Plusminus

Gegenwehr: Methadon in der Krebstherapie APOTHEKE ADHOC, 16.08.2017 16:49 Uhr

Berlin - 

„Methadon als Krebsmittel: Wie absurd Ärzte und Verbände auf einen Plusminus-Bericht reagieren“, lautet ein Thema heute Abend um 21.45 Uhr. Das Erste greift damit in der Sendung Plusminus die Resonanz zu einem Bericht aus dem April auf.

Plusminus berichtete im Frühjahr über den Einsatz von Methadon in der Krebstherapie. Die Sendung über die Entdeckung der Ulmer Chemikerin Dr. Claudia Friesen schürte Hoffnung bei Krebspatienten und rief zahlreiche Kritiker auf den Plan. Ein Anlass für eine Fortführung des Themas.

„Doch die Pharmaindustrie will den Wirkstoff für einen Einsatz in der Krebstherapie nicht weiter erforschen. Weil er zu preiswert ist und keine Profite verspricht? Die Resonanz nach dem Bericht war überwältigend“, ist auf der Seite von Plusminus zu lesen.

Das Forscherteam um Friesen am Universitätsklinikum Ulm hatte anhand von In-vitro- sowie Tierversuchen gezeigt, dass Methadon den Zelltod von Leukämiezellen auslösen kann. Vor etwa drei Jahren fand die Arbeitsgruppe dann heraus, dass Methadon die Chemotherapie bei bösartigen Hirntumoren, den Glioblastomen, unterstützen kann und als Booster eingesetzt werden könnte. Denn die Tumorzellen bilden auf ihrer Oberfläche Opioid-Rezeptoren aus, an die das Methadon sich festsetzen kann.

Dockt der Wirkstoff an, öffnet die Zelle Kanäle für das Krebsmedikament, das dann in das Innere einströmen kann. Durch die vermehrte Expression von Oberflächenrezeptoren wird die Wirkung verstärkt, gesunde Zellen hingegen werden nicht angegriffen und bleiben unversehrt.

Nach dem Bericht war das Thema vielerorts in Presse, Funk und Fernsehen präsent – nicht immer positiv. Medien griffen das Thema auf und stießen, wie Plusminus, auf Gegenwehr von Ärzten, Apothekern und Fachverbänden. Kliniken sowie Verbände von Onkologen wie auch Palliativmedizinern rieten vom Off-label-Einsatz von Methadon als Krebsmedikament ab, da die Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist – klinische Studien am Menschen fehlen. „Der unkontrollierte Einsatz weckt bei Patienten unrealistische Erwartungen, die sich nachteilig für die Patienten auswirken können“, hieß es weiterhin. Ärzte weigerten sich gar, Methadon zu verschreiben.

Auch Pharmakonzerne scheinen sich nicht für die Entdeckung zu interessieren. „Statt Unterstützung erfährt sie mittlerweile sogar Ablehnung: ‚Als ich bei Kongressen und Meetings die Patientenfälle vorgestellt habe, kam der Gegenwind, weil es sich nur um Patientenfälle handelt und das sei nicht evidenzbasiert. Um einen wissenschaftlichen Beweis zu führen, braucht man eben klinische Studien‘“, so Friesen bei Plusminus.