Fehlstart, Aufschwung, Schließung

Neue Filiale wurde zum „Lost Place“

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Berlin -

Inhaberin Anke Groitzsch eröffnete mit ihren emotionalen Worten die diesjährige VISION.A-Konferenz. Die Apothekerin aus Leipzig schilderte eindrücklich, mit welchem Elan sie in die Selbstständigkeit startete und wie im vergangenen Jahr das harte Erwachen kam: „Ich habe im letzten Jahr eine Filiale geschlossen.“ Dabei ging es nicht nur um rein betriebswirtschaftliche Berechnungen, sondern auch um einen anderen Aspekt: Mitarbeiter:innen kündigen, das eigene „Baby“ aufgeben. Inzwischen schaut die Inhaberin mit der verbliebenen Lipsia-Apotheke aber wieder positiver in die Zukunft. 

Vor zehn Jahren übernahm Groitzsch zwei Apotheken im Verbund in Leipzig. Schnell war klar, „dass an dem Standort eine Apotheke völlig ausreichend ist.“ Auch wenn sie Bedenken hatte, dass ein Konkurrent nebenan einziehen könnte, schloss sie die Filiale, bekam aber später ein Angebot, eine ganz neue Filiale aufzumachen.

Die Lipsia Apotheke im Westwerk sollte es werden. „Wir öffneten nach langer Planung und Bauzeit eine wunderschöne, moderne, schicke Apotheke über 2 Etagen mit Kommissionierer und digitaler Sichtwahl – so wie man sich heute eine Apotheke vorstellt“, beschreibt Groitzsch das damalige Projekt. Doch die Eröffnung fiel auf den zweiten Corona-Lockdown 2020.

„Und so war unser Place-to-be, den wir uns so vorgestellt haben, erst einmal ein Lost Place geworden.“

Trotzdem nutzten sie und ihr Mann, der vor allem verantwortlich für die Filiale war, alle Möglichkeiten, die diese Zeit bot: „Wir fingen an zu testen, wir hatten die pharmazeutischen Dienstleistungen ganz schnell mitangeboten und ich impfte“, berichtet Groitzsch. In den beiden Folgejahren entwickelte sich die Apotheke, von 2021 auf 2022 kamen noch einmal 5000 neue Kund:innen hinzu.

„Irgendetwas stimmte nicht“

„Und trotzdem merkte ich zum Jahresende 2022 schon, dass mit dem Rohertrag was nicht stimmte“, sagt sie emotional. Die Kostenerhöhung auf Großhandelsseite, Gebührenerhöhungen bei den Zahlungsmitteln, schlechtere Rabatte aufgrund von Lieferengpässen: „Und ich merkte: Das wird jetzt echt eng.“ Nachdem Anfang 2023 auch noch der erhöhte Kassenabschlag folgte, musste sie bald ihre erste Mitarbeiterin entlassen, so Groitzsch noch immer emotional. „Trotzdem wollte sich der Rohertrag nicht erholen und schweren Herzens gaben wir dann im Oktober 2023 unserem Team bekannt, dass wir wieder schließen werden.“

Trotzdem sei eine Filiale heute nicht per se zum Scheitern verurteilt, wie sie später am Abend erklärt. „Es muss ein wirtschaftlich wirklich sehr stabiler Standort sein. Man muss den Filialleiter mitfinanzieren können“, so Groitzsch. Mit einer bestehenden, gut laufenden Apotheke als Filialapotheke könne das klappen.

Neben der Hoffnung auf ein endlich höheres Honorar bliebe den Apotheken nun, auf die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) zu setzen. „Wenn ich die personellen Ressourcen habe, sollte ich die Chance einfach nutzen und pharmazeutische Dienstleistungen anbieten.“ Trotzdem müsse weiter mit der Politik gesprochen werden, „damit uns andere Türen geöffnet werden“. Es müsse weitere Möglichkeiten geben, über die Inhaber:innen Geld generieren könnten. PDL müssten zudem besser honoriert werden, denn über die pDL allein sei kein Mitarbeiter zu bezahlen.

Wie Groitzsch auf ihre bisherige Selbstständigkeit blickt und wo jetzt gehandelt werden müsste:

 

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