Referendum

Iren für Lockerung des Abtreibungsverbots

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Berlin -

Beim Abtreibungsreferendum in Irland hat eine große Mehrheit für eine Lockerung des strikten Verbots von Schwangerschaftsabbrüchen gestimmt. Mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit hat die Bevölkerung für einen Politikwechsel gestimmt. Nach Auszählung von 37 der 40 Wahlkreise in dem katholisch geprägten Land votierten 67,3 Prozent für die notwendige Verfassungsänderung und nur 32,7 Prozent dagegen. Ministerpräsident Leo Varadkar begrüßte das eindeutige
Ergebnis. Er sprach von „einer stillen Revolution“, die sich in den vergangenen zehn bis 20 Jahren in Irland Bahn gebrochen habe.

Beiden Prognosen zufolge stimmten vor allem junge Wähler und Frauen mit überwältigender Mehrheit für die Lockerung des Abtreibungsverbots. Bei den 18- bis 24-Jährigen lag die Zustimmung zu der Verfassungsänderung demnach sogar bei rund 87 Prozent. Die Wahlbeteiligung war Berichten zufolge außergewöhnlich hoch. Rund 3,2 Millionen Iren waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.

Ministerpräsident Leo Varadkar, der für eine Zustimmung der Wähler zu der Verfassungsänderung geworben hatte, schrieb nach Bekanntwerden der Prognosen auf Twitter: „Es sieht so aus, als würden wir morgen Geschichte schreiben. Sollte das Ergebnis der Prognosen bestätigt werden, kann das Parlament neue Regeln für Schwangerschaftsabbrüche festlegen. Geplant ist eine Legalisierung von Abtreibungen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche.

Im katholisch geprägten Irland galt bisher eines der strengsten Abtreibungsverbote der Europäischen Union. Wer dagegen verstieß, konnte mit bis zu 14 Jahren Gefängnis bestraft werden. Selbst nach einer Vergewaltigung war ein Schwangerschaftsabbruch untersagt. Tausende irischer Frauen reisten jährlich nach Großbritannien und in andere Länder, um Abtreibungen vornehmen zu lassen.



Mehr als 168.700 Schwangere ließen von 1980 bis 2016 den Eingriff in Großbritannien vornehmen. Das geht aus britischen Statistiken hervor, für die die Heimatadressen der behandelten Frauen ausgewertet wurden. Auch in anderen Ländern – etwa in den Niederlanden – lassen Irinnen abtreiben. Jedoch sind die Zahlen niedriger.

Grundlage für das strikte Verbot war ein Verfassungszusatz von 1983. Demnach waren ungeborene Kinder genauso in ihrem Recht auf Leben geschützt wie ihre Mütter. Dieser Artikel soll nun wegfallen. Der UN-Menschenrechtsausschuss hatte das Abtreibungsverbot 2016 als Verstoß gegen internationale Menschenrechtsvereinbarungen kritisiert und die irische Regierung aufgefordert, es zu überarbeiten.

Vor dem Referendum hatte es eine erbitterte Debatte gegeben. Die katholische Kirche stellte sich zwar gegen die Legalisierung von Abtreibungen, hielt sich aber weitgehend zurück. In nur drei Monaten reist Papst Franziskus nach Irland. In der Hauptstadt Dublin wird er am 25. und 26. August am Weltfamilientreffen teilnehmen.

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