Gescheiterter Überfall

Räuber will Apotheke überfallen – und bekommt Angst

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Berlin -

In Graz ist ein Raubüberfall auf eine Apotheke an der dilettantischen Vorgehensweise eines scheinbar drogenabhängigen Verbrechers gescheitert: Durch die Plexiglasscheibe flüsterte der unbewaffnete Mann einer 53-jährigen Apothekerin zu, dass er sie gerade überfällt. Doch die flüchtete einfach.

Der bisher Unbekannte betrat am Mittwochvormittag die Apotheke in der Grazer Innenstadt und gab sich vorerst als normaler Kunde aus: Im Verkaufsraum nahm er sich eine Packung Bonbons aus der Freiwahl, neben ihm war noch ein weiterer Kunde in der Offizin. Mit der Bonbon-Packung begab sich der Täter zur Kasse, scheinbar um zu bezahlen. Dass er durch Mütze, Sonnenbrille und ein Dreieckstuch vor dem Mund nicht erkennbar war, hätte ihn in normalen Zeiten wahrscheinlich verdächtig gemacht – gehört in Coronazeiten allerdings zum normalen Straßenbild.

An der Kasse angekommen, fragte ihn die Apothekerin, ob er noch etwas benötigen würde. Darauf habe er etwas Unverständliches von sich gegeben. Da die Apothekerin ihn nicht verstanden hat, beugte sie sich nach vorn an die Plexiglasscheibe, die über dem HV angebracht ist. Tatsächlich brauchte er offensichtlich etwas, aber nicht das, was sie erwartet hatte. Das sei ein Überfall, flüsterte er ihr zu, sie solle ihm sofort das Benzodiazepin Halcion (Triazolam) und das Opioid-Substitutionsmittel Compensan aushändigen.

Die Apothekerin ließ sich darauf gar nicht ein – sie ergriff sofort die Flucht und rannte aus dem Verkaufsraum in Richtung Backoffice. Doch der Räuber nahm die Verfolgung auf und rannte ihr hinterher bis ins Labor. Das war allerdings nicht leer: Denn im Laborbereich stand ein männlicher Angestellter der Apotheke. Es mit dem aufzunehmen, traute er sich offensichtlich nicht zu. Der Verbrecher drehte um, rannte zurück in den Verkaufsraum und ergriff seinerseits die Flucht.

Die 53-jährige Apothekerin kam mit dem Schock davon, sie blieb unverletzt. Der Inhaber der Apotheke will sich auf Anfrage nicht weiter zu dem Fall äußern. Ein finanzieller Schaden sei auch nicht entstanden, wie die Polizei Steiermark vermeldet. Die sucht nun einen Mann zwischen 20 und 30 Jahren, der rund 1,75 groß ist, einen dunklen Hautteint hat, ohne erkennbaren Dialekt oder Akzent Deutsch gesprochen habe und „die eher unübliche Kombination der Medikamente Halcion und Compensan verwendet“, so die Meldung.

Eine ähnliche, aber um einiges klügere Masche hat erst vergangene Woche eine Apothekendiebin in Iserlohn angewendet – sie war allerdings erfolgreich. Auch sie gab sich zuerst als normale Kundin aus und kaufte eine Packung günstiger Schmerztabletten. Doch statt danach einfach zu gehen, begann sie der bedienenden PTA zu zeigen, dass sie Schmerzen am Po habe. Noch im Verkaufsraum begann sie, ihre Hose herunterzulassen, um ihr die angeblich schmerzende Stelle zu zeigen.

Die PTA wollte ihr daraufhin eine Hämor­rho­i­densalbe verkaufen – doch die Diebin marschierte einfach ins Backoffice und begann dort, ihre Hose komplett herunterzulassen. Die PTA forderte sie mehrfach auf, das Büro zu verlassen und wurde dabei zuletzt etwas lauter, sodass ihr Chef es hörte und nachschauen kam. Die Frau begab sich daraufhin wieder in den Verkaufsraum und verließ die Apotheker. Erst später fiel der Belegschaft auf, warum sie wirklich in das Büro gegangen war: Unbemerkt hatte sie dort eine Geldmappe mitgehen lassen.

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