Apotheker liefert Laientests bundesweit persönlich aus

„Ich mache die Hotgen-Deutschlandtour“ APOTHEKE ADHOC, 28.03.2021 08:22 Uhr

Berlin - 

Corona-Laientests sind heiß begehrt, aber oftmals schwer zu bekommen. Gut also für die Apotheke, die einen zuverlässigen und schnellen Lieferanten hat. Und das kann durchaus auch mal ein anderer Apotheker sein, Bodo Schmitz-Urban zum Beispiel: Er hatte sich schnell eine verlässliche Quelle organisiert und greift nun dutzenden Apotheken unter die Arme – höchstpersönlich. Schmitz-Urban ist tagelang mit einem Camper voll Laientests durch die gesamte Republik gefahren und hatten Apotheken damit beglückt.

„Das ist mein mobiles Homeoffice“, sagt Schmitz-Urban über seinen neuen Camper: Bis unters Dach hat er ihn mit Corona-Laientest vollgepackt und ist dann einmal im Uhrzeigersinn durch die ganze Republik gefahren – 3000 Kilometer in drei Tagen, übernachtet hat er im Camper. „Endlich komme ich mal wieder raus, das ist fast wie Urlaub.“ Doch was sich – zumindest fast – wie Urlaub anfühlt, soll zahlreichen Apotheken helfen, sich in der aktuellen Situation zu behaupten. 12.000 Tests hat er während der ersten Tour an insgesamt 20 Apotheken verteilt. Und am Montag geht es gleich weiter. Denn die Nachfrage ist groß.

„Alle Apotheken werden gerade von Kunden überrannt, aber kaum eine hat Laientests“, sagt Schmitz-Urban. „Damit stehen die Vor-Ort-Apotheken vor einem Dilemma, denn die Versender können liefern und auch die Drogerien und Supermärkte bieten welche an. Dort, wo sie der Beratung wegen hingehören, finden Kunden jedoch oft keine.“ Glücklicherweise habe er sich bereits frühzeitig gut aufgestellt, erzählt er. „Ich habe das Problem vor einem Jahr am eigenen Leib erfahren, als wir plötzlich Atemschutzmasken brauchten, aber nirgendwo welche kriegten“, sagt er. „Dasselbe Problem habe ich bei den Tests auf uns zukommen sehen und deshalb rechtzeitig meine Kontakte zu den asiatischen Importeuren angefragt, über die ich dann auch die Masken bezogen habe.“

Bereits vor drei Wochen bestellte er dort 50.000 Tests von Hotgen – zertifiziert, einzeln verpackt und mit deutscher Anleitung. „Die Ware kommt nun nach und nach rein. Teilweise verschicken wir sie per Express, teilweise liefere ich sie persönlich im ganzen Bundesgebiet aus, damit es noch schneller und zuverlässiger bei den Apotheken ankommt.“ Die persönlichen Besuche sind für ihn auch Kontaktpflege, denn Schmitz-Urban ist nicht nur Inhaber der beiden Falken-Apotheken in Wuppertal, sondern auch diplomierter Marketing-Kommunikationswirt, der mit seinem Unternehmen BSU Consult Apotheken berät. „Das ist keine Aktion meiner Apotheken, sondern meines Beratungsunternehmens“, sagt er. „Sonst berate ich nur strategisch, aber im Moment will ich auch operative Unterstützung leisten.“ Dabei beschränkt er die Aktion aber nicht auf seine Beratungskunden. „Wir beliefern nicht nur unsere Kunden, sondern jeden Inhaber, der Bedarf hat.“

Abnehmer zu finden, sei dabei das kleinste Problem gewesen. „Das ganze läuft über Social Media und Empfehlungen. Es hat sich natürlich schnell rumgesprochen, dass ich lieferfähig bin und jede Menge Test habe, deshalb haben sich jede Menge Kollegen bei mir gemeldet. So kamen unzählige Bestellungen zusammen.“ Die Erfahrungen, die er von den Kollegen zu hören kriegt, klingen überall ähnlich: Nichts gefunden, mehrfach vom Lieferanten versetzt, immer wieder storniert. Und selbst wenn man Ware kriegt, ist sie oft überteuert. Schmitz-Urban hingegen betont, maximal fünf Euro pro Test zu nehmen.

Also packte er seinen vor zwei Wochen neu gekauften Camper und ging auf Tour: Wuppertal, Dortmund, Münster, Oldenburg, Hannover, Wriezen in Brandenburg, Schweppnitz in Sachsen, Solingen, Pressig in Bayern, Würzburg, Frankfurt am Main. „Ich mache die Hotgen-Deutschlandtour“, sagt Schmitz-Urban. „Und parallel dazu nimmt meine Assistentin im Büro weitere Bestellungen entgegen.“ Dabei wurden selbst während der Tour noch Bestellungen – und damit Ziele – neu aufgenommen: „Der Kollege aus Frankfurt hatte am Mittwochabend bestellt und stand Donnerstagmorgen, 8.30 Uhr, bei ihm vor der Apotheke“, erzählt Schmitz-Urban. Solche Erlebnisse zählten für ihn zu den schönsten auf Tour. „Die Reaktionen waren wirklich super, es macht absolut Spaß. Das war ja auch einer der Gründe: viele Leute endlich mal wieder persönlich zu sehen.“

Noch rund zwei Wochen werde die turbulente Zeit anhalten, schätzt Schmitz-Urban. „Aber ab Montag haben wir das logistisch nochmal etwas geschickter aufgebaut, dann hilft uns ein Logistikpartner, der zum nächsten Tag liefert.“ Bisher selbst auszuliefern, hatte natürlich auch noch einen nicht ganz uneigennützigen Effekt neben der persönlichen Kontaktpflege. „Natürlich ist das ein Stückweit auch eine PR-Aktion, ich teile Fotos und Videos in sozialen Medien und mache die Menschen so auf meine Arbeit aufmerksam“, sagt er. „Ich will damit zeigen, dass mir der Erfolg der stationären Apotheken am Herzen liegt.“