Ärztemangel

Pädiater sorgen sich um Nachfolger dpa/APOTHEKE ADHOC, 13.09.2020 12:33 Uhr

Viele Kinderärzte finden keinen Nachwuchs – das könnte auf Dauer die Versorgung gefährden. Auch andere Bereiche sind betroffen. Foto: didesign021/shutterstock.com
Berlin - 

Der Ärztemangel ist ein allgegenwärtiges Problem – auch Deutschlands Kinderärzte sorgen sich um den Nachwuchs. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte wies heute darauf hin, dass bis 2025 etwa ein Viertel aller Kinderärzte in den Ruhestand gehen werden.

„Zunehmend wird es schwerer, für Kinder- und Jugendarztpraxen Nachfolger zu finden“, sagte Verbandspräsident Thomas Fischbach. Junge Mediziner scheuten zunehmend das finanzielle Risiko einer Niederlassung und die überbordende Bürokratie. Dem Verband gehören etwa 11.500 Kinder- und Jugendärzte an.

„Die Kinder- und Jugendmedizin in Deutschland ist in großer Gefahr“, warnte Fischbach. „Hier muss die Politik schnellstmöglich gegensteuern.“ Der Verbandschef forderte eine Ausweitung der Medizinstudienplätze sowie eine bessere Finanzierungsgrundlage für Kinderkliniken und -praxen. Zudem müssten Kinderrechte explizit im Grundgesetz verankert werden.

Auch andere Bereiche gefährdet

Doch nicht nur für Kinderärzte ist es schwierig einen Nachfolger zu finden. In diesem Jahr warnten bereits verschiedene Fachgesellschaften auch vor einem möglichen ärztlichen Engpass im Substitutionsbereich: Die Versorgung von heroinabhängigen Menschen mit Substitutionstherapien in Deutschland sei auf Dauer nicht mehr gewährleistet. Daher haben sich unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Ner­ven­heilkunde, der Dachverband Substituierender Ärzte und die Deutsche Aids-Gesellschaft zusammengeschlossen um gemeinsam einen Zehn-Punkte-Plan zu erstellen, der die Versorgung weiter gewährleisten soll. Um den ärztlichen Nachwuchs zu fördern, sei vor allem eine angemessene Bezahlung für Praxen und Ambulanzen notwendig. Außerdem könnten leicht erreichbare Angebote auch in Drogenhilfeeinrichtungen angeboten werden. „Für eine effiziente Vergabe der Medikamente könnten außer­dem Apotheken, Suchtklini­ken und Pflegeheime genutzt werden, wie es teilweise in anderen Ländern bereits üblich ist“, empfehlen die Verbände.

Grund für den zukünftigen Mangel sei vor allem, dass viele Substitutionsärzte in den Ruhestand gehen. Für den ärztlichen Nachwuchs sei diese Spezialisierung nicht attraktiv genug. „Das Klien­tel gilt als schwierig, mit den Drogenkonsumenten werden auch die Praxen stigmatisiert. Der bürokratische Aufwand zur Gewährleistung der Betäubungs­mittel­sicherheit ist hoch, die Vergütung bescheiden“, erklären die Fachgesellschaften. Schon jetzt werde nur etwa die Hälfte der Opioidabhängigen erreicht, zukünftig könnten es noch weniger Suchtkranke werden, die optimal mit der Substitutionsbehandlung versorgt werden.