„Schwarze Salbe“ gegen Krebs: Alternativer Tod Tobias Lau, 20.07.2018 09:10 Uhr
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Eigenmischung statt Schulmedizin: Esoteriker und selbsternannte Naturheiler versprechen, mit sogenannter „Schwarzer Salbe“ zahlreiche Erkrankungen heilen zu können. Oggogg
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Der Autor Adrian Jones hat bereits mehrere Bücher zu dem Thema geschrieben und gibt an, man könne mit der Rezeptur Haut- und Brustkrebs therapieren. Screenshot: YouTube
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Seine Bücher sind auch in Deutschland erhältlich, unter anderem im Narayana-Verlag für Homöopathie und Naturheilverfahren... Screenshot: YouTube
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... oder im Jim Humble Verlag von Leo Koehof. Screenshot: YouTube
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Koehof (2.v.l.) hat sich in einschlägigen Milieus einen Namen mit sogenannter MMS gemacht: 2014 wollte er Malariakranke in Uganda mit Chlordioxid heilen. Screenshot: YouTube
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Ebenso abwegig, aber zumindest ungefährlich: Auf Shopnatur24 verkauft der Finanzbeamte Thomas Müller mehr als 150 selbstgemachte „feinstoffliche“ Globuli und Essenzen seiner Marke Sonnenherz, die „energetische Frequenzen“ harmonisieren sollen. Screenshot Shopnatur24
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Top-Seller ist das „600 in 1 Multi-Energie-Globuli Maximum Flow“, das die besagte Zahl dieser Frequenzen beinhalten soll... Sonnenherz
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... aber auch für Anhänger von Verschwörungstheorien wie Chemtrails verkauft Müller Globuli, die bei der „Entgiftung“ helfen sollen – ohne selbst an Theorien wie Chemtrails zu glauben. Sonnenherz
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Schon das Grundprinzip von Homöopathie ist sehr umstritten – wissenschaftliche ist es nicht nachweisbar. Müllers Produkte stehen da noch weiter abseits. Foto: Elke Hinkelbein
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Laut einer Cochrane-Studie ist eine Globuli-Wirkung jenseits des Placebo-Effekts nicht nachweisbar – Müller zufolge ist der jedoch so wichtig wie die pharmakologische Wirkung selbst. Foto: Elke Hinkelbein
Chemisch handelt es sich dabei um nichts anderes als Natriumchlorit, das mit Wasser und einer Säure vermischt zu Chlordioxid wird. Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warnt vor der Anwendung von MMS als Arzneimittel: Die ätzende Chemikalie könne zu erheblichen Gesundheitsgefahren führen, darunter Nierenversagen, schwere Darmschädigungen und Blutdruckabfall. Laut Verbraucherzentrale NRW gab es bereits einen Todesfall durch die Einnahme von MMS. All das hielt Koehof nicht davon ab, 2014 nach Uganda zu reisen, um damit Einheimische vorgeblich von Malaria zu heilen.
2011 kam Koehof mit dem Wissen um die „Schwarze Salbe“ in Kontakt und begann sie in Deutschland zu bewerben. Im Folgejahr brachte ihm das dem Verschwörungsmagazin „Raum & Zeit“ zufolge eine polizeiliche Hausdurchsuchung und Ermittlungen wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz ein. Gegen eine Zahlung von 8.250 Euro sei das Verfahren später eingestellt worden. Koehof sieht sich seitdem als Whistleblower, der der diabolischen Pharmaindustrie mit seinen Geheimnissen die Stirn bietet.
Der Popularität in den einschlägigen Kreisen zuträglich war auch der Naturheiler und Autor Adrian Jones, der gleich zwei Bücher über das vermeintliche Wundermittel geschrieben hat. Bei der Schwarzen Salbe handele es sich „um eine Diagnosemöglichkeit, ob Sie einen Krebs haben oder nicht“, schreibt er in „Schwarze Salbe. Heilung von Brust- und Hautkrebs im 21. Jahrhundert“. Man trage sie „einfach für 24 Stunden auf die vermutete Krebsstelle auf. Danach können Sie die Salbe mit warmem Wasser abwaschen. (…) Innerhalb von ca. 14 Tagen fällt das Krebsgeschwür aus der Haut heraus. Nun wissen Sie, dass es sich um einen bösartigen Tumor handelte.“
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