Schönheitschirurgie

Fettabsaugen ist kein Abnehmtrick dpa, 25.01.2018 11:48 Uhr

Mit einer Fettabsaugung lassen sich Problemzonen am Körper chirurgisch formen. Ein solcher Eingriff eignet sich aber nicht für Übergewichtige, die so ihre überflüssigen Kilos loswerden wollen. Foto: Bill Branson
München - 

Die Silhouette soll wohlproportioniert, stimmig und harmonisch sein. Doch der Blick in den Spiegel fördert bei manch einem Pölsterchen an den Oberschenkeln oder Speckröllchen am Bauch zutage. Wer die nicht so loswird, könnte auf die Idee kommen, das Fett absaugen zu lassen. In der Fachsprache heißt der Eingriff Liposuktion. Doch diese plastisch-chirurgische Behandlungsmethode ist nicht immer der richtige Weg.

„Viele Interessenten machen sich von einer Liposuktion falsche Vorstellungen“, sagt Professor Dr. Riccardo Giunta, Direktor der Abteilung für Handchirurgie, Plastische Chirurgie und Ästhetische Chirurgie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Aber: Eine Fettabsaugung ist nichts für Übergewichtige, die so abnehmen wollen. Bleiben dagegen nach einer Ernährungsumstellung und trotz viel Bewegung hartnäckige Problemzonen, kann eine Liposuktion eventuell Abhilfe schaffen. Neben sogenannten „Reiterhosen“ oder „Rettungsringen“ kommen auch ein Doppelkinn, Pölsterchen an der Hüfte oder Brüste beim Mann dafür infrage.

Fettabsaugung wird mitunter als ein Vorgang abgetan, bei dem der behandelnde Arzt nicht viel falsch machen kann. „Dabei kann einiges danebengehen, wenn ein unzureichend ausgebildeter oder unerfahrener Behandler am Werk ist“, warnt Torsten Kantelhardt. Er ist Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Rottach-Egern. Wird etwa zu viel Fett abgesaugt, können unschöne Dellen entstehen. Auch Schwellungen und Blutergüsse sind nach einer Liposuktion möglich. Inseltenen Fällen kann es zu Thrombosen oder Embolien kommen.

Patienten sollten sich vor dem Eingriff intensiv über mögliche Risiken und Komplikationen aufklären lassen, rät Christoph Kranich von der Verbraucherzentrale Hamburg. Grundsätzlich gilt: „Je länger die Operation dauert und umso mehr Fettgewebe auf einmal abgesaugt wird, desto höher ist das Risiko, dass es zu Komplikationen kommt“, erklärt Kantelhardt.

 

Daher sei es manchmal ratsam, das Fett an einer Problemzone in mehreren Sitzungen abzusaugen. In einigen Fällen bietet es sich an, abgesaugtes Fett an einer anderen Stelle im Körper wieder einzuspritzen. Fett aus dem Bauch kann zum Beispiel benutzt werden, um Fältchen im Gesicht zu mindern, erläutert Giunta, auch Präsident der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC).

„Das schonendste Verfahren ist die Wasserstrahltechnik“, erklärt Giunta. Bei dieser Methode wird das Gewebe mit einem „Wasserstrahl“, in dem sich ein Lokalanästhetikum und Adrenalin befinden, betäubt. In der Einwirkphase quellt die Flüssigkeit die Fettzellen auf. Dann werden Absaugkanülen eingeführt. Mit der Vakuummethode wird nun das gelockerte Fett mit dem Wasserstrahl abgesaugt.

Daneben gibt es etwa auch die Ultraschall-Methode. Dabei wird die Problemzone an ein Gerät angeschlossen, das Ultraschallwellen aussendet und so die Fettzellen in der Tiefe zum Schmelzen bringt, während die oberen Hautschichten unversehrt bleiben. Das Fett wird im Idealfall vom Körper selbst ausgeschieden – also nicht abgesaugt. Es kann allerdings nur eine handgroße Fläche behandelt werden, so dass meist mehrere Sitzungen notwendig sind.

Mit der Absaugung der Fettzellen entsteht im Körper eine Wunde. Sie zieht sich im Zuge der Heilung zusammen und die Haut strafft sich. Es kann aber vorkommen, dass die Straffung ausbleibt und die Hautpartie schlaff herunterhängt. „Dann muss dies operativ gestrafft werden“, erläutert Kantelhardt.

Ob der Eingriff ambulant oder operativ erfolgt, hängt nicht zuletzt von der Größe der Problemzone ab. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, wenn der Patient zumindest eine Nacht in der Klinik bleibt.

Die Kosten für die Fettabsaugung hängen von der Größe der Problemzone und der Dauer der OP ab. „Eine ästhetische Liposuktion am Unterbauch kann um die 1000 Euro kosten“, sagt Giunta. Ein ausgedehnterer Eingriff ist aber nicht selten mehrere tausend Euro teuer. Die Krankenkassen kommen für die Kosten nicht auf.

Kranich weist darauf hin, dass viele Kliniken und Ärzte Festpreise verlangen. Dies ist aber nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs unzulässig. Ärzte müssen Patienten eine Rechnung auf Grundlage der ärztlichen Gebührenordnung ausstellen.

Bei der Suche nach einem seriösen Behandler sollten Interessierte auf die Bezeichnung „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“ achten, rät Kantelhardt, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) ist. Jemand, der sich „Schönheitschirurg“ nennt, sei nicht qualifiziert fürs Fettabsaugen und hat vielleicht nur einen Wochenendkurs besucht.

Ebenfalls wichtig: Das Gewicht des Patienten sollte vor der Behandlung über eine längere Phase konstant gewesen sein. Ein Auf und Ab des Gewichts könnte sich nach einer Fettabsaugung ungünstig auf die Problemzone auswirken.