Psychische Erkrankungen

Psychotherapeuten: 4000 zusätzliche Behandlungsplätze dpa, 04.01.2018 11:54 Uhr

Psychisch bedingte Krankschreibungen sind besonders langwierig. Aber vor allem auf dem Land gibt es zu wenige Behandlungsplätze. Die Psychotherapeuten sehen die Krankenkassen in der Pflicht. Foto: Pixabay
Berlin - 

Der Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), Dr. Dietrich Munz, hat die Krankenkassen aufgefordert, mehr Behandlungsplätze für psychische Erkrankungen zu schaffen. „Psychisch Kranke müssen insbesondere auf dem Land noch wochen- und monatelang auf eine Psychotherapie warten. Dadurch verschlimmern sich psychische Erkrankungen und werden chronisch“, sagte Munz. Die Kammer fordert rund 4000 zusätzliche psychotherapeutische Praxen in ländlichen Regionen. Hierfür müssten die gesetzlichen Krankenkassen rund 320 Millionen Euro jährlich zusätzlich in die Gesundheit ihrer Versicherten investieren.

„Könnten psychisch kranke Arbeitnehmer früher als bisher mit einer Psychotherapie beginnen, könnten lange Krankschreibungen und damit die Ausgaben von Krankengeld verringert werden“, sagte Munz. Psychische Erkrankungen führen weiterhin häufig zu überdurchschnittlich langen Krankschreibungen von Arbeitnehmern, wie eine aktuelle Übersicht der Psychotherapeutenkammer über die Dauer und Gründe von Arbeitsunfähigkeit im Jahr 2016 ergab.

Danach nahmen die Fehltage, die Arbeitnehmer wegen psychischer Erkrankungen krankgeschrieben waren, leicht zu, von 14,1 Prozent im Jahr 2015 auf 14,7 Prozent im Jahr 2016. Psychische Erkrankung sind der zweithäufigste Grund für betriebliche Fehlzeiten nach Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen. Die Zahl der psychisch bedingten Krankschreibungen hat im Vergleich zum Jahr zuvor sogar noch stärker zugenommen – von 5,1 auf 6,2 Prozent.

Die Dauer psychisch bedingter Krankschreibungen blieb überdurchschnittlich hoch und lag im Schnitt bei 34 Arbeitstagen. Damit sind psychische Erkrankungen eine der Hauptursachen für Langzeitarbeitsunfähigkeit und Krankengeldzahlungen, die die Krankenkassen nach der betrieblichen Lohnfortzahlung übernehmen müssen.

Die Kassen zahlen rund ein Viertel des Krankengeldes aufgrund psychischer Erkrankungen. Das waren 2016 rund 2,9 Milliarden Euro. Damit sind die jährlichen Krankengeldausgaben wegen psychischen Erkrankungen höher als die Ausgaben für ambulante Psychotherapie. Diese betrugen nur circa zwei Milliarden Euro.

Seit April 2017 bekommen psychisch kranke Menschen einen schnelleren Zugang zu einem Psychotherapeuten. Nach einer neuen Richtlinie können die monatelangen Wartezeiten für ein erstes Gespräch wesentlich verkürzt werden. Allerdings werde dadurch der Bedarf an Therapieplätzen eher noch zunehmen.

Zum 1. April müssen Psychotherapeuten pro Woche mindestens zwei Stunden (4 mal 25 Minuten) für Sprechstunden zur Verfügung stehen. In der Sprechstunde können Patienten rasch erfahren, ob sie krank sind, ob sie eine Behandlung brauchen oder ob sie nur eine Krise haben, die auch anderweitig bewältigt werden kann. In der Sprechstunde könne auch geklärt werden, ob in dringenden Fällen eine sogenannte Akutbehandlung erforderlich sei, so die Psychotherpeutenkammer.