AVWL-Chef Michels warnt

Telefonbetrüger im Namen des Apothekerverbands Lothar Klein, 17.12.2019 12:16 Uhr

Neue Masche: Dr. Klaus Michels warnt vor Trickbetrügern, die sich als Mitarbeiter von Apothekerverbänden ausgeben. Foto: Christof Stache
Berlin - 

Kurz vor Weihnachten macht sich in Deutschland eine neue Betrugsmasche breit. Bislang sind es nur einzelne Fälle, die bekannt werden. Diese treten aber in mehreren Regionen auf: Apothekenkunden erhalten Anrufe von angeblichen Mitarbeitern von Apothekerverbänden und fragen nach persönlichen Daten, finanziellen Verhältnissen und Kontodaten. Der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) warnt jetzt vor dieser neuen Betrugsmasche.

Telefon-Anrufer gäben sich als Mitarbeiter des Apothekerverbandes aus – vermutlich mit dem Ziel, persönliche Daten bis hin zu Informationen über die finanziellen Verhältnisse der potenziellen Opfer zu erschleichen, heißt es in einer Mitteilung. Über einen solchen Fall in Unna hatte kürzlich der „Hellweger Anzeiger“ berichtet. Bundesweit haben Medien in Mecklenburg-Vorpommern bereits ähnliche Fälle öffentlich gemacht.

„Der Apothekerverband ruft keine Patienten an“, warnte Dr. Klaus Michels, Vorstandsvorsitzender des AVWL dringend davor, solchen Anrufern irgendwelche Informationen preiszugeben. Der AVWL sei ein Interessenverband der Apothekeninhaber, der in erster Linie Ansprechpartner für seine Mitglieder sei. Er wende sich nicht an Patienten. Falls es gelingen sollte, einen Hinweis auf diejenigen zu erhalten, die den Namen und Ruf des Verbandes ausnutzen, um solche Anrufe zu tätigen, werde der Verband unverzüglich rechtliche Schritte ergreifen, teilt der AVWL mit. Auflegen und die Polizei anrufen – rät der Apothekerverband Patienten, die solche Anrufe erhalten. Die Apotheker bittet er, nicht nur die Polizei, sondern auch den Verband sofort zu informieren, falls sie im Kundengespräch von weiteren Betrugsversuchen erfahren.

Der Hellweger Anzeiger berichtete über einen Anruf bei einer Seniorin, die seit Jahren als ehrenamtliche Seniorenberaterin im Auftrag der Kreispolizeibehörde Unna aktiv und daher sehr vorsichtig ist. Wenn sie angerufen wird, nennt sie niemals ihren Namen, sondern stets bloß mit „Hallo“ oder „Guten Tag“. Als der Anrufer nun nach ihrem tatsächlichen Namen fragte, bestätigte sie ihm das nicht. Sie fragte vielmehr zurück, wer das wissen wolle. Er sei Mitarbeiter des Apothekerverbands und wolle mit ihr über ihre Krankheit und ihre Rente sprechen.

„Ich bin tatsächlich vor Kurzem noch im Krankenhaus gewesen“, berichtet die Seniorin in der Lokalzeitung. Viel weiter kam der Unbekannte allerdings nicht. Sie habe ihn ausgeschimpft mit den Worten „Sie Strolch! Was wollen Sie wirklich?“ Dann habe der Fremde sofort aufgelegt. Irritierend sei, dass sie schon seit einigen Jahren nicht mehr im Telefonbuch eingetragen sei, sagte die angerufene Seniorin. Die Polizei in Unna erklärte, die Masche mit dem Apothekerverband sei bisher nicht bekannt. Die Empfehlung ist die gleiche wie in allen Fällen: auflegen und die Polizei anrufen.

Auch in der Uckermark kam es kürzlich zu einem ähnlichen Vorfall, wie der Nordkurier berichtet. Die Anrufer mit betrügerischer Absicht gäben sich dabei jeweils als Mitarbeiter des Apothekerverbandes aus, informierte Polizeisprecher Gerald Pillkuhn. Es würden gezielt Apothekenkunden in der Region angerufen. In einem ersten Telefonat würde den Betroffenen mitgeteilt, dass sie sehr gute Apothekenkunden seien und die Möglichkeit hätten, an einer Gewinnausschreibung teilzunehmen. Diesbezüglich wollen sich die Anrufer in den nächsten Tagen dann noch einmal bei den Kunden melden.

Dies machten sie dann auch und überbringen dabei die positive Nachricht, dass die Kunden einen Gewinn, eine Belohnung, erhalten sollten. „250 Euro aufwärts”, so der Polizeisprecher. Die Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die betroffenen Kunden ihre Kontodaten am Telefon durchgeben. Auch andere persönliche Daten würden erfragt, bis hin zu den Einkommensverhältnissen der Betroffenen, so Pillkuhn. Das Problem: Die Betrüger am Telefon geben sich glaubwürdig und mit Blick auf den potenziellen Gewinn seien viele Personen geneigt, tatsächlich auf die Anforderungen zu reagieren. Einige Apotheken in der Uckermark hätten schon Präventionsgespräche mit ihren Kunden geführt, teilte die Polizei mit.