TV-Tipp

NDR-Visite: Nutzen und Risiken von Cannabis APOTHEKE ADHOC, 27.02.2018 14:16 Uhr

Es gebe noch zu wenige Erfahrungswerte zu Langzeit- und Nebenwirkungen von Medizinalcannabis, warnt das Magazin. Foto: OMK
Berlin - 

Brisantes zur Primetime: Das Gesundheitsmagazin „Visite“ widmet sich heute ab 20.15 Uhr im NDR-Fernsehen unter anderem der segensreichen Wirkung, aber auch den Risiken und Nebenwirkungen von Cannabis als Arzneimittel.

Cannabis ist nicht nur ein Rauschmittel, sondern auch ein sehr wirksames Medikament, das vor allem in der Schmerztherapie eine besondere Rolle spielt. Bis vor Kurzem waren Cannabis-Medikamente in Deutschland nur bei Spastiken und Multipler Sklerose zugelassen. Seit gut einem Jahr gibt es nun auch bei anderen schwerwiegenden Erkrankungen einen Anspruch darauf.

Doch Cannabis sei nicht das Mittel der ersten Wahl, denn es helfe nicht jedem: „Ärzte verordnen Cannabis-Produkte – wie zum Beispiel Dronabinol-Tropfen – chronisch kranken Patienten, die gängige Schmerzmittel nicht mehr vertragen oder deren Schmerzmittel nicht mehr wirken“, so die Autoren von Visite.

Am ehesten hat Cannabis einen Effekt bei Schmerzen, die im Nervensystem entstehen. Vor allem spastische und neuropathische Schmerzen, die oft nach einer Strahlentherapie bei Krebspatienten auftreten, lassen sich damit recht effektiv lindern. Auch bei Phantomschmerzen nach Amputationen kann Cannabis hilfreich sein. Ärzte dürfen gegebenenfalls die reinen Blüten oder Cannabis-Präparate in Form von Kapseln, Tropfen, Öl oder als Mundspray verschreiben.

Cannabis enthält mehr als 100 Wirkstoffe. Die beiden wichtigsten sind Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD): THC hebt die Stimmung, verändert die Wahrnehmung (benebelt) und lindert Schmerzen. CBD wirkt gegen Entzündungen, lindert Krämpfe, nimmt Angst und lindert Schmerzen.

Cannabis hat Vorteile, die andere Wirkstoffe nicht haben: Der Körper produziert selbst ganz ähnliche Stoffe, die sogenannten Endo-Cannabinoide, die ihre Wirkung über verschiedene Rezeptoren entfalten, die auch für eingenommene Cannabis-Wirkstoffe empfänglich sind. Der Rezeptor CB1 kommt im Zentralen Nervensystem und vielen anderen Organen vor, lindert Angst, Stress, Unruhe und Schmerzen. Der Rezeptor CB2 sitzt in den Immunzellen von Lunge und Darm und wirkt antientzündlich.

Es gebe aber noch zu wenige Erfahrungswerte und Studien zu Wirksamkeit, Langzeit- und Nebenwirkungen, warnt das Magazin. Aufgrund der früheren Gesetzeslage habe Cannabis nicht eingesetzt und untersucht werden dürfen. „Zu hoch dosiert, kann zum Beispiel Cannabis-Spray das Kurzzeitgedächtnis einschränken. Cannabis-Medikamente sind nicht geeignet für Patienten mit depressiven Störungen oder anderen psychiatrischen Erkrankungen sowie für Patienten mit Herzerkrankungen, wie zum Beispiel Herzrhythmusstörungen.“