Dopingschmuggel

Frankfurt: 400 Kilo Arzneimittel in der Luftfracht

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Berlin -

Das Zollfahndungsamt Frankfurt hat einen seltenen Großfund gemacht: Bei einer Kontrolle stellte es mehr als 400 Kilogramm Arzneimittel sicher, die von Singapur nach Paraguay verschickt werden sollten. Sie waren als „Health Products“ gekennzeichnet, obwohl sie dem Arzneimittel- und Anti-Doping-Gesetz unterliegen. Ein Schreiben der Behörde in Paraguay sollte die Lieferung legitimieren – an dem stimmte aber etwas nicht.

Die Arzneimittel waren in der Luftfracht transportiert worden: Dort hatten die Beamten im September und Oktober zwei zusammenhängende Chargen kontrolliert und waren fündig geworden: Aus mehr als zwei Dutzend geöffneten Paketen zogen sie rund 83.000 Ampullen mit Dopingmitteln sowie 10.000 Tütchen und 11.000 Tabletten Potenzmittel.

Da aufgrund des Anti-Doping-Gesetzes nicht nur Ein- und Aus-, sondern auch die Durchfuhr illegal ist, haben die Beamten die Präparate sichergestellt. Zwar wurde ein Strafverfahren eingeleitet und das Zollfahndungsamt Frankfurt am Main begann umgehend zu ermitteln. Doch die Lieferung war offensichtlich gut getarnt: Denn obwohl sich die Beamten an ihre Kollegen in Paraguay wendeten, konnte kein Empfänger identifiziert werden. Die Anschrift, an die die Pakete gesendet werden sollten, existiert nämlich gar nicht.

Außerdem war eine Genehmigung der Behörde für Gesundheitsüberwachung in Paraguay beigefügt. Eine nähere Untersuchung hat jedoch ergeben, dass das Schreiben manipuliert worden war. „Die Menge der sichergestellten Dopingpräparate zeigt, dass es einen großen Markt für solche Produkte gibt, obwohl diese erhebliche gesundheitliche Gefahren mit sich bringen“, so die Sprecherin des Zollfahndungsamts Frankfurt am Main.

Der illegale Handel mit Arzneimitteln ist ein globales Milliardengeschäft. Speziell Dopingmittel haben Konjunktur, nicht nur im Profi-, sondern zunehmend auch im Freizeitsport. Erst im Sommer hatten internationale Polizeibehörden in einer konzertierten Aktion Dopingmittel im Millionenwert sichergestellt.

Polizei- und Sicherheitsbehörden aus 33 Ländern, Europol, Interpol, die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung und die Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission hatten sich dazu unter Führung der italienischen NAS Carabinieri und der griechischen Finanzpolizei zusammengetan. 234 Verdächtige wurden festgenommen, 17 Banden enttarnt, neun sogenannte „Untergrundlabore“ ausgehoben und 839 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Insgesamt wurden 3,8 Millionen Einheiten Doping- und gefälschter Arzneimittel sichergestellt, allein 24 Tonnen Steroidpulver. Es war „der bislang größte Einsatz seiner Art“, so Europol.

Auch die regelmäßig stattfindende Interpol-Aktion Pangea hat bereits Millionen von Euro aus dem Verkehr gezogen: Zuletzt hatten Polizei, Zoll- und Arzneimittelaufsichtsbehörden in 116 Ländern zugeschlagen und dabei 500 Tonnen illegaler Arzneimittel beschlagnahmt. Die Bandbreite der sichergestellten Arzneimittel reicht von Entzündungshemmern über Schmerz-, Potenz- und Schlafmittel bis hin zu anabolischen Steroiden und Schlankmachertabletten. Aber auch Medikamente gegen schwere Erkrankungen wie HIV, Parkinson oder Diabetes waren darunter. Außerdem wurden mehr als 110.000 Medizinprodukte und Hilfsmittel wie Spritzen, Kontaktlinsen, Hörgeräte oder OP-Besteck konfisziert.

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