Schwachstelle Beleuchtung

Klima-Inspektion in Apotheken Carolin Bauer, 17.04.2018 10:02 Uhr

Berlin - 

Bernd Mayer hat seinen Betrieb klimatechnisch modernisiert. „Das größte Problem waren die Lampen“, sagt der Inhaber der Schwanen-Apotheke in Aschaffenburg. Auf die Schwachstelle wies ihn ein Berater des Projekts „Klimaprofi für den Mittelstand“ hin. „Ich war wahnsinnig überrascht, wie viel ich einsparen kann.“

Der Mittelstandsverbund bietet Apotheken seit Anfang 2016 bundesweit eine kostenlose Klimaschutzberatung an. „Apotheken sind eine sehr dankbare Klientel. Sie sind nach der Beratung total begeistert“, sagt Ernst Panse, der für den Berliner Verband den Bereich Klima und Energie leitet. Von insgesamt 250 teilnehmenden Unternehmen aus fünf Branchen seien 164 Apotheken.

Vier Klimaexperten des Verbands gehen in Apotheken und begutachten Lampen, Kühlschränke, Lüftungs- oder Klimaanlage an. „Apotheken haben immer ein Einsparpotenzial wie zum Beispiel bei der Beleuchtung“, sagt Panse. Auch in der Schwanen-Apotheke standen die alten Glühbirnen in Offizin und Back Office ganz oben auf der Liste. Vorne seien die knapp 20 Strahler bereits durch neue LED-Lampen ersetzt, sagt Mayer. Die Refinanzierungszeit betrage bei der Umstellung rund zwei Jahre. „Durch den Einsatz von LED kommt weniger Wärme in die Apotheke, was der Einhaltung der gesetzlich geforderten maximalen Raumtemperatur zugute kommt“, so Panse.

Bei der Sanierung sollten Apotheker auch auf die Lichtfarbe achten: Ein weiterer positiver Nebeneffekt sei, dass mit schönem Licht mehr verkauft werden könne, sagt Panse. „Wenn der Apotheker selbst aschfahl und kränklich aussieht, dann fühle ich mich als Kunde unterbewusst auch nicht wohl.“ Mayer hat sich von Profis beraten lassen und eine eher weiße, kühler wirkende Farbtemperatur gewählt. „Dadurch wirkt die Farbe der Verpackungen klar und sauber. Bei einem zu gelben Licht denkt man, in der Apotheke wird stark geraucht.“

Ein weiteres Manko ist die Kühlung: „Bei fast jeder Apotheke habe ich festgestellt, dass die Kühlschränke für Mitarbeiter in 90 Prozent der Fälle inneffizient sind“, sagt Panse. Sie seien entweder alt oder stünden am falschen Platz wie direkt vor der Heizung oder unter einem Fenster. Die Geräte sollten besser an einem schattigen Ort stehen. Bei den Kühlschränken für Arzneimittel sei der Verbesserungsbedarf nicht so groß.

Panse ist mit dem Verlauf des Klimaschutzprojekts zufrieden. Im Schnitt lassen sich 30 Prozent der Kosten reduzieren. Alle Apotheken können einen halbtägigen Besuch mit Abschlussbesprechung anfordern. „Die Umsetzungsquote pro Beratung ist höher als wir erwartet haben, sagt er. Im Schnitt setze ein Unternehmen mindestens eine Maßnahme um. Apotheken seien im Vergleich zu den anderen Branchen wie Friseure, Bäcker, Fleischer und Kfz-Betriebe umsetzungsfreudiger. „Das liegt vermutlich auch daran, dass sie beratungsaffin sind und über ein breites betriebswirtschaftliches Know-how verfügen.“

Das Projekt wurde verlängert und läuft noch bis Ende Juli 2019. Die Beratung ist Teil der Nationalen Klimaschutzinitiative und wird durch das Bundesumweltministerium (BMUB) gefördert. Angeboten wird auch eine kostenfreie Testwoche mit einem Elektroauto. Ziel ist eine Reduzierung der CO2-Emission von 8200 Tonnen. Die Schwanen-Apotheke in Unterfranken hat ihren Beitrag geleistet: Mayer hat durch die Umsetzung der Maßnahmen wie die neue Beleuchtung 12,7 Tonnen CO2-Emission eingespart. Dafür hat der Apotheker ein Klimaschutz-Zertifikat erhalten.