Apothekenschließung

Personalmangel: Zwangspause für Apotheke

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Berlin -

Martin Leonhardt hat seine Apotheke „Im Weingut“ in Godramstein Anfang Januar dicht gemacht. Er hatte nicht genügend Personal. Doch der Apotheker hat noch nicht endgültig aufgegeben und kämpft um seine Filiale. Sollte er in den nächsten Monaten wieder Fachkräfte finden, will er seine Apotheke wiedereröffnen. In der Zwischenzeit bringt er den Standort auf Vordermann.

Vor 17 Jahren kam Leonhardt als angestellter Apotheker aus der Westpfalz nach Landau, übernahm 2002 die Horst-Apotheke, eröffnete 2007 die Apotheke Im Weingut in Godramstein neu. Ein Jahr später pachtete er in Landau die Apotheke West. Nun musste der Apotheker seine Filiale in Godramstein aufgeben. Dabei habe der Standort eigentlich alles, was eine gut gehende Apotheke braucht: Ärzte, einen Supermarkt, einen Bäcker im Ort und einen Einzugsgebiet von 4000 bis 5000 Einwohnern.

„Sie lief gut“, sagt er. Das Einzige, was am Ende fehlte, war das Personal. Seit Monaten sucht der 47-Jährige händeringend Fachkräfte. Als am 23. Dezember die letzte Kündigung auf seinen Schreibtisch flatterte, habe er handeln müssen und die Apotheke im Weingut schließen müssen. Den Anfang vom Ende, wie der Apotheker sagt, läutete aber vor einigen Monaten eine langfristige Erkrankung einer Mitarbeiterin ein. Der Apotheker verzichtete zunächst darauf, die Stelle neu zu besetzen, in der Hoffnung, sie käme bald wieder. „Aus heutiger Sicht war es vielleicht etwas naiv von mir“, so Leonhardt. Aber im Nachhinein sei man immer schlauer.

Es kam, wie es kommen musste. Die Mitarbeiterin fiel langfristig aus. Damit verschärfte sich die ohnehin angespannte personelle Situation. Denn schon vorher sei das Team etwas unterbesetzt gewesen. An drei Standorten waren 24 Mitarbeiter beschäftigt. Eigentlich hätte man 28 gebraucht, sagt Leonhardt.

Der dauerhafte Ausfall der Kollegin führte dazu, dass die verbliebenen Mitarbeiter viel stärker belastet waren, berichtet der Apotheker. Schon bald verließen zwei weitere Mitarbeiterinnen das Team, und zwar mit der Diagnose Burnout. „Das Dramatische daran ist, dass so etwas eher die guten und gewissenhaften Mitarbeiter erwischt, die viel Einsatz zeigen und sich richtig reinknien“, bedauert Leonhardt. „Mir war schon klar, dass die Belastung extrem hoch war.“ Die Mitarbeiterinnen hätten allerdings nicht zu erkennen gegeben, dass sie geradewegs in ein Burnout schlitterten. „Sie hatten wohl den Eindruck, dass derzeit weder sie noch ich an der Situation etwas hätten ändern können“, sagt der Apotheker.

Als Leonhardt erfuhr, dass eine Kollegin ihre Apotheke zum Jahresende schließen will, schöpfte er neue Hoffnung, dass er die eine oder andere Fachkraft in seine Apotheken locken würde können. Inge Oschmann, die bis kurz vor Weihnachten die Elfenau-Apotheke betrieben hat, soll ebenfalls monatelang nach Personal gesucht und niemanden gefunden haben. Die Apothekerin entschloss sich letztendlich, in Rente zu gehen.

Seine Hoffnungen sollten sich allerdings nicht erfüllen. „Ich habe leider zu spät von der Schließung erfahren“, berichtet er. „Alle Mitarbeiter hatten bereits einen Anschlussjob gefunden.“ Denn in der Region herrsche eklatanter Fachkräftemangel. Der Markt – für Approbierte, aber vor allem PTA – sei leer gefegt, und das obwohl es in Landau eine PTA-Schule gibt. „Allerdings ist die Zahl der Absolventen in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen“, schildert der Apotheker. Verließen noch vor einigen Jahren seinen Angaben nach jährlich rund 90 Absolventen die Schule, seien es zuletzt nur 12 bis 15 PTA gewesen.

Noch will der Apotheker seine Filiale in Godramstein nicht endgültig aufgeben. Stattdessen nutzt er die Zeit, um die Apotheke zu sanieren. „Die Offizin hat einen neuen Anstrich gebraucht“, so Leonhardt. Außerdem werde die Beleuchtung modernisiert und Bürofläche vergrößert. „Renovierungen im laufenden Betrieb sind sehr anstrengend. So können wir in Ruhe alles erledigen, was in den vergangenen Jahren liegengeblieben ist“, versucht er der schwierigen Situation etwas Positives abzugewinnen.

Glücklicherweise gehört das Haus dem Apotheker, sodass er sich nicht mit einem Vermieter auseinandersetzen muss. Andere Verträge habe er zwar gekündigt. Wegen der Kündigungsfrist zahle er aber weiterhin mehrere Hundert Euro monatlich. Währenddessen sucht er nach Fachkräften. Etwa ein halbes Jahr gibt er sich noch. Am liebsten würde er spätestens im Sommer öffnen. „Dann ist die Schmerzgrenze erreicht“, meint Leonhardt. „Je länger ein Standort zu ist, desto schwieriger wird es, ihn wieder zum Laufen zu bringen.“

Er habe ja noch das Glück, dass es in dem Ort keine weitere Apotheke gibt. „Dann wäre der Standort schon jetzt erledigt.“ Um die Filiale wiedereröffnen zu können, brauche er allerdings einen Apotheker, zwei PTA und eine Helferin. Sollte er sie nicht finden können, will er auf gar keinen Fall wiedereröffnen. „Zu so einer starken Drucksituation wie in den vergangenen Monaten will ich es nie wieder kommen lassen“, sagt er.

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