Nervenerkrankungen

Eiswasser bringt fast 50 Millionen Euro

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Berlin -

Selbst Kermit der Frosch aus der Muppet Show ist jetzt dabei. Im Schneeballeffekt erfasst die „Ice Bucket Challenge“ weltweit Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Unterhaltung. Jeder, der sich an der „Eiskübel-Herausforderung“ beteiligt, nominiert zugleich weitere Personen, die es ihm nachtun sollen – alles für einen guten Zweck, der Erforschung der unheilbaren Nervenkrankheit ALS. Im Internet gibt es inzwischen Tausende Videos dazu.

Bei der Aktion übergießen sich die Teilnehmer mit einem Kübel Eiswasser und stellen ein Video dazu ins Netz, zum Beispiel auf Facebook. Dessen Gründer Mark Zuckerberg hat seine persönliche Dusche dort längst dokumentiert – und gleich Bill Gates, den reichsten Mann der Welt und Gründer von Microsoft, erfolgreich aufgefordert, es ihm nachzutun. Auch Apple-Chef Tim Cook nahm eine kalte Dusche, ebenso George W. Bush, Justin Timberlake, Lady Gaga und Gwyneth Paltrow.

Mit der ungewöhnlichen Aktion werben die Teilnehmer um Spendenbereitschaft für die Erforschung der Nervenkrankheit ALS. Wer das Wasser nicht scheut, spendet mindestens 10 US-Dollar (rund 7,60 Euro). Wer kneift, soll 100 Dollar geben. Nach Angaben der ALS Association sind mit der Eiskübel-Aktion inzwischen mehr als 62 Millionen Dollar (rund 47 Millionen Euro) zusammengekommen.

Die Amyotrophe Lateralsklerose führt zu einer unheilbaren Schädigung von Nervenzellen und ist in den meisten Fällen tödlich. Zu den bekanntesten Betroffenen gehört der Physiker Stephen Hawking. Auch der verstorbene Maler und Bildhauer Jörg Immendorff litt an dieser Krankheit.

Auch in Deutschland verbreitet sich das Eiswasser-Fieber rasend schnell. Die Liste der Prominenten, die mitmachen, reicht von Matthias Schweighöfer über Otto Waalkes bis zu Günther Jauch.

Michael Otto, Aufsichtsratsvorsitzender der Otto Group, hat sich ebenfalls schon mit Eiswasser übergossen. Als nächste Kandidaten nominierte er Michael Stich, Judith Rakers und Johannes B. Kerner.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält sich unterdessen bedeckt. Ihr Sprecher erklärte vor einigen Tagen auf Twitter, dass über persönliche Spenden der Bundeskanzlerin grundsätzlich nicht berichtet werde.

Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) nahm die Nominierung von ARD-Journalistin Anne Will dagegen an. Statt sich wie gewünscht als Eisbär Knut unter die kalte Dusche zu stellen, spendete Gabriel allerdings 1000 Euro und verwies auf den ernsten Hintergrund.

Spendenexperten haben gegen die Aktion nichts einzuwenden. „Wir finden nichts Verwerfliches daran, wenn man über Spaß an eine Sache herangeführt wird“, sagte Burkhard Wilke, Leiter des Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Auf Krampf könne man eine solche Aktion aber nicht kopieren.

Die ALS-Ambulanz der Berliner Charité-Klinik profitierte bereits von der Internetaktion: Leiter Professor Dr. Thomas Meyer findet die Aktion „nach wie vor sehr gut“. Die Ambulanz habe bisher mehr als 200 Spenden erhalten. Das Team stellte sich auch selbst der Eiswasserdusche. Bislang seien mehr als 450 Spenden eingegangen. Die Spenden werden für Medikamentenforschung, aber auch für die Versorgung von ALS-Patienten verwendet.

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