entscheiden können.“ Stillstand sei ohnehin nicht gut, fand sie. „Wann, nicht wenn jetzt sollte ich mich selbstständig machen?“

Derweil suchte ein Wohnungsbauunternehmen einen Nachmieter für die Räume eines leer stehenden Sonnenstudios. Keine weitere Gastronomie sollte es sein, die gab es schon genug, fand der Träger, stattdessen wurde ein Apotheker gesucht. Gelockt wurde mit einem Mietvertrag mit langer Laufzeit. Billewicz stieß auf die Anzeige. „Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich schon auf die Suche nach einer bestehenden Apotheke gemacht.“

Für die Kontaktaufnahme mit dem potenziellen Vermieter schaltete sie die Projektplanungsgesellschaft für Apotheker und Ärzte (PPGE) ein. Die Standobjektexperten dort zeigten sich sehr angetan vom Standort am Bohlweg. „Hier ist ein Ärztehaus in der Nähe und dazu gibt es jede Menge Laufkundschaft“, sagt Billewicz.

Die PPGE unterstützte sie mit Beratung, der Vermieter kümmerte sich um den Umbau des ehemaligen Sonnenstudios. Während der Baumaßnahmen konnte sie schon die Vorzüge ihrer neuen bevorstehenden Selbstständigkeit voll ausnutzen. „Aus einem Katalog konnte ich mir aussuchen, wie ich die Einrichtung haben wollte. Dafür stand mir eine bestimmte Pauschale zur Verfügung, alles was darüber hinausging, musste ich selber tragen. Auch das Personal konnte ich mir selbst aussuchen und zu mir passende Arbeitsprozesse überlegen, wie sie für mich gut waren.“

Anfang März eröffnete die Vital-Apotheke am Rathaus ihre Pforten. Im Erdgeschoss ist die Offizin angesiedelt, eine Etage darüber finden sich Labor und Mitarbeiterräume. Für die heute 36-Jährige arbeiten sechs Mitarbeiter, darunter zwei Apotheker in Teilzeit. „So kann ich nachmittags mal zu meinen Kindern nach Hause.“ Mit dem Kundenandrang in der ersten Zeit sei sie sehr zufrieden. „Es gibt noch viel zu organisieren, aber ich finde das alles gerade total spannend.“