Nachtdienstgedanken

Verschwörungstheorie per Notdienstklappe

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Berlin -

Was in der Apotheke passiert, bleibt bekanntlich auch in der Apotheke. Einige Geschichten aus dem Offizin-Alltag würden einem die „Nicht-Pharmazeuten“ sowieso nicht abkaufen. Auch in dieser Nacht geschieht Sarah Sonntag wieder etwas Unglaubliches. Beim Corona-Wahn ist wohl doch noch kein Ende in Sicht.

Eigentlich dachte Sarah, sie hätte während der vergangenen Wochen und Monate schon alles gehört, wenn es um „Corona“ geht. Von klassischen Preisdiskussionen über Mundschutz-Rückgaben und Beschwerden über das Nicht-Tragen eines Mundschutzes hinter der Plexiglaswand war alles dabei. Während viele Kunden verständnisvoll auf die Veränderungen im Alltag reagieren, protestieren und rebellieren andere wo es nur geht, um ihrem Ärger Luft zu machen.

„Ich kann total verstehen, dass die Einschränkungen der letzten Zeit zu Unmut führen“, meint Sarah. „Auch ich bin manchmal einfach nur noch genervt von dem ganzen Zirkus.“ Aber schließlich sitzen wir doch irgendwie alle in einem Boot, meint sie. „Deshalb kann ich nicht verstehen, warum man es sich noch schwerer macht, als es ohnehin schon ist.“ Fraglich ist zudem, wie lange die Ausnahmesituation noch anhalten wird – und in welchem Ausmaß.

Die vergangenen Tage waren in Sarahs Apotheke recht ruhig. Vermutlich haben sich die Menschen mittlerweile mit allem eingedeckt: Masken und Desinfektionsmittel sind auf Vorrat gekauft und auch der Bestand an Dauermedikationen war von den meisten aufgestockt worden. Auch wenn der Notdienst insgesamt vermutlich etwas ruhiger werden sollte, so hat Sarah in dieser Nacht mit einem besonderen Fall zu tun.

Kurz vor Mitternacht klingelt es Sturm an der Klappe, sodass Sarah aus ihrem Nickerchen hochschreckt und ihr Buch fallen lässt, über welches sie eingenickt war. Als sie sich kurz den Kittel zurechtrückt, klingelt es erneut. „Ja ja, ich komme ja schon!“ ruft sie. Vor der Klappe steht ein Mann mittleren Alters. Er reicht Sarah zunächst wortlos einen Flyer durch die Klappe. In Erwartung auf dem Papier das gewünschte Präparat zu finden, nimmt sie ihn entgegen. Doch dann stutzt sie kurz, bevor ihr klar wird, worum es geht.

Der Flyer ist düster gestaltet: Schlagworte wie „Zwangsimpfung“ und „Überwachung“ stechen Sarah sofort ins Auge. „Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragt sie, obwohl sie bereits weiß, dass der Mann offenbar kein pharmazeutisches Anliegen hat. „Warum machen sie das alles mit?!“, fragt er die Apothekerin und klärt sie über „die ganze Wahrheit“ auf. Er spricht von „bösen Kräften“, die die Weltordnung neu schaffen wollen, und Bill Gates, der uns alle zwangsimpfen und überwachen will. Sarah versucht vergeblich, dem Mann zu erklären, dass sie im Notdienst sicher nicht die richtige Adresse ist. „Das Virus wurde doch absichtlich als Biowaffe aus einem Labor freigesetzt, um von etwas Größerem abzulenken“, erklärt er weiter. „Und damit ihr Apotheken und die Pharmabranche sich eine goldene Nase verdienen könnt!“, prangert er die Apothekerin an.

Eine goldene Nase hat Sarah sich in den vergangenen Wochen sicher nicht verdient – aber nun hat sie definitiv die Nase voll: „Sie gehen jetzt besser!“, sagt sie barsch und schließt mit einem lauten Knall die Klappe. Wutentbrannt stampft sie ins Büro. „Das ist wirklich eine Frechheit!“, brüllt sie und steckt den Flyer in den Schredder. Max versucht sie zu beruhigen: „Setz dich doch erstmal und komm ein bisschen runter“, meint er. Doch Sarah kann sich nicht beruhigen: Was sie und ihr Team – und alle anderen Apothekenteams – in den vergangenen Monaten geleistet haben, ging weit über das Normalmaß hinaus.

„Wir haben versucht alles möglich zu machen: Haben sonntags im Labor gestanden und Desinfektionsmittel hergestellt, Masken genäht, beraten, geschützt, beruhigt und zugehört – und nun wird uns vorgeworfen, wir hätten uns eine goldene Nase verdient?!“, sagt sie wütend. Max rät ihr, sich von dem Geschwätz nicht beeindrucken zu lassen. „Schließlich wisst ihr alle selbst am besten, was ihr geleistet habt!“, meint er. Doch Sarah hat noch die ganze Nacht an dem Vorfall zu knabbern, immer wieder gehen ihr die Worte durch den Kopf. Dicht gefolgt von den Gedanken an die etlichen Überstunden und Zusatzarbeiten, die sie und ihre Mitarbeiter geleistet haben. An ruhigen Schlaf ist zumindest nicht zu denken – auch wenn der Dienst an sich eher ruhig ist.

 

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