Apothekenüberfall

Täter gefasst, Trauma bleibt Torsten Bless, 05.03.2018 13:57 Uhr

Berlin - 

Im Januar stürmten zwei Vermummte eine Offizin in Meckenheim bei Bonn und bedrohten Mitarbeiter und Kunden mit Messern. Mittlerweile wurden die Tatverdächtigen dem Haftrichter vorgeführt. Apotheker Sven Goebel ist darüber froh, mit den Spätfolgen des Überfalls hat sein Team gleichwohl noch immer zu kämpfen.

Am 8. Januar durchlebten Sven Goebel und sein Team einen Alptraum. Gegen 17.40 Uhr stürmten zwei mit schwarzen Strümpfen maskierte Männer die Offizin, riefen „Überfall, Überfall“ und bedrohten die anwesenden Mitarbeiter und Kunden mit Messern. „Die Täter haben sich dann sehr schnell auf die Kasse und die Wertgegenstände gestürzt“, berichtete Goebel kurz nach der Tat. Auch er selbst wurde angegriffen. „Ich habe mich gewehrt und trug eine leichte Stichverletzung am Arm davon. Daraufhin habe ich einen Feuerlöscher von der Wand genommen und die Täter so in die Flucht geschlagen.“

Mitarbeiter, Kunden und Passanten alarmierten die Polizei. „Sie hat gut reagiert und war schnell mit einer Hundertschaft, einer Hundestaffel und Hubschraubern vor Ort“, lobt Goebel. Die Täter flohen mit Bargeld und persönlichen Gegenständen. Bei ihrer Flucht kam ihnen ein Teil der Beute wieder abhanden.

Noch am selben Abend wurde ein 26-Jähriger aufgegriffen, der zuvor schon wegen Eigentums- und Gewaltkriminalität auffällig geworden war. Doch nach Feststellung der Personalien und Abschluss der ersten kriminalpolizeilichen Ermittlungen wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt. „Der Tatverdacht hat sich nicht bestätigt“, sagt ein Sprecher der Polizei Bonn. „Er kannte aber die beiden Männer, die wir später verhaftet haben.“ Ein 27-Jähriger wurde am 2. Februar, sein 25-jähriger Komplize am 21. Februar festgenommen. Beide sitzen in Untersuchungshaft.

Noch am Abend des Überfalls hatte der Apotheker mit seinem Team das Erlebte ausführlich aufgearbeitet. Am Tag darauf sprangen andere Mitarbeiter für einen halben Tag ein, um ihren Kollegen etwas Luft zu gönnen. Seine eigene Stichwunde sei nicht tief und auch kaum der Rede wert. „Ich bin schon sehr stresserprobt, aber wenn man ein Messer an den Hals bekommen hat, fühlt man sich danach nicht gut.“

20 Jahre ist Goebel bereits Besitzer der Löwen-Apotheke in Meckenheim bei Bonn. In seinem Berufsleben hat er schon Einbrüche und Vandalismus durchlebt. Doch mit den Folgen dieser Tat haben er und seine Mitarbeiter, die an jenem Abend im Dienst waren, auch zwei Monate danach noch zu kämpfen. „Wir versuchen den Alltag so gut es geht zu meistern, doch in bestimmten Situationen werden wir wieder an den Überfall erinnert, bei lauten Stimmen oder bei Männern mit Kapuzen über dem Kopf.“ Auch Dunkelheit mache ihnen manchmal zu schaffen. „Zum Glück ist es um die Uhrzeit, in der damals der Überfall stattfand, jetzt wieder hell.“

Umso wichtiger sei, dass die Täter gefasst worden seien. „Für die betroffenen Mitarbeiter und Kunden ist das eine gute Nachricht“, sagt Apotheker Goebel. „Für sie war es ganz wichtig, dass sich Polizei und Staat kümmern. Das hilft mit, das Geschehen zu verarbeiten.“