Infektionskrankheiten

Impfpflicht: Brüssel hält sich raus dpa, 26.04.2019 15:14 Uhr

Sache der Mitgliedstaaten: Die EU überlässt das Thema Impfpflicht den Ländern, hält sie aber nicht für die beste Lösung. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Die auch in Deutschland debattierte Impfpflicht ist aus Sicht der EU-Kommission kein Allheilmittel zur Eindämmung der Masern und anderer Infektionskrankheiten. „Zwang ist nicht die einzige Lösung“, sagte Vizepräsident Jyrki Katainen in Brüssel. „Es kann in einigen Ländern funktionieren, aber andere Organisationsformen des Impfens scheinen genauso wirksam zu sein.“

Es liege allein im Ermessen der EU-Staaten, wie sie vorgehen, sagte der finnische Kommissar. Viel hänge davon ab, wie gut das Gesundheitssystem funktioniere und wie gut die Bürger informiert seien.

Die Kenntnisse über das Impfen sind nach einer am Freitag veröffentlichten Umfrage im Auftrag der Kommission teils lückenhaft. So nähmen 48 Prozent der mehr als 27.000 Befragten fälschlicherweise an, dass Impfstoffe häufig ernste Nebenwirkungen hätten. In Deutschland sind es 46 Prozent. EU-weit glauben 38 Prozent eine Impfung könne genau die Krankheit auslösen, vor der sie schützen soll. Unter den befragten Deutschen waren es 42 Prozent.

Die Impfraten sänken und Infektionskrankheiten nähmen zu. Allein von 2016 bis 2017 habe sich die Zahl der Masernfälle verdreifacht. „Unsere Bürger wissen nicht genug“, fügte der Kommissionsvizechef hinzu.

Mit Fragen über das Impfen wenden sich die allermeisten der Befragten, nämlich 79 Prozent, an ihren Arzt. Das Internet spielt laut Umfrage keine große Rolle. Nur 5 Prozent suchten demnach in sozialen Netzwerken und weitere 14 Prozent auf anderen Webseiten.