Pharmaziestudium

Studenten meutern gegen Platzmangel

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Berlin -

Ein Hörsaal mit 140 Plätzen für 187 Pharmaziestudenten: An der Universität Halle herrschen klaustrophobische Zustände. Die Fachschaft Pharmazie sieht die Qualität der Lehre unter diesen Bedingungen gefährdet. Das Problem könnte sich noch verschärfen, wenn die Studiengänge Leipzig und Halle zusammengeführt werden, was derzeit diskutiert wird.

Ein großes Problem seien die Räumlichkeiten des Instituts, erklärt Fachschaftsmitglied Susann Liebold. Die Hörsäle seien schon für die Anzahl der neuimmatrikulierten Studenten zu klein; hinzu kämen noch Wiederholer. Die Studenten drängten sich auf den Treppen und vor die erste Sitzreihe. „Teilweise sitzen bis zu 200 Personen in einem Saal“, sagt Liebold.

Hinzu komme, dass die Säle renovierungsbedürftig seien. „Nicht alle 140 Sitzplätze sind wirklich nutzbar, weil beispielsweise die Tische kaputt sind“, beschreibt Liebold. Außerdem knarze es öfter. „Gegen den Geräuschpegel kann der Dozent nicht anreden“, sagt sie. Diese Bedingungen beeinträchtigen nach Ansicht der Fachschaft die Qualität der Lehre.

Auch die Praktikumsplätze sind teilweise überbelegt. „An der Uni Halle hat jeder, der die nötigen Prüfungen besteht, einen Praktikumsplatz sicher“, sagt Liebold. Allerdings stehe man dann eben zu fünft an einer Bank. „Es wäre natürlich schöner, nur im Paar dort arbeiten zu können oder den Abzug auch einmal für sich allein zu haben“, sagt sie.

Ein weiteres Problem ist die personelle Ausstattung: „Seit Jahren ist die Professur für Pharmakologie unbesetzt“, kritisiert Liebold. Auch andere Arbeitsgruppen seien nicht alle Stellen besetzt. Beides liege am Geldmangel. „Die Pharmakologie-Stelle ist als kleinstmögliche Professur ausgeschrieben“, sagt sie. Damit seien einige potenzielle Lehrkräfte überqualifiziert, andere Bewerber entschieden sich für einen für sie attraktiveren Standort. Im Moment bestehe aber die Hoffnung, dass ein Pharmazeut dem Ruf nach Halle folgen werde.

Zur Zeit wird überlegt, das vor der Schließung stehende Pharmazieinstitut Leipzig mit Halle zusammenzulegen. „Persönlich haben wir einen guten Draht zur Fachschaft Leipzig und sind dazu im engen Austausch“, sagt Liebhold. Beide Fachschaften sehen die geplante Zusammenführung dennoch kritisch. „Es ist nicht praktikabel“, so Liebold. „Man kann nicht 200 Leute morgens in Halle in einen Zug nach Leipzig stopfen, damit sie dort die Vorlesung besuchen, und sie für die Praktika am Nachmittag wieder zurückfahren lassen.“ Auch in Leipzig seien die räumlichen Kapazitäten begrenzt.

Um die bestehenden Probleme zu lösen, fordert die Fachschaft von der Uni Halle, mehr Stellen am Pharmazieinstitut zu besetzen. Zudem sollten die nun in Angriff genommenen Renovierungsarbeiten möglichst zeitnah abgeschlossen werden. Darüber hinaus sollten weniger Pharmaziestudenten neu immatrikuliert werden: „130 bis 140 Studenten wären realistisch“, sagt Liebold.

Tatsächlich sollen im kommenden Wintersemester aber 179 Pharmaziestudienplätze angeboten werden. Das seien bereits 20 weniger als ursprünglich geplant, da ein neuer Masterstudiengang dem Institut zugerechnet wird. „Die Kapazitätsberechnungen der Uni für einen Fachbereich setzen sich aus vielen Aspekten zusammen und sind für uns schwer nachvollziehbar“, sagt Liebold. Doch mit diesen Zahlen wies die Universitätsleitung das Problem von sich, als die Studenten das Rektorat auf den Platzmangel ansprachen. „Es wurden auch nicht tragfähige Argumente wie 'Es kommen ja nie alle Studenten zu den Vorlesungen' angeführt“, sagt Liebold. Aus Sicht der Fachschaft muss die Uni jedem Studenten ermöglichen, alle Vorlesungen zu besuchen und damit in Regelstudienzeit zu bleiben.

Die Fachschaft hat das Rektorat den Rektor und Co-Rektor der Uni Halle in eine Vorlesung eingeladen. „Sie haben auf die Einladung aber nicht reagiert“, sagt Liebold. Auch mit der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt sprach die Fachschaft am 18. Mai über das Platzproblem. Auch wenn die Kammer selbst für die pharmazeutische Ausbildung nicht zuständig ist, will sie laut Sprecher Martin Wolff ebenfalls an das Rektorat und die zuständigen Ministerien schreiben.

In diesem Herbst treffen sich alle Pharmaziefachschaften in Halle: Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) veranstaltet dort seine zweimal pro Jahr stattfindende Verbandstagung.

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