Fernsehfilm

Pflege-„Tatort“: „Kein Grund für Angst und Schrecken“ dpa, 12.03.2018 14:17 Uhr

Es war ein „Tatort“, der viele Menschen bewegte. Weil Millionen Deutsche ihre Angehörigen pflegen, gab es einige Reaktionen auf den Bremer Krimi „Im toten Winkel“. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Eine russische Pflegemafia, überforderte pflegende Angehörigen und zwielichtige Gutachter – das waren die Zutaten in dem „Tatort“-Krimi „Im toten Winkel“ am Sonntagabend. Darin erstickt ein Rentner seine demenzkranke Frau. Allerlei Missstände im deutschen Pflegewesen werden thematisiert.

Bei der Deutschen Stiftung Patientenschutz meldeten sich nach Ausstrahlung des Films, den 10,21 Millionen Zuschauer verfolgten,
einige Anrufer, die ihre Sorge rund um die Defizite bei der Versorgung kranker und alter Angehöriger zum Ausdruck brachten, wie der Vorstand der Stiftung, Eugen Brysch, am Montag berichtete.

Aber: „Es gibt keinen Grund für Angst und Schrecken“, sagte Brysch. „Der größte Teil der Menschen wird durch Angehörige oder Pflegedienste anständig versorgt. Machen wir uns klar: Ein ‘Tatort‘ bildet die Realität allenfalls in einem Brennglas ab. Das Fernsehprogramm ist voller Krimis. Doch auch Rosenheim ist nicht der Hotspot der Morde in Deutschland, selbst wenn wöchentlich die ‘Rosenheim Cops‘ im Fernsehen ermitteln.“

Laut Drehbuch-Autorin Katrin Bühlig werden in Deutschland rund 2,8 Millionen Menschen häuslich versorgt. „Das ist ein brandaktuelles Thema“, sagt der 91-jährige Schauspieler Dieter Schaad, der eigene Erfahrungen mit häuslicher Pflege gemacht hat, bei der Pressevorführung des Films vor der TV-Ausstrahlung. „Es war ein Kampf, meine Mutter mit Hilfe meiner Frau vor dem Umzug in ein Pflegeheim zu bewahren. Allein hätte ich das nicht gepackt.“ Schaad spielte den Rentner, der aus Verzweiflung seine Frau erstickt.

Der Bild-Zeitung sagte Schaad: „Meine Frau ist 16 Jahre jünger als ich. Dadurch habe ich mich mit dem Thema Alter nie wirklich befasst. Aber jetzt ist sie auch schon 75. Dadurch wird Pflege für uns vielleicht in naher Zukunft vielleicht auch relevant.“ Im Augenblick habe er aber noch so viel Arbeit, dass er nicht so viel an das Ende denke.

Im Netz fand der Bremer Film überwiegend Anerkennung: „Die Früchte des Neoliberalismus in Form von Pflegenotstand“, schrieb ein Twitter-User. „Ich schaue sonst nie einen ‘Tatort‘, aber das hier ist mehr als ein Krimi. Es ist ein Weckruf für die Bevölkerung und eine Fortbildung für Politiker.“ Ein anderer schrieb: „Sehr gutes Drehbuch und Unsetzung! Es zeigt die Probleme und die Politik reagiert nicht!“